SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT
aber ich weiß, dass es auch für sie einer Ermahnung gleichkam. Dennoch: Wir hatten uns inzwischen alle mit den möglichen Gefahren arrangiert, die mit meinen Plänen verbunden waren. Also ließen wir uns nicht aufhalten.
In den letzten Tagen vor meiner Abreise ging es hektisch zu. Alle erledigten noch letzte Jobs und überprüften jedes Detail doppelt und dreifach. Ich blieb absolut ruhig und gelassen, während sich die Gemüterum mich herum erhitzten. Eine Crew von »60 Minutes« kam, um mich zu filmen, und der Journalist Charles Wooley interviewte mich, meine Mutter, meinen Vater und Bruce. Er ist ein guter Mann, und ich hatte Spaß daran, ihn mit zum Segeln zu nehmen. Er fragte mich, ob ich wirklich wüsste, auf was ich mich einlassen wollte. Und ich sagte ihm: »Nein. Das weiß ich nicht. Es ist ein Abenteuer. Ich will da raus gehen und versuchen, um die Welt zu segeln. Ich will sehen, ob ich es kann.«
Ehrlich gesagt, ich überraschte mich mit meiner Abgeklärtheit selbst. Und ich begann, mich langsam ein bisschen über die steigende Aufmerksamkeit für meine Person zu ärgern.
Wenn ich zurückblicke, dann war das vielleicht meine Art, mich auf den Abschied vorzubereiten, bevor ich allein sein würde.
Ich würde nicht mehr da sein, wenn »60 Minutes« den Beitrag über mich zeigte. Sie planten, es in der Nacht nach meiner Abreise zu senden. Darüber war ich froh. Ich hasse es, mich selbst im Fernsehen zu sehen. Nach all den Sorgen um mich sagte mein Vater zu Charles Wooley: »Es wäre verheerend, wenn wir sie verlieren würden … Aber ich glaube, es wäre noch schlimmer, ihr zu sagen, dass sie aufgrund des Risikos nicht lossegeln darf. Sie hat so viel in dieses Projekt investiert.« So sind meine Eltern. Sie haben Emily, Tom, Hannah und mich immer in unseren Träumen unterstützt, obwohl sie wussten, dass die Wege abseits der Normalität auch Risiken bergen.
Jemand hat mir ein Zitat des irischen Poeten und Philosophen John O’Donohue geschickt. Es lautet: »Eines der schönsten Geschenke der Welt ist Ermutigung. Wenn dich jemand ermutigt, dann hilft dieser Mensch dir über eine Schwelle, die du allein möglicherweise niemals überquert hättest.«
Dank Mum und Dad war ich auf dem Weg, eine Schwelle zu überqueren, die mich in vielerlei Hinsicht für immer verändern würde. Was auch geschehen würde, ob ich Erfolg hätte oder scheiterte, sie hatten mir das größte Geschenk gemacht: die Kraft und die Unterstützung gegeben, meinem Traum zu folgen.
Erst als der Abreisetag immer weiter nach hinten verschoben werden musste, nahm meine Anspannung zu. Ich war bereits total auf den Start fokussiert, als ein neues kleines Problem entdeckt wurde, für dessen Lösung wir einen weiteren Tag oder auch zwei benötigten.
Dennoch sah ich ein, dass natürlich alles stimmen musste, und ein bisschen hatte ich inzwischen auch gelernt, geduldig zu sein. Schließlich beluden wir das Boot am Nachmittag vor meiner Abreise mit einigen letzten Dingen, darunter eine Kiste mit Büchern, die Bruce nur den Kopf schütteln ließ. Danach saßen wir alle im Boot und aßen Pizza. Wir fragten uns, ob wir noch irgendetwas Wichtiges übersehen oder vergessen hatten einzupacken. Etwa wie Jesse Martin, der zwar seinen Sextanten mitgenommen, aber den dazu notwendigen Almanach vergessen hatte. Ich war sicher, dass mir auch so etwas passieren würde.
In dieser letzten Nacht schlief ich an Bord von ELLA’S PINK LADY . Ich würde die kommenden sieben Monate in dieser Koje verbringen und empfand es als gute Idee, sie noch einmal zu testen. Ich brauchte die Zeit aber auch für mich, um die riesengroße Nervosität abzustreifen. Ich schlief in dieser Nacht gut, denn ich wusste, dass ich dank des wundervollen Teams um mich herum alle nur denkbaren Vorbereitungen abgeschlossen hatte. Nicht einmal der Lärm einer der am meisten befahrenen Straßen Sydneys erreichte mich an meinem Liegeplatz in The Spit. Ich war ruhig, fühlte mich stark und absolut zu Hause auf meiner pinkfarbenen Yacht. Ich hatte nicht erwartet, so kurz vor meiner Abreise so ruhig zu sein. Meine letzten Worte zu Mum und Dad, bevor sie sich an dem Abend auf den Weg zum Hotel gemacht hatten: »Morgen wache ich auf und segle um die Welt.« Mich überkam ein Schauer aus Aufregung, Vorahnung und Ungläubigkeit, als ich diesen Satz sagte. Nachdem ich fünf Jahre lang von dieser Reise geträumt hatte, sollte sie nun endlich Wirklichkeit werden.
2
Die Reise
»In 20
Weitere Kostenlose Bücher