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Solo

Solo

Titel: Solo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Ihnen das schon
gesagt? Ein Anwalt und sein Klient, das ist wie ein Priester und sein
Beichtkind. Schließlich, wenn ich dem SDECE, unserm
französischen Geheimdienst, mitgeteilt hätte, was ich
über Ihre Verbindung zur OAS weiß …»

      «Und was soll ich jetzt
tun?» fragte Jarrot. «Wenn Sie die Fernsehnachrichten
gesehen haben, dann wissen Sie, wozu er fähig ist.»

      «Nicht zu fassen!» sagte
Deville. «Ich habe ihn natürlich schon mehrmals spielen
hören. Er ist ein brillanter Pianist, und ich erinnere mich vage,
in irgendeiner Zeitschrift gelesen zu haben, er sei als junger Mann ein
paar Jahre in der Fremdenlegion gewesen.»

      Jarrot sagte: «Der war nie
jung. Wenn ich Ihnen erzä hlen wollte, was er sich damals in
Algerien alles geleistet hat. In Kasfa hat er zum Beispiel zwei Kugeln
in die Lunge gekriegt und es trotzdem fertiggebracht, vier Fellachen
mit der Pistole abzuknallen. Mit einer Pistole, verdammt
nochmal.»

      Deville goß ihm noch einen Cognac ein. «Erzählen Sie weiter.»

      Das tat Jarrot. Am Ende seines Berichts war er stockbetrunken. «Also, was soll ich tun?»
    «Um elf Uhr, glaube ich, wollte er Sie
nochmals aufsuchen.» Deville sah auf die Uhr. «Jetzt ist es
zehn. Ich hole meinen Mantel, dann fahren wir zusammen zur Werkstatt.
Das Steuer übernehme besser ich. Sie kämen vermutlich nicht
heil bis zur nächsten Ecke.»
      «Zur Werkstatt?» stammelte Jarrot mit schwerer Zunge. «Warum zur Werkstatt?»
      «Weil ich mit ihm sprechen
möchte. Ihretwegen.» Er versetzte Jarrot einen kumpelhaften
Schlag auf die Schulter. «Vertrauen Sie mir, ich will Ihnen
helfen. Schließlich sind Sie doch deswegen zu mir gekommen, oder
nicht?»
      Er ging ins Schlafzimmer, zog einen
dunklen Mantel an und nahm den schwarzen Homburg, den er immer trug.
Dann zog er die Schublade seines Nachttischs auf und nahm eine
automatische Pistole heraus. Schließlich sollte er einem Mann
gegenübertreten, der, nach allem, was er heute abend erfahren
hatte, ein psychopathischer Mörder ersten Ranges sein mußte.
      Er wog die Waffe in der Hand, dann
faßte er, einzig seinem Instinkt und einer Ahnung folgend, einen
tollkühnen Entschluß und legte sie wieder in die Schublade.
Er kehrte ins Wohnzimmer zurück, wo Jarrot immer noch Cognac
trank.
    «So, Claude», sagte er munter. «Gehen wir.»

      Das Konzert war ein voller Erfolg.
Mikali wurde immer wieder herausgerufen, ein Teil des Publikums
verlangte stürmisch eine Zugabe. Endlich ließ er sich dazu
bewegen. Erregtes Flüstern im Saal, darauf Totenstille, als er
sich an den Flügel setzte. Eine Pause, und dann erklang Le Pastour von Gabriel Grovlez.

    Er ließ den Mietwagen ein Stück von der
Werkstatt entfernt stehen, ging den Rest des Weges zu Fuß durch
den strömenden Regen und trat lautlos durch die kleine Tür im
Haupttor ein. In der rechten Tasche seines Regenmantels steckte noch
immer der Colt. Er tastete nach dem Kolben, während er im Dunkeln
stand und auf die Musik lauschte, die man schwach aus der über der
Werkstatt liegenden Wohnung hören konnte.
      Er ging leise die Treppe hinauf und
öffnete die Tür. Der Wohnraum lag im Halbdunkel, eine einzige
Lampe brannte auf dem Tisch, an dem Jarrot sanft in betrunkenem Schlaf
schnarchte.
      Neben der Lampe stand eine leere
Flasche Napoleon, aus einer zweiten fehlte bereits ein Viertel. Ein
Transistorradio spielte leise Musik, dann schaltete sich die Stimme des
Nachrichtensprechers ein und brachte weitere Einzelheiten über die
Parforcejagd der Polizei nach dem Mörder Vassilikos' und seiner
Begleiter.

      Er streckte die Hand aus, schaltete
das Radio ab und nahm dann den Colt aus der Tasche. Eine leise Stimme
sagte in tadellosem Englisch mit leichtem französischem Akzent:

      «Wenn das die bewußte
Waffe ist, dann halte ich es für einen gravierenden Fehler, ihn
damit zu erschießen.»

      Deville trat aus dem Schatten im
Hintergrund. Er trug noch immer den dunklen Mantel und hielt in der
einen Hand einen Spazierstock, in der anderen den Homburg.

      «Man würde die Kugel aus
der Leiche entfernen, und die gerichtsmedizinische Untersuchung
müßte ergeben, daß sie aus der gleichen Waffe stammt,
mit der Vassilikos und seine Leute getötet wurden. Das stimmt
doch, oder?» Er zuckte die Achseln. «Was allerdings noch
nicht heißen will, daß die Spur zu Ihnen führen
würde, aber es wäre töricht, einen so brillanten Coup
auch nur durch die kleinste Unbesonnenheit um

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