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Solom: Der Wanderprediger (German Edition)

Solom: Der Wanderprediger (German Edition)

Titel: Solom: Der Wanderprediger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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Rauschen eines Bächleins. Nach kurzer Zeit erkannte er, dass es die Geräusche von Ziegen waren. Ihr Blöken war kaum zu hören, aber dennoch bedrohlich. Die Teufelsviecher waren direkt vor ihm. Wahrscheinlich streunten sie herrlich bekifft durch den Wald und ergötzten sich in ihrem Marihuana-Fresskick an Steinen und Rinde.
    Alex steckte einen Pfeil in seinen Pearson Bogen und schlich nach vorn. Irgendwie schien es hier heller, als ob das Tageslicht mit einem letzten verzweifelten Finger Halt suchte. Alex schlug sich seinen Weg durch ein paar Lorbeerbüsche und sah, was auf der Lichtung los war.
    Auf einer großen Steinplatte in der Mitte stand der Alte Zausel. Die Ziegen lagen auf den Knien um ihn herum, mit leicht schrägen Köpfen, als ob sie von ihm weise Worte erwarteten. Von der anderen Seite strahlten hinter den Bäumen Scheinwerfer hindurch. Im Lichtschein spielten die Motten. Zwischen den Bäumen erkannte er die Umrisse von drei Personen.
    Alex zog die Sehne des Bogens durch und wollte einen Pfeil durch den Kopf des Alten jagen. Da drehte sich dieser um und sagte zu Alex, der sich zwischen den Büschen verbarg: »Willkommen, mein Freund!« Seine Stimme klang wie eisiger Rauch.

 
     
     
    47. KAPITEL
     
    Gott hatte den falschen Tester-Bruder auserwählt.
    Ray hatte das schon immer gewusst, deshalb hatte er der Kirche der Primitiven Baptisten den Rücken gekehrt. In dieser Hinsicht hatte Gott einen ordentlichen Bock geschossen. David konnte zwar reden wie ein Wasserfall, das musste man ihm lassen, doch was Mut und Tatendrang anging, war Ray seinem jüngeren Bruder um Welten überlegen. Zwar hatte die Gemeinde über den neuen Kirchenältesten abgestimmt, aber hatte Gott nicht sowieso alles vorbestimmt, noch bevor das verfluchte Schützenfest überhaupt begann?
    Und so war es ihm auch nicht zu verübeln, dass Ray fast vorbeigefahren wäre, als er David vor der Kirche herumkriechen sah, verdreckt bis zu den Ohren und völlig verwirrt, so als ob er gerade aus der Geisterbahn käme. Doch Blut war dicker als Wasser. Außerdem konnte David ja nichts dafür, dass Gott in dieser Angelegenheit geschlampt hatte.
    Denn schließlich war es derselbe Gott wie der, der auch den Wanderprediger in die Welt gesetzt hatte. Wenn alles einen Sinn hatte, dann war Gott im Grunde genommen auch nichts weiter als ein Typ, dem es Spaß machte, Fliegen die Flügel auszureißen. Und dann sorgte er dafür, dass es rundherum genügend Scheißhaufen gab, die diese Fliegen anzogen.
    Nun saß David auf dem Beifahrersitz von Rays Pick-up und wischte sich mit der orangefarbenen Jagdweste seines Bruders den Dreck aus dem Gesicht. Im fahlen Licht der Innenraumbeleuchtung wirkten Davids Wangen bleich und blutleer. Auf dem Sitz in der Mitte lag Rays Rohrzange.
    »Du hast ihn gesehen, stimmt’s?«, fragte Ray. Sie waren schließlich Brüder. Sie waren zusammen angeln gewesen, hatte sich geschlagen und geprügelt, hatten gemeinsam ihre Unschuld bei Mary Lou Slater verloren, waren zusammen getauft worden. Sie hatten keine Geheimnisse voreinander. Bis zu dem Tag, an dem sich die Gemeinde für leeres Geschwätz anstatt handfester Taten entschieden hatte.
    »Ja«, keuchte David. »Ich hab in sein Grab geguckt.«
    »Aber er war nicht da, oder?«
    »Nein. Aber er kam zu mir, als ich grub.«
    »Blödmann. Das hätte ich dir gleich sagen können. Als sie in Jesus’ Grab geschaut haben, war es auch leer.«
    »Ich war nicht stark genug, Ray-Ray.« So hatte David ihn als Kind immer genannt. Er musste also ziemlich schlimm mitgenommen sein. »Ich hatte die Chance, ihn zu schlagen, oder wenigstens mich selbst hinzugeben und dadurch andere zu retten. Aber ich war es einfach nicht wert!«
    Ray verkniff sich ein schadenfrohes Grinsen. Vielleicht hatte Gott die ganze Sache doch noch nicht völlig vermasselt. Vielleicht hatte der Große Herrscher nur die Dominosteine aufgestellt, damit sein wahrer Liebling sie zum Fallen bringen konnte.
    Er klopfte David auf die Schulter und packte ihn am Arm, wie man es unter Männern so macht. Als ob er sagen wollte: Ja, da hast du ganz schön in die Scheiße gegriffen, aber wer weiß, wozu es gut ist!
    »Ich habe das Gefühl«, sagte Ray, »dass Gott vielleicht etwas Anderes mit dir vorhat. Sieh’s mal so. Vielleicht bist du wie ein Fisch, den Er zurück ins Wasser geworfen hat, damit du groß und stark werden und die anderen ernähren kannst.«
    David nickte zitternd. Seine feuchten Klamotten dampften, während sich die

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