SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT
hektische Tage, und nicht alles klappte wie geplant. Aus irgendeinem Grund weigerten sich die Cockpitlenzer, ihr Lecken einzustellen. Mir tat der Typ leid, der sich immer wieder rückwärts ins Heck des Bootes quälen musste, um zusätzliche Lagen Glasfaser aufzubringen. Aber ich war froh, dass dieses Mal nicht ich es war, die sich in diesen beengten Raum quetschen musste.
Seit meiner Ankunft in Sydney hatte ich mich ein wenig zurückgezogen. Bruce hatte die Verantwortung für die Arbeiten am Boot übernommen und kümmerte sich um jedes Detail. Wir absolvierten Testläufe auf See, übten den Umgang mit dem Treibanker (eine Art Fallschirm, der bei Schwerwetter über das Heck geworfen wird, um als Bremse im Wasser zu dienen) und probierten das neue Leichtwindsegel aus. Danach schienen endlich auch die Cockpitlenzer zu funktionieren.
Schließlich kam ein Inspektor, um das Boot zu kontrollieren und sicherzustellen, dass Boot und Ausrüstung die Standardauflagen für Kategorie 0 erfüllten. Gefordert ist in dieser Kategorie die vollständige Ausrüstung zum Hochseesegeln. Die Vorschriften erfordern, dass man auf hoher See in kaltem Wasser und fernab jeglicher möglichen Unterstützung von außen in Temperaturen von 5 °C im Wasser und 5 °C in der Luft überleben kann.
Diese Kategorie betrifft alle Boote, die an Hochseerennen teilnehmen, und verlangt, dass sich die Yachten über einen längeren Zeitraum selbst versorgen können. Boote der Kategorie 0 müssen schweren Stürmen widerstehen können und auf Notsituationen ohne Hilfe von außen vorbereitet sein.
Der Inspektor kontrollierte meine Erste-Hilfe-Ausrüstung, den Proviant, die Bekleidung, die Überlebensanzüge, die EPIRBs und die Beschläge ebenso wie jede einzelne Komponente des Bootes selbst. Diese Überprüfung war keine Bedingung für meinen Törn, sondern wurde auf unseren Wunsch durchgeführt. Wir wollten sicherstellen, dass wir alles getan hatten, um mir die besten Voraussetzungen für den Erfolg zu schaffen.
Ich war gerade mit meiner Familie im Hotel in Manly, als Andrew Fraser am 10. Oktober mit niederschmetternden Nachrichten anrief. Ich wusste, dass Andrew Short in der Nacht zuvor abgelegt hatte, um mit seiner 80-Fuß-Yacht SHOCKWAVE an einem Rennen von Point Paper im Hafen von Sydney nach Flinders Islet bei Port Kembla und wieder zurück teilzunehmen. Andrew war der Skipper, und seine beiden Söhne Ryan und Nick gehörten zur 17-köpfigen Crew. Es hatte einen schrecklichen Unfall gegeben, in dessen Folge die Yacht auf dem Felsen zerschellte, als sie gerade die kleine Insel umrundete. Die ganze Crew wurde von Bord geschleudert. Andrew und seine überaus erfahrene Navigatorin Sally Gordon kamen dabei ums Leben. Ich konnte es einfach nicht glauben, als ich davon hörte. Es war ein Gefühl, als hätte jemand alle Luft aus dem Raum gesaugt, in dem wir uns befanden.
Wir standen unter Schock. Andrew war so herzlich zu mir und meiner Familie gewesen. Noch einen Tag zuvor war er so voller Leben. Er war einer dieser Männer, in deren Gegenwart man sich sicher fühlt. Es wunderte mich nicht zu hören, dass Andrew ganz zuletzt noch eine Taschenlampe zu Nick hinübergeworfen hatte, damit dieser seine Position signalisieren konnte. Weil er diese Lampe hatte, wurde Nick später von der Küstenwache gefunden, die ihn aus dem Wasser zog. Sein Vater hatte ihm das Leben gerettet.
An diesem Tag blieben wir der Marina fern, um den Menschen dort – viele von ihnen waren verwandt und befreundet mit den Shorts – ihre Ruhe zu lassen. Die Medien riefen an und baten um meinen Kommentar, aber es schien mir nicht angemessen, überhaupt etwas zu sagen. Ich hatte Andrew und seine Familie gerade erst kennengelernt, und es gab so viele andere Freunde von ihnen und Sally Gordon, die viel mehr über sie wussten.
Es war hart, die Trauer nicht übermächtig werden und uns durch sie aufhalten zu lassen. Doch wenn Andrew Short mich etwas gelehrt hat, dann war es, das Leben in vollen Zügen zu leben und an den Dingen festzuhalten, die für einen selbst wichtig sind. Für ihn waren es der Segelsport und seine Familie. Für mich ist es genauso.
Durch Andrews Tod haben wir uns alle verändert. Falls es irgendjemand vergessen hätte, erinnerte uns der Unfall daran, dass auf See einfach alles passieren kann. Es spielt keine Rolle, wie erfahren und wie vorsichtig du bist – schlimme Dinge können immer geschehen. Ich habe darüber nicht oft mit Mum und Dad gesprochen,
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