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Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Titel: Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Boyd
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Er schrieb ein harmloses Textchen über das tapfere kleine Dahum, das entgegen allen Erwartungen so beherzt wie unermüdlich weiterkämpfte, aber M würde zwischen den Zeilen lesen, dass Bond »vor Ort« war. In einem Nachsatz fügte er hinzu, er bemühe sich intensiv um ein Interview mit Brigadegeneral Adeka, doch aufgrund »operativer Schwierigkeiten« scheine das aussichtslos. Außerdem erwähnte er, dass die Geschäftsführung der OG Palmöl und Agrarbedarf GmbH zurzeit verhindert sei. Wenigstens würde man in Blessings Fall nun Ermittlungen einleiten.
    Danach verbrachte Bond wieder einen trinkseligen Abend mit Dupree, Haas und Breadalbane. Von Haas erfuhr er, dass für hundert Dollar jeder einen Sitzplatz in einer der leeren Super Constellations buchen konnte, die aus Janjaville zurückflogen. Der Hafen von Port Dunbar war vollkommen blockiert, so dass man das Land nur auf dem Luftweg verlassen konnte – oder über Land, wenn man die stets auf Opfer lauernden MiGs nicht scheute.
    Als Bond nach oben und ins Bett ging, hatte er schlechte Laune. Er überlegte, ob er diese hundert Dollar nicht einfach berappen, Dahum verlassen und sich geschlagen geben sollte. Das entsprach zwar nicht seinem Naturell, aber er sah keinerlei Möglichkeit, sich Adeka zu nähern, es sei denn, er stürmte dessen Hauptquartier. Außerdem beschlich ihn das entsetzliche Gefühl, er könnte wegen dieses militärischen Patts noch Wochen oder Monate in Dahum festsitzen, so wie Digby Breadalbane.
    Im Morgengrauen weckte ihn ein heftiges Pochen an seiner Tür. Es war Sunday im Zustand heller Aufregung.
    »Wir haben einen echten Knüller, Mr Bond. Es ist zu einer kleineren Schlacht gekommen und wir haben den Feind besiegt. Ich dachte mir, das wollen Sie sich bestimmt ansehen.«
    Bond zog sich in Windeseile an, und Sunday fuhr ihn auf stetig enger werdenden Straßen in den Norden. Während sie im schimmernden, dunstigen Licht dahinholperten, fragte sich Bond, ob es sich nur um eine PR -Aktion handelte – eine Inszenierung eigens für ihn, den leichtgläubigen Neuling, der sie in seinem Artikel beflissen als dahumische Heldentat beschreiben würde. Seine Laune hatte sich nicht gebessert – seine Erwartungen waren gering.
    Nach einer Stunde bogen sie von der befestigten Straße ab und fuhren in ein Gebiet voller Mangrovensümpfe und gewundener Bäche. Ein erhöhter Fahrdamm führte über die Wasserläufe. Eine Weile später passierten sie die ersten dahumischen Soldaten, die jubelnd von der Front heimkehrten. Am Morgenhimmel waren oberhalb der Baumlinie Rauchschwaden zu sehen.
    Sie erreichten ein Dorf, das bereits vor Wochen abgebrannt und zerstört worden war: Die zertrümmerten Lehmhütten, verkohlten Dachbalken und entlaubten Bäume ließen auf einen Napalmangriff schließen. Bond und Sunday stiegen aus dem Peugeot und liefen inmitten aufgekratzt herumschwirrender dahumischer Soldaten zum riesigen Schattenbaum in der Dorfmitte. Dort fanden sie Breed vor, der mit einem halben Dutzend anderer weißer Söldner die aufgereihten Leichen von acht Soldaten der zanzarischen Armee umringte. Ein paar Schritte entfernt lag am Dorfausgang ein noch rauchender, umgekippter Schützenpanzer mit einem Loch in der Seite – möglicherweise von einer der Bazookas oder Panzerabwehrkanonen verursacht, die am Vorabend aus der Super Constellation ausgeladen worden waren.
    Breed drehte sich um, eine Träne wegwischend, um ihn zu begrüßen. Er trug ein graues T-S hirt mit dem Aufdruck » HALO «, und seine zerdrückte Schildkappe saß verwegen auf dem Scheitel. Seine Stimmung war so gemischt wie immer – leutselig, rastlos und finster zugleich.
    »Tja, wir haben sie kommen sehen und hier auf sie gewartet«, sagte Breed. »Bäng-bäng – kaum hatten wir diese Typen erwischt, sind die anderen einfach weggerannt. Wir werden sie nach Sinsikrou zurückjagen.«
    Er brüllte ein paar Befehle, woraufhin einige Soldaten in den Schattenbaum hinaufkletterten, mit langen Seilen, die sie mit einem Ende an die Äste knoteten, während das andere nach unten hing. Danach ließ Breed sich einen schweren, klirrenden Sack bringen und zog daraus Dinger hervor, die an riesige Angelhaken erinnerten, fünfzehn Zentimeter lang, mit einem breiten Kopf. Er befestigte sie erst an den Seilenden und drückte die Widerhaken dann zu Bonds Verblüffung und Entsetzen in und unter die Kiefer der toten Soldaten, wie ein Schauermann, der seinen Handhaken in einen Ballen steckt. Breed zog kräftig

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