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Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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hinüber. Ich roch ihren Schweiß und ihre Angst.
    »Nicht …«, sagte ich langsam, »… reden!«
    Mit weit aufgerissenen Augen nickte sie stumm.
    Ich wollte gerade wieder aufstehen, doch dann hielt ich inne. »Hören Sie, Ms Harper, ich bin nicht unzivilisiert, okay? Ich verspreche Ihnen, dass alles wieder gut wird, wenn Sie jetzt den Mund halten und sich entspannen. Okay?«
    Ich wusste nicht, warum ich das gesagt hatte. Aber ich wollte es gerne glauben können. Ich war wirklich nicht unzivilisiert. Hätte man mir eine Chance gegeben, wäre ich nur zehn Jahre früher geboren, wäre ich reich gewesen, dann hätte ich … irgendetwas getan. Ganz egal was. Ich blickte die Reporterin an, bis sie erneut nickte; sie hatte offensichtlich Angst, sich dabei zu sehr zu bewegen und sich so erneut meinen Zorn zuzuziehen. Als ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter spürte, hätte ich beinahe zugegriffen und den Fremden über meine Schulter geworfen, doch ich widerstand dem Bedürfnis – ich hatte nur deutlich die Energie gespürt, über die ich tatsächlich noch verfügte.
    »Komm schon, Gates«, sagte Tanner fröhlich. Ich wusste nicht genau, wieso ich die beiden überhaupt auseinanderhalten konnte, aber plötzlich fiel es mir ganz leicht. »Bereit zu sterben?«
    Als ich mich von Harper abwandte, nahm ich mir noch fest vor, ihr das Klebeband wieder auf die Lippen zu pappen -nicht, weil ich glaubte, irgendjemand werde sie hören, sondern weil ich mir sicher war, dass irgendjemand, sollte sie doch zu schreien anfangen, sie zum Schweigen bringen würde … vielleicht sogar Gatz.
    »Wir werden dich festschnallen. Wenn das Toxin dein Nervensystem erreicht, wirst du vermutlich ein paar Krämpfe bekommen.«
    Ich starrte Kieth an, der irgendwie die Zeit – und die nötigen Materialien – gefunden hatte, sich wieder den Schädel zu rasieren. Ungesund schimmerte seine Kopfhaut in der Küchenbeleuchtung. Ich saß auf der großen Kiste, während Kieth, Milton und Tanner mich umringten; jeder von ihnen hielt ein Synthetik-Seil in der Hand. Orel hatte sich gegen die Wand gelehnt und rauchte eine Zigarette; die Vorstellung, tatsächlich irgendwie körperlich zu arbeiten, musste ihm immens zuwider sein. Einen kurzen Moment spürte ich, wie meine Eier sich am liebsten in die Eingeweide verkrochen hätten, und meine Zunge verwandelte sich in ein nutzloses Stück Fleisch. Ich vertraute diesen Leuten hier mein Leben an! Falls sie nicht völlig unfähig waren, würden sie keine einzige Träne vergießen, falls ich es nicht wieder zurückschaffen sollte – es sei denn natürlich, ich hätte zu dem Zeitpunkt Unmengen Yen bei mir.
    Dann war der Moment auch schon vorüber. Es war egal; ich würde die kommende Woche sowieso nicht überleben. Ich hatte System-Cops umgebracht, ich hatte den Job angenommen, ein Attentat auf das Oberhaupt der Cyber-Kirche zu verüben, und es waren Auftragskiller auf mich angesetzt. Ich spürte deutlich, wie die ganze Anstrengung von mir abfiel und stattdessen Ruhe über mich kam. Ich erwartete nur den Aufprall, und die wenigen Sekunden davor waren von einer Glückseligkeit und einem inneren Frieden erfüllt-und zugleich endlos leer.
    Ich nickte. »Legen wir los.«
    Kieth nickte. »Ich möchte nur sichergehen, dass du genau verstehst, was jetzt mit dir passieren wird. Richtig eingesetzt, wird diese Lösung hier einen todesartigen Zustand herbeiführen. Das bedeutet, dass du, auch wenn du – vielleicht – bei Bewusstsein bleibst, keinerlei bewusste Kontrolle mehr über deinen Körper haben wirst. Deine Atmung und dein Herzschlag werden auf ein praktisch nicht mehr messbares Maß gedrosselt. Die meisten Untersuchungen werden ergeben, dass du verstorben bist. Falls du bei Bewusstsein bleibst, dürfte das … äußerst unangenehm werden.«
    Ich gestattete Milton, nach meinem Arm zu greifen und einen Gummischlauch um meinen Unterarm zu knoten. »Falls ich bei Bewusstsein bleibe?«
    Kieth zuckte mit den Schultern. »So etwas überleben nicht viele. Allzu viele Informationen gibt es darüber auch nicht.«
    Das erschien mir spaßig, und ich musste lachen. Kieth und Milton blickten einander an, doch sie sagten nichts. Mit Tränen in den Augen lauschte ich Kieths restlichen Erläuterungen und rang dabei nach Kräften um Beherrschung, doch ich konnte mit dem Lachen einfach nicht mehr aufhören. Das war wirklich klasse! Es war einfach angemessen. So sollte also Avery Gates der Grooche und Chrecklice seinen Abgang machen,

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