Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)
sehen, aber sie kämpfen Seite an Seite mit den Lebenden.« Breed lachte. »Also kennen diese Jungs keine Furcht. Sie sehnen sich sogar nach dem Tod – um zum ›Geisterkrieger‹ zu werden. Erstaunlich.« Er tupfte sich das tränende Auge ab. »Wenn sie diese Zanzaris erwischen, wird das für sie ein richtiges Zuckerschlecken. Fahren wir – jetzt haben Sie ja alles gesehen. Ist das nicht tolles Material für Ihre Zeitungen?«
Bond war nur allzu froh, dem Dorf und dem Schattenbaum mit den baumelnden Leichenfrüchten zu entkommen.
»Wir ziehen uns zurück«, erklärte Breed. »Verminen die Ufer. Zurzeit greifen sie uns von allen Seiten an – aber hier kommen sie nicht durch.«
Sie liefen zum Peugeot zurück.
»Ich möchte mit Adeka sprechen«, sagte Bond. »Könnten Sie das für mich einrichten?«
»Das ist doch nicht Ihr Ernst – selbst ich werde nicht zu ihm vorgelassen.«
»Wie kommunizieren Sie dann?«
»Meistens erhalte ich schriftliche Befehle: Verstärken Sie hier. Sprengen Sie diese Brücke. Verlegen Sie eine weitere Truppe dorthin. Wehren Sie jenen Angriff ab. Fallen Sie zurück und formieren Sie sich neu. Adeka hat immer das große Ganze im Blick. Das ist fast schon ein bisschen unheimlich. Und er verteilt den Nachschub, der über Janjaville reinkommt – du kriegst eben, was er dir bewilligt. Er stellt sich ziemlich geschickt an – für einen schwarzen Brigadegeneral.« Breed strahlte Bond an. »Wollen Sie was trinken?«
Ohne seine Antwort abzuwarten, führte ihn Breed zu einem Jeep der US -Army mit Segeltuchdach und hoher, biegsamer Antenne. Hinten stand ein beeindruckendes Funkgerät mit vielen Stellrädern, ein junger Mann mit übergroßem Blechhelm saß davor und lauschte dem Funkverkehr. Breed zog eine Schnapsflasche aus einem Tornister. Nach einigem Wühlen holte er auch zwei blinde Gläschen daraus hervor, stellte sie auf die Motorhaube und goss beide voll. Bond hatte zwar nicht die geringste Lust, mit Breed anzustoßen, aber vielleicht würde ihm der Hochprozentige helfen, das eben Erlebte zu verdauen.
»Prost«, sagte Breed, und sie leerten die Gläschen in einem Zug. Bonds Kehle brannte. Was für ein Fusel. Breed schenkte ihnen nach.
»Lassen Sie mich raten«, sagte Bond. »Matebeleland, 1966 … Die Rhodesian African Rifles?«
»Nein. Leichte Infanterie. Die gute alte RLI .« Breed deutete auf die beiden Narben an seiner Wange. Ein ZANLA -Terrorist hat mir ins Gesicht geschossen. Er hielt mich für tot. Nach sechs Monaten Krankenhaus in Salisbury wurde ich ausgemustert. Ein Glück, dass Hulbert Linck gerade auf Rekrutierungstour ging. Fünftausend US -Dollar pro Monat, auf jede x-b eliebige Bank weltweit. Ein unwiderstehliches Angebot. Darum habe ich mich mit ein paar Kumpels von der RLI für Dahum verpflichtet. Und diese Dahum-Burschen haben durchaus Mumm. Wenn der Juju-Mann ihnen tüchtig einheizt, kämpfen sie bis zum Umfallen.« Er grinste. »Das ist das Geheimnis unseres unwahrscheinlichen Erfolgs. Wir haben die dickeren Eier.«
Bond schwieg. Breed schenkte Schnaps nach.
»Wie wär’s damit, Bond: In der Innenstadt gibt es diesen kleinen Club – nette Stimmung, gute Musik, europäische Spirituosen, sehr anschmiegsame Mädels. Die mögen weiße Jungs, die für ihre Heimat kämpfen. Wollen wir uns heute Abend dort treffen?«
Bond wollte nicht mit Kobus Breed um die Häuser ziehen. Auf gar keinen Fall.
»Dafür werde ich kaum Zeit haben. Muss meinen Artikel abliefern.«
Breed tippte auf die dahumische Flagge, die Bonds Jacke zierte.
»Man könnte Sie glatt für einen von uns halten.«
Aus dem Funkgerät im Jeep drang statisches Rauschen zu ihnen. Breed sah sich um. Der Funker lauschte konzentriert und nickte ihm zu.
»Ist für Sie, Boss.«
Breed schlenderte hinüber und setzte die Kopfhörer auf. Je länger er zuhörte, desto ernster wurde seine Miene.
»Yeah. O.k . Roger.« Er nahm die Kopfhörer ab und wischte sich übers Auge.
»Was ist?«, fragte Bond.
»Die Kacke ist gerade mächtig am Dampfen. Was wir heute abgewehrt haben, war ein Scheinangriff. Eine andere Kolonne rückt gerade auf den Flugplatz vor.« Breed deutete auf das Funkgerät. »Das hat Adeka gerade gemeldet.«
»Höchstselbst?«
»Nein. Aber er hat es mir ausrichten lassen. Muss jetzt los. Die Lage ist verdammt ernst.«
»Was dagegen, wenn ich mich anschließe?«, fragte Bond, einer spontanen Eingebung folgend.
Breed blickte ihn etwas scheel an. Dann sagte er mit unverhohlener Skepsis: »Waren
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