SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT
bekam, begannen mit den Worten »Liebe Frau Martin«. Jesse sagt, es war wie ein Tritt in den Hintern. Sie dachten nicht nur, dass er es nicht schaffen würde. Sie dachten auch noch, dass er ein Mädchen wäre. Ich hätte so gern das Armdrücken gewonnen, um ihm diese Gedanken heimzuzahlen!
Außerhalb meiner Welt voller Unterstützung und Helfer gab es immer noch einen konstant fließenden Strom an Kritikern. Weitgehend gelang es mir, diese Kritik zu ignorieren. Am meisten haben wir uns vermutlich alle aufgeregt, als der renommierte Regattaprofi Andrew Cape, der fünf Regatten um die Welt absolviert und siebenmal Kap Hoorn umrundet hat, am 8. Oktober eine E-Mail an den Journalisten und Buchautor Rob Mundle schickte. Rob Mundle sollte die E-Mail an mich weiterleiten, doch irgendwie fand sie ihren Weg auch in die Hände der Medien. Es gab zahlreiche Artikel, die aus der E-Mail zitierten. Rob schickte den Brief schließlich an Andrew Short, der ihn mir und meiner Familie überreichte. Er begann damit, dass Andrew es für seine Pflicht hielt, mich zu kontaktieren. Er wollte mich wissen lassen, dass eine solche Reise mehr Erfahrung voraussetzt, als ich hätte.
Ganz offensichtlich hatte er sich nicht darum bemüht herauszufinden, über welche Erfahrung ich tatsächlich verfügte. So führte er als Beispiele Dame Ellen MacArthur und Samantha »Sam« Davies an, die viele tausend Seemeilen absolviert hatten, bevor sie aufbrachen.
Wenn er mich nur gefragt hätte, hätte ich ihm sagen können, dass ich bereits 10 000 Seemeilen auf offener See hinter mir hatte. Dass ich – seinem Rat folgend – neben anderen Passagen schon den Süden Neuseelands umrundet hatte. Dass ich mich intensiv mit Elektronik befasst hatte, mit Meteorologie und mit der Fitness meines Körpers. Und dass ich über eines der am besten vorbereiteten Boote verfügte, das jemals jemand für einen solchen Törn hatte. Ich konnte auf die neueste Technologie an Bord zurückgreifen oder das Boot ohne Hilfe selbst segeln, falls die Technologie versagen würde.
Ohne jede Information über mich, meine Fähigkeiten, das Boot oder den Stand unserer Vorbereitungen schloss Andrew Cape, dass ich eine Chance von maximal 33 Prozent hätte, meine Weltumseglung erfolgreich abzuschließen. Eine weitere 33-Prozent-Chance räumte er drohenden Beschädigungen des Bootes ein. Die letzten 33 Prozent veranschlagte er für den Totalverlust von Boot oder Crew. Das Blatt »The Age« veröffentlichte eines seiner Zitate. Darin verglich er mein Vorhaben mit »dem Aufwachsen auf einem Bauernhof und der Auffassung, dass der Kauf eines Gewehres einem das Gefühl gäbe, es umgehend mit den Taliban aufnehmen zu können«.
Es war bedauerlich, dass Andrew Cape mir diesen Brief erst wenige Tage vor meiner Abreise schickte. Hätte er diesen Vorstoß etwas eher unternommen, dann hätte ich mit ihm sprechen, vielleicht auch von seiner Erfahrung profitieren können. Viele andere Segler mit vergleichbarer Erfahrung haben ihr Wissen sehr großzügig mit mir geteilt, und ich habe alles begierig aufgesaugt. Die Tatsache, dass Andrew Cape selbst im Alter von 16 Jahren an seinem ersten Sydney-Hobart-Rennen teilgenommen hatte, sagt mir, dass er möglicherweise selbst mit Anschuldigungen wie »du bist zu jung und unerfahren« konfrontiert worden war.
Es wäre außerdem natürlich wesentlich hilfreicher gewesen, wenn seine E-Mail nicht gleichzeitig als große Story in den Medien gelandet wäre. Die Art und Weise, wie die ganze Geschichte ablief, ließ mich an den ehrlichen Absichten dieser E-Mail zweifeln.
Ich war ehrlich wütend darüber, dass Andrew Capes Kommentare von vielen Leuten wie Fakten behandelt wurden. Aber ich konnte meine Zeit nicht mit Selbstverteidigung oder zu vielen Gedanken darüber verschwenden. Das wäre sinnlos gewesen. Ich musste mich einfach wie immer gut vorbereiten und konzentrieren. Ich wollte meine Taten die wahre Geschichte erzählen lassen.
Wir legten letzte Hand ans Boot an. Paul von Aquatronics Marine kümmerte sich um die finalen Feineinstellungen für die Elektronik, während Gavin Brennan feste Kameras an Bord und unter Deck installierte, damit ich auch während des Segelns filmen konnte. Es gab keinen Zentimeter Freiraum mehr an Bord, während wir alle in den verschiedensten Ecken arbeiteten. Dann musste ich natürlich auch noch lernen, die Kameras zu bedienen, denn wir hatten entschieden, zur Finanzierung der Reise einen Dokumentarfilm zu drehen.
Es waren
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