SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT
selbst zu machen: Kochen, Segeln, die Elektrik, Motorreparaturen, Klempnerarbeiten, Rigg-Service, Wetteranalysen – die Liste kann endlos lang sein. Was er nicht erwähnt, sind Alter und Geschlecht. Von dem Moment an, da wir uns zum ersten Mal trafen, fühlte ich mich durch ihn nie vorverurteilt oder unzureichend wahrgenommen, nur weil ich ein Teenager oder gar weil ich ein Mädchen war.
Die Segelwelt wird von Männern dominiert, aber für Bruce und viele andere meiner fabelhaften Helfer waren meine Fähigkeiten, meine Zielstrebigkeit und meine Hingabe ausschlaggebend. Zweifellos dachten sie anders als jene Segler, die mir damals nicht mal ihre Leinen zuwerfen wollten. Für sie war die Tatsache völlig irrelevant, dass ich ein Teenagermädchen bin. Ich frage mich bis heute, ob der Wirbel um meine Weltumseglung genauso groß gewesen wäre, wenn ich ein Junge im Teenageralter gewesen wäre. Nun ja, ich weiß, dass Jesse Martin und seine Eltern eine Menge Kritik hatten einstecken müssen, als er lossegelte. Also wäre es vielleicht das Gleiche gewesen.
Mir war klar, dass ich zunächst (abgesehen davon, ein Boot zu finden) ernsthafte Hochseesegelerfahrung sammeln musste, bevor ich los konnte. Das klingt leichter, als es ist – zumindest, wenn du ein 14 Jahre altes Mädchen bist. Ich formuliere es einmal so: Man ist nicht gerade erste Wahl bei Skippern. Dennoch segelte ich bereits ein-, zweimal die Woche auf einer Yacht aus unserer Gegend namens SORAYA .
Zudem jobbte ich als Ausbilderin in der Segelschule, brachte also Kindern und Erwachsenen das Segeln in kleinen Jollen bei. Das Unterrichten der Kinder machte mir Spaß, aber ich hatte das Gefühl, dass einige der Erwachsenen es nicht so lustig fanden, sich von einem so viel jüngeren Menschen sagen zu lassen, was sie zu tun hatten und wasnicht. Es endete ziemlich oft damit, dass wir alle nass wurden. Auch diese Erfahrungen trugen dazu bei, dass ich meinen Traum immer intensiver verfolgte.
Ich kann euch gar nicht sagen, wie aufgeregt ich war, als alle meine Mühen schließlich belohnt wurden. Ich nahm an Bord einer 45-Fuß-Yacht namens ELEGANT GYPSY an meiner ersten Hochseeüberführung von Vanuatu nach Brisbane teil! Wir hatten die Eigner Sharon und Chris und ihre beiden Söhne Hugo und Max bei einem Törn im Norden kennengelernt und waren seither in Kontakt geblieben. Sie hatten ihre Saison gerade in Vanuatu beendet, und weil Sharon und die Jungs zurück nach Australien flogen, brauchte Chris Unterstützung für die Rückführung der Yacht.
Bevor meine Eltern ihr Okay gaben, mussten alle Törndetails doppelt geprüft werden. Es war persönliche Sicherheitsausrüstung zu kaufen, und mein Vater bestand sogar darauf, dass ich mir eine sogenannte EPIRB (Emergency Position Indicating Radio Beacon) anschaffte. Mum und Dad waren ziemlich nervös, als sie mich zum Flughafen brachten, um mich dort zu verabschieden. Auch die Verwirrung am Check-in-Schalter trug nicht gerade zu ihrer Beruhigung bei. Dort sagte man mir zunächst: »Sorry, wir haben hier keine Buchung unter dem Namen Watson.« Glücklicherweise löste sich das Problem schnell: Sie entdeckten, dass ich den Flug aus irgendeinem Grund unter dem Namen »Ms. Mooloolaba« gebucht hatte. Den Grund dafür kapiere ich bis heute nicht!
Auf dem Flug nach Vanuatu traf ich meinen zukünftigen Crewkameraden Martin. Obwohl ich vor Aufregung beinahe platzte, bemühte ich mich um ein möglichst erwachsenes Auftreten. Am Ende war der Törn ziemlich überschaubar. Tatsächlich wendeten oder halsten wir während der gesamten 1107 Seemeilen langen Überführung nicht ein einziges Mal. Es gab einfach keine Richtungsänderung. Allein diese Tatsache ist rekordverdächtig. Es war definitiv nicht die Art actiongeladener Passage, die ich mir erhofft hatte, aber sie hat mireinen Vorgeschmack auf das Hochseesegeln gegeben. Und mehr als alles andere fand ich heraus, dass ich das einfache Leben des Langstreckensegelns liebte.
Vielleicht hatten Mum und Dad gehofft, dass ich nach Beendigung dieses ersten Törns genug hätte und meine Einhand-Idee aufgeben würde. Ich tat es nicht. Im Gegenteil: Ich war bereit für mehr.
Nach meiner Rückkehr absolvierte ich meinen Küstenskipperkurs in der örtlichen Segelschule. Für die Theorieprüfung musste ich eine Woche lang alles über Navigation, Törnplanung und Wetteranalyse lernen. Bei der praktischen Prüfung segelten wir von Coffs Harbour entlang der Küste von New South Wales und
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