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SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT

SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT

Titel: SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Watson
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einem anderen Ort sein musste. Ich umarmte Mamafest und sah sie dabei die ganze Zeit an, versuchte, mir jedes Detail ihres Gesichts genau einzuprägen. Ich glaube nicht, dass irgendjemand von uns die Filmcrew von »60 Minutes« beachtete, aber ich denke, dass sie ein paar ziemlich emotionale Szenen eingefangen haben. Als ich schließlich davonmotorte, weinte sogar der abgeklärte alte Haudegen und Journalist Charles Wooley gemeinsam mit den anderen.
     
    Den Motor zu starten und mit ELLA’S PINK LADY abzulegen fühlte sich irgendwie unwirklich an. Doch sobald wir frei waren, riskierte ich einen letzten Blick über meine Schulter und sah dort am Steg meine tapfere Familie, mein bemerkenswertes Team und so viele bewundernswerte Menschen wie beispielsweise James Castrission stehen. Ich erkannte, was wir gemeinsam geleistet hatten, und wurde vor Stolz überwältigt.
    Doch Zeit zum Reflektieren blieb mir nicht. Ich musste mich darauf konzentrieren, die Segel hochzuziehen und ELLA’S PINK LADY mit Kurs auf die Sydney Heads und die Startlinie sicher durch die Flotte der Zuschauerboote zu steuern. Man muss sich das mal vorstellen, es ging da draußen ja nicht gerade ruhig, sondern eher ziemlich verrückt zu: Über mir kreisten die Helikopter. Etwa 30 Boote waren zum Abschied gekommen. Es hat mich sehr berührt, dass sich die Leute dafür Zeit genommen haben und mir ihre Unterstützung demonstrierten. Aber ich musste aufpassen, weil es bei sehr leichtem Gegenwind im Kielwasser der Boote und im zunehmenden Schwell fast unmöglich war, vorwärts zu kommen.
    Dass ich die Startlinie kreuzte, habe ich kaum wahrgenommen, weil es mit den vielen langsamen Wenden ewig dauerte, bis ich die Linie überhaupt erreicht hatte.
    Wir hatten den Hafenmeister Steve Young von der Syndey Ports Corporation gebeten, als offizieller Zeuge die Startzeit zu nehmen. Er war an Bord der BIG WAVE RIDER , um die Zeit zu notieren, als ich die imaginäre Linie zwischen den nördlichen und den südlichen Heads kreuzte, die den Anfang dessen markierte, was als hoffentlich sieben oder acht Monate währende Reise vor mir lag. Es gab keine Regel, dieeinen solchen Zeugen vorschrieb, denn unsere Daten wurden auch digital aufgezeichnet. Doch für mich und mein Team war es wichtig, dass dieser Moment von einer offiziellen Person festgehalten wurde.
     
    Je weiter ich mich von The Spit entfernte, desto kleiner wurde die Begleitflotte. Schließlich drehte auch das Boot mit Mum und Dad ab – früher, als ich es erwartet hatte. Die BIG WAVE RIDER blieb am längsten bei mir, doch plötzlich war auch sie verschwunden. Ich war endlich allein und begann prompt wieder zu weinen. Ich fühlte mich zitterig und elend. Die Emotionen hatten mir mehr zugesetzt als erwartet. Doch der Zustand hielt nicht lange an. Und meine Einsamkeit auch nicht. Die Helikopter hatten mich wieder gefunden!
    Den Rest des Tages verbrachte ich damit, uns in den leichten Winden anzutreiben, doch trotz aller Bemühungen konnte ich am Abend immer noch Land sehen. Ich schüttelte meine dumpfe Traurigkeit ab und fühlte mich wieder munter, während ich so lange wie möglich einem Lokalsender in Sydney lauschte. Ich machte das Beste aus dem immer wieder unterbrochenen Mobilfunknetz und verbrauchte den Rest meines Telefonguthabens, indem ich alle möglichen Freunde anrief. Warum hätte ich das Guthaben auch verfallen lassen sollen?
    Der Regen hatte aufgehört und wurde von einem schönen klaren Himmel abgelöst. Als der fast dramatische Sonnenuntergang über der verblassenden Silhouette der Syndey Harbour Bridge einsetzte, war ich bereit für alles, was vor mir lag.

Erster Abschnitt:
    Von Sydney nach Norden zu den Linieninseln
     
Montag, 19. Oktober 2009
    Gestartet
    … Ich gebe zu, dass ich nach dem Abschied noch eine Weile sehr bewegt war. Aber auf der Habenseite kann ich vermelden, dass ich mich bereits gut eingewöhnt und angesichts der ruhigen Bedingungen auch noch keine Anzeichen meiner sonst üblichen Seekrankheit verspürt habe.
     
    Ich empfand es als wertvollen Bonus, in diesen ersten Tagen nicht – wie sonst üblich – mit der Seekrankheit kämpfen zu müssen. Normalerweise starte ich in längere Törns immer in einem Zustand der Erduldung, bis mir die Seebeine gewachsen sind. Dass ich dieses Mal nicht seekrank wurde, erleichterte mir das Eingewöhnen in die Bordroutine enorm. Ich war von Beginn an gut drauf.
     
    Nach all der Aufregung um meine Abreise geht es jetzt so langsam voran. Wir

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