SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT
wir hatten nun keinen Ersatzreifen mehr. Also mussten wir mitten im Nirgendwo auf der Hälfte des Weges anhalten und über Nacht bleiben. Dad rief über sein Satellitentelefon Hilfe herbei, undwir warteten, bis ein Satz neuer Reifen zu uns herausgebracht werden konnte.
Ich werde mich immer an diese Nacht erinnern. Ich ging spazieren, entfernte mich von den Buslichtern und wanderte hinaus in die Wüste, um den Sternenhimmel zu betrachten. Er wirkte endlos. Die Sterne waren so klar und einfach unfassbar. Ich habe schon einige sehr spektakuläre Sternenhimmel erlebt, als ich draußen auf See war, aber die Sterne über dem Outback sind noch atemberaubender.
Wir hatten ziemlich viel Spaß auf unserer Busreise, und ich bin froh, dass Mum und Dad uns die Chance gegeben haben, verschiedene Gegenden Australiens kennenzulernen. Aber ich glaube, dass wir am Ende dieser Reise alle wussten, dass die Tage der gemeinsamen Familientouren in diesem Bus gezählt waren. Wir wurden zu alt dafür. Und wir wollten alle wieder aufs Boot zurück. Wenn ich meine seglerischen Fähigkeiten verbessern wollte, musste ich dem Meer nahe sein.
Im Jahre 2007 sah es so aus, als würden wir eine Weile in der Mooloolaba-Marina an der Sunshine Coast bleiben. Also schickten Mum und Dad uns in die örtlichen Schulen. Letztendlich blieb ich aber nur ein Semester auf der Maroochydore Highschool, bevor ich mein Fernstudium wieder aufnahm. Ich hatte schon halb erwartet, dass wir uns eher früher als später wieder auf den Weg machen würden. Sicherheitshalber hatte ich auf der Highschool weder an einem Sportkurs noch an anderen Schulaktivitäten teilgenommen, und ich machte auch keinen ernsthaften Versuch, neue Freundschaften zu knüpfen. Wenn ich um die Welt segeln wollte, dann musste ich mit vollem Einsatz für dieses Ziel arbeiten. Die Rückkehr zum Fernstudium gab mir mehr Flexibilität. Ich fand einen Job als Tellerwäscherin im »Fish on Parkyn«, einem der führenden Restaurants entlang der Sunshine Coast. Ich musste Geld verdienen, wenn ich mehr Hochseesegelerfahrung sammeln wollte. Ich musste Flugtickets bezahlen können, wenn ich zu den verschiedenen Yachten fliegen wollte. Es war schwer genug, die Leute davon zu überzeugen, mich als Crewmitglied mitzunehmen. Darüberhinaus musste ich aber auch jedes Mal meine Eltern davon überzeugen, dass ich an Bord dieser Yachten sicher war. Mit meiner harten Arbeit für die Flugtickets konnte ich ihnen zeigen, dass es mir mit meinen Plänen todernst war. Man muss schon viel Leidensfähigkeit mitbringen, wenn man einem Job als Tellerwäscher bis zum Morgengrauen durchzieht … Das ist kein Spaß.
Als ich meinen Job im »Fish on Parkyn« antrat, dachte wohl niemand, dass ich lange bleiben würde. Es war eine harte Arbeit, die oft erst spät in der Nacht endete. Aber ich liebte die Herausforderung. Und wenn ich mal einen schlechten Abend hatte, dann gab es im Restaurant diesen köstlich klebrigen Dattelpudding. Irgendjemand musste schließlich die Portionen essen, die etwas verunglückt waren! Meinen Lohn investierte ich in Flüge und Ausrüstung wie etwa Ölzeug.
Für mich bestand der schwerste Teil dieses Abenteuers darin, die Leute immer wieder überzeugen zu müssen, mich ernst zu nehmen. Außerdem war es nicht eben einfach herauszufinden, wie alles funktionieren könnte. Glücklicherweise stand zu diesem Zeitpunkt meine Mutter bereits hundertprozentig hinter mir. Sie hatte längst erkannt, wie ernst es mir war. Sie war mein Resonanzboden, reflektierte mit mir Ideen für die Sponsorensuche oder suchte mit mir nach weiteren Informationsquellen. Ich fragte sie andauernd: »Wie können wir das schaffen? Was ist der nächste Schritt?«
Ich begann, mit Leuten über meine Pläne und Hoffnungen zu sprechen und auf Sponsoren zu hoffen. Ich hatte nicht das Geld, es aus eigener Kraft zu schaffen, also musste ich die Leute über mein Vorhaben informieren. Ich besuchte Werften, Marinas und Workshops, redete mit jedem, der mir zuhörte, und stellte haufenweise Fragen. Ich schrieb Briefe an alle, von denen ich annahm, dass sie mir in irgendeiner Weise behilflich sein könnten. Einen Brief schickte ich sogar an Anna Bligh, die Premierministerin von Queensland. Ich wollte herausfinden, ob es Zuschüsse für junge Abenteurer gäbe. Einer ihrer politischen Berater antwortete mir an ihrer Stelle und ließ mich wissen, dass sie keineMöglichkeit hätten, individuelle Projekte zu unterstützen. Aber er schickte mir
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