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Solomord

Solomord

Titel: Solomord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Duenschede
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dannen und sie setzten sich an einen der Besuchertische.
    Als die Tür sich öffnete und Harald Roeder die beiden sah, machte er sofort kehrt. Brandt sprang auf und lief zur Tür.
    »Herr Roeder, wenn Sie jetzt nicht mit uns sprechen, sind wir leider gezwungen, Ihren Stiefsohn festzunehmen.«
    Ruckartig blieb er stehen und drehte sich um.
    »Martin? Aber wieso denn? Was hat denn der Junge mit der Sache zu tun?«
    »Nun ja, da ich nicht annehme, dass Sie unter Gedächtnisschwund leiden, haben Sie meinem Kollegen ganz offensichtlich verschwiegen, dass Martin Sie regelmäßig besucht.«
    »Aber …«
    Brandt hatte sich umgewandt und ging zurück in den Besucherraum. Harald Roeder folgte ihm und setzte sich ohne eine weitere Aufforderung zu ihnen an den Tisch.
    »Tja, wir vermuten, dass Sie oder Ihr Stiefsohn etwas mit dem Verschwinden von Michelle zu tun haben.« Er versuchte, den Inhaftierten aus der Reserve zu locken, und setzte sogar noch einen drauf. »Wir gehen davon aus, dass Sie noch Kontakte zur Szene draußen haben und Martin vermutlich Ihr V-Mann ist.«
    Harald Roeder rutschte auf seinem Stuhl hin und her. »Ich hab doch bereits Ihrem Kollegen neulich gesagt, dass ich keine Kontakte mehr zu den alten Kreisen habe.«
    »Sie haben ihm auch gesagt, dass Sie keinerlei Kontakt mehr zu Ihrer Familie haben.«
    »Schon, aber der Junge hat doch nichts mit dem Verschwinden von Michelle zu tun.«
    »Und Sie?«
    Er schüttelte seinen Kopf. Die Kaltschnäuzigkeit, mit welcher er das letzte Mal Teichert abgefertigt hatte, war komplett verschwunden. Stattdessen saß er mit gesenktem Blick und hängenden Schultern wie ein Häufchen Elend vor ihnen.
    »Ja, der Martin hat mich regelmäßig besucht«, begann er schließlich zu erzählen. Aber sein Stiefsohn war nicht wegen irgendwelcher krummen Geschäfte vorbeigekommen, sondern aus einem ganz anderen Grund.
    »Welchem?«
    Harald Roeder holte tief Luft, ehe er fortfuhr. »Er hat ein Buch über mich geschrieben.«
    Eines Tages hatte er einen Brief bekommen, in dem Martin ihm vorschlug, eine Art Biografie über sein Leben zu verfassen. Er hatte sich nicht wirklich etwas darunter vorstellen können und ihn um ein persönliches Gespräch gebeten. Einige Tage darauf hatte sein Stiefsohn ihn dann das erste Mal besucht und ihm seine Idee erklärt. Unter einem Pseudonym wollte er ein Buch verfassen, in dem jemand aus der ›Szene‹ über sein Leben und die Machenschaften des Milieus berichtete.
    »Er war überzeugt, dass das ein Bestseller werden würde.« Harald Roeder grinste.
    »Und Sie haben dann über die Szene ausgepackt?«
    Am Anfang habe er nicht gewollt, hielt die Angelegenheit für zu heikel. Wenn jemand herausfände, dass er die Informationen geliefert hatte, wäre er dran, egal, ob er einsaß. Irgendwie würden sie schon an ihn rankommen. Aber Martin habe immer wieder etwas von ›total geheim‹ und ›superdiskret‹ gefaselt, und als er ihm vorgerechnet hatte, wie viel Geld man mit einem solchen Manuskript bei manchen Verlagen machen könne, habe er sich breitschlagen lassen.
    »Es ging also wieder mal nur ums Geld«, bemerkte Teichert bissig.
    »Das Geld sollte nicht für mich sein.« Er hatte Martin gebeten, alles Geld seiner Exfrau zu geben.
    »Können Sie sich vorstellen, dass jemand von der Sache Wind bekommen hat?«
    Er zuckte mit den Schultern. Eigentlich vertraue er Martin, und der habe betont, dass wirklich alles geheim bleiben würde, jedenfalls sollten keine Namen fallen.
    »Er hatte da einen Agenten an der Hand, der angeblich alles arrangiert hatte.«
    »Ist denn das Manuskript schon verkauft?«
    »Soweit ich weiß, wollte er sich diese Woche mit diesem Typen treffen.«
    Brandt kratzte sich hinter seinem linken Ohr. Er fragte sich, ob es Zufall war, dass ausgerechnet in der Woche, in der Martin Schulz sein Buch, das wahrscheinlich die heißesten Insiderinformationen zur Kinderpornoszene und Kinderprostitution beinhaltete, verkaufte, auch seine kleine Schwester verschwand.
    »Hat Ihr Stiefsohn sich seitdem bei Ihnen gemeldet?«
    Harald Roeder schüttelte seinen Kopf.

    Von der JVA fuhren sie direkt zu Familie Roeder.
    Zunächst waren sie etwas überrascht, als Georg Schulz ihnen die Tür öffnete, aber Brandt erkannte schnell den jungen Mann von dem Foto im Wohnzimmer.
    »Ist Ihr Bruder auch da?«
    Martin Schulz saß in der Küche und frühstückte. Als er die beiden sah, sprang er sofort auf.
    »Gibt es etwas Neues?«
    »Können wir Sie vielleicht unter vier

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