SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT
Heimat gestanden haben, doch wenn es stürmte, die See sich auftürmte und ich nur noch den endlosen Ozean und den ebenso endlosen Himmel miteinander verschmelzen sah, dann müssen unsere Gedanken daran, nur ein kleiner Teil von etwas viel Größerem zu sein, doch sehr ähnlich gewesen sein. Slocum schrieb in seinem Buch »Allein um die Welt«: »Wieder einmal befand ich mich abgeschieden auf See, in einer Einsamkeit, die alles andere überragte.«
Viele Menschen empfinden den Gedanken an Einsamkeit über einen längeren Zeitraum als beängstigend. Mich hat das nie abgeschreckt. Natürlich gab es Zeiten, in denen ich um Gesellschaft gefleht und mir nichts sehnlicher gewünscht habe als eine Umarmung. Aber die meiste Zeit über ist die Einsamkeit, über die Slocum schrieb, eines der Dinge, die ich am Segeln besonders liebe. Ich habe es zuvor schon gesagt: Wenn ich segle, dann dreht sich die Welt langsamer. Wenn ich es zulasse, dann geht es nur um den Moment. Alles wird dann ganz einfach.
Donnerstag, 17. Dezember 2009
Rauf auf den Mast und rein in die Brüllenden Vierziger
Gestern hatten wir einen schönen ruhigen Tag. Also entschied ich mich, in den Mast zu klettern. Ich nahm das Großsegel herunter, schaltete den elektrischen Autopiloten ein, setzte meinen depperten Helm auf und kletterte hoch. ELLA’S PINK LADY hat nicht gerade den höchsten Mast, und Wellen gab es auch kaum. Trotzdem konnte ich unsere rollenden Bewegungen da oben deutlich spüren!
Es war wichtig, sich nach so langer Zeit auf See und vor dem Einsetzen rauerer Bedingungen da oben im Masttopp einmal genau umzusehen. Ich bin zufrieden, denn alles scheint noch in perfektem Zustand zu sein. Die Aussicht war großartig, und ich fand es cool, ELLA’S PINK LADY einmal aus anderer Perspektive zu beobachten. Wenn ich das so sagen darf: Was für ein entzückendes Boot!
Am interessantesten aber war der Rückweg: Ich habe es nicht geschafft, mich sanft herunterzulassen – aua!
Es war natürlich typisch, dass der Wind, der uns den ganzen Morgen eine beständige leichte Brise beschert hatte, ausgerechnet in der Zeit drehte, als ich oben im Mast hing. Er kam plötzlich aus der Richtung, in die wir segelten und zerrte ein wenig an uns herum. Glücklicherweise hatte ich meine Fernbedienung (ein Gerät zur Kontrolle des Hauptautopiloten, das Informationen wie unseren Kurs, die Windstärke und Weiteres anzeigt) dabei und konnte uns mit ihrer Hilfe wieder auf einen besseren Kurs bringen.
Es war keine dramatische Situation, denn der Wind wehte nur schwach. Schlimmer wäre es gewesen, den Weg nach unten bei viel Wind antreten zu müssen. So aber war ich hingerissen von der Tatsache, dass ich nun da oben um den Mast herumschwang und ELLA’S PINK LADY wie ein ferngesteuertes Auto segelte. Einfach verblüffend!
Ich habe erst gestern Morgen bemerkt, dass ich mein Abenteuer imMast doch nicht gänzlich unbeschadet überstanden hatte. Ich fühle mich ein wenig steif und bin von blauen Flecken übersät. Ansonsten aber ist alles gut.
Im Alter von zwölf Jahren bin ich zum ersten Mal in den Mast einer Yacht geklettert. Damals war ich ziemlich ängstlich. Es geschah am gleichen Tag, an dem ich eine weitere Premiere erlebte: mein erstes Hochseerennen. Ich absolvierte an dem Tag eine wichtige Lehrstunde für den Rest meines Lebens: Lass niemals das Fall (die Leine, die zum Hochziehen oder Runterlassen der Segel benutzt wird) los! Denn wer es beim Befestigen am Segel oben im Mast loslässt, wird immer auch derjenige sein, der wieder rauf muss, um es einzufangen (in diesem Fall ich).
Bei meinem ersten Mal war es relativ leicht, in den Mast zu klettern, weil ich in einem Bootsmannstuhl (eine Art Sitz in Trapezform) saß und von jemandem hinaufgezogen wurde. Ich war damals klein und fast immer die leichteste Seglerin an Bord. Ihr könnt euch also vorstellen, dass die Wahl fast immer auf mich fiel, wenn jemand in den Mast musste.
Natürlich gibt es beim Einhandsegeln niemanden, der einen in den Mast ziehen kann. Also ist die Aktion etwas komplizierter. Viele Leute haben kleine Stufen in den Mast gebaut und klinken sich auf ihrem Weg nach oben oder wieder nach unten auf verschiedenen Höhen jedes Mal neu ein. Ich hatte keine Stufen am Mast von ELLA’S PINK LADY befestigt, denn in ihnen könnte sich ein Fall oder ein Segel verfangen und Probleme verursachen, die ich lieber vermeiden wollte. Stattdessen nutzte ich eine Steigklemme (Grigri-System) und einen
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