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Solo

Solo

Titel: Solo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Gepäck zum letztenmal vom
Zoll kontrolliert wurde?»
      Devilles Vermutung stimmte genau, und
Mikali legte den Colt aufs Fensterbrett und griff nach einer Zigarette.
Deville gab ihm Feuer. «Ich möchte eines klarstellen. Genau
wie Sie interessiere ich mich überhaupt nic ht für
Politik.»

    «Warum üben Sie dann eine solche Tätigkeit aus?»
      Deville zuckte die Achseln. «Es
ist ein Spiel. Mein einziges. Und ich darf mich glücklich
schätzen. Die meisten Menschen haben überhaupt keines.»
    «Und ich?» sagte Mikali.

      Deville wandte sich ihm zu. Wie die
beiden Männer jetzt so am Fenster in der regenfeuchten Nachtluft
standen, herrschte eine seltsame spannungsgeladene Vertrautheit
zwischen ihnen.

    «Meinen Sie Ihre Musik? Ich glaube nicht. Mir
tun schöpferische Künstler fast leid. Musiker, Maler,
Schriftsteller. Es ist eine so flüchtige Befriedigung, besonders
für Schauspieler und Musiker; der denkbar kürzeste
Höhepunkt. Danach die Erschlaffung. Wie in der Liebe. Ovid hat das
vor mehr als zweitausend Jahren schon vortrefflich formuliert, und
seither hat sich nichts geändert. Nach dem Koitus ist jedes
Lebewesen traurig.»
      Er hatte leise und überaus klug
gesprochen. Mit ruhiger, gebildeter Stimme. Einen Augenblick lang
fühlte Mikali sich in die Villa auf Hydra versetzt, vor den Kamin
mit den Pinienscheiten, wo er so oft seinem Großvater gelauscht
hatte.

      «Aber heute abend – da
war es anders. Jeder einzelne gefährliche Moment war ein
Hochgenuß für Sie. Ich wage eine Prophezeiung. Morgen werden
die Musikkritiker schreiben, daß Sie eines Ihrer
großartigsten Konzerte gegeben hätten.»
      «Ja», sagte Mikali
schlicht. «Ich war gut. Die Direktion ließ mir ausrichten,
das Konzert vom Freitag sei schon jetzt bis auf den letzten Platz
ausverkauft.»

      «Damals in Algerien
töteten Sie wahllos, nicht wahr? Ganze Dörfer – Frauen,
Kinder – es war üblich in diesem Krieg. Heute nachmittag
haben Sie ein paar Schweine getötet.»

      Mikali starrte durchs Fenster in die
Nacht hinaus und sah in seiner Phantasie die Fellachen in Kasfa sich
von dem brennenden Lastwagen abwenden und im Zeitlupentempo näher
kommen, während er wartete, eine Hand auf seine Wunden
preßte und sich verbissen weigerte, zu sterben.

      Damals hatte er den Tod viermal mit
dessen eigenen Waffen besiegt. Wiederum empfand er die gleiche atemlose
Erregung. Die Sache im Bois de Meudon war nicht anders gewesen, das
wußte er jetzt. Vergeltung für den Tod seines
Großvaters, gewiß, aber danach …

      Er hob beide Hände. «Geben
Sie mir eine Partitur, wählen Sie ein beliebiges Konzert, und ich
lasse Sie mit diesen Händen das Wunder der Perfektion
erleben.»
    «Und mehr», sagte Deville leise. «Viel mehr. Ich glaube, Sie wissen das ganz genau.»
      Mikalis Atem entwich in einem langgezogenen Seufzer. «Und an wen genau denken Sie?»
    «Spielt das eine Rolle?»

    Mikali lächelte ein wenig. «Eigentlich nicht.»
      «Gut – aber als erstes will ich Ihnen etwas geben, was meine jüdischen Freunde Mizwa nennen
würden. Eine gottgefällige Tat, für die ich keine
Gegenleistung erwarte. Eigens für Sie. Ihr Terminplan. Besteht die
Möglichkeit, daß eine Ihrer Tourneen Sie in der ersten
Novemberwoche nach Berlin führt?»
      «Ich kann mein Auftreten in Berlin selber bestimmen. Ich habe eine ständige Einladung dorthin.»
      «Sehr gut, General Stephanakis
wird am ersten November zu einem dreitägigen Aufenthalt in der
Stadt eintreffen.

      Falls es Sie interessiert: er war
Vassilikos' direkter Vorgesetzter. Ich könnte mir vorstellen,
daß dieser Mann Ihnen nicht völlig gleichgültig ist.
Aber im Augenblick sollten wir uns wohl um unseren Freund Jarrot
kümmern.»
    «Was schlagen Sie vor?»

      «Zunächst noch ein
bißchen mehr von diesem Napoleon in ihn hineinschütten.
Schade um den guten Cognac, aber er steht so schön
griffbereit.» Deville zog dem fast bewußtlosen Jarrot den
Kopf am Haar in den Nacken und zwängte ihm den Flaschenhals
zwischen die Zähne. Er warf einen Blick über die Schulter.
«Ich hoffe sehr, daß Sie für das Konzert am Freitag
doch noch eine Karte für mich besorgen können. Ich
möchte es um keinen Preis versäumen.»

      Um halb sechs Uhr am nächsten
Morgen goß es noch immer in Strömen, als der
Streifenpolizist des Reviers im ersten Frühlicht an der Helling
stehenblieb, die gegenüber der Rue de Beaune in die Seine
führt.
    Seine Pelerine war völlig

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