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Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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nach all den Kämpfen, all den Bemühungen, all dem Leid. Er legte sich einfach auf den Rücken und ließ sich in aller Ruhe hinrichten.
    Es gelang Kieth, meine Hysterie zu ignorieren. »Wahrscheinlich werden Sie Schmerzen haben. Sie sollten die psychologischen Auswirkungen des Ganzen nicht auf die leichte Schulter nehmen, falls Sie Ihre Umgebung tatsächlich noch wahrnehmen sollten, Mr Cates – wahrscheinlich wird es sich sehr klaustrophobisch anfühlen.«
    Ich kicherte immer noch und winkte nur ab. »Machen Sie schon, Mr Kieth, beeilen Sie sich.«
    Milton klopfte mir einige Male auf die Vene, die jetzt schon deutlich unter meiner Haut hervortrat, und nickte dann mit sichtlich professioneller Befriedigung. Kieth griff nach einer kleinen Spritze und schaute mich beinahe kleinlaut an.
    »Ich habe versucht, einen Auto-Injektor aufzutreiben, aber die sind wirklich rar, deswegen müssen wir das auf die altmodische Art und Weise machen.« Er hielt die Spritze so, dass ich sie sehen konnte. Dass er dabei so ernsthaft dreinblickte, hätte mich beinahe in einen neuen Lachkrampf getrieben. Er glaubte immer noch, das Ganze hier sei irgendwie von Bedeutung! »Der … öhm, der Mönch wird eine weitere Spritze bei sich haben, genau wie die hier. Sie wird einen kleinen Chemikalien-Cocktail enthalten. Wenn Mr Gatz den Cyborg wirklich steuern kann, dann wird dieser Ihnen die Spritze direkt ins Herz setzen, wenn die Zeit gekommen ist – wenn Sie sich im Inneren der Abtei befinden und vorerst in Sicherheit sind. Mr Gates, Ty kann das gar nicht genug betonen: Das ›Aufwachen‹ wird alles andere als angenehm sein. Sie werden von ›so tot, wie man bei lebendigem Leib nur sein kann‹ innerhalb von Sekunden auf ›wach und voll einsatzbereit‹ umschalten müssen. Es wird ungefähr so sein, wie bei einem Computer einen Kaltstart durchzuziehen. Und das, das weiß Ty ganz genau, ist sehr, sehr unangenehm.«
    Ich nickte und spürte, wie ich allmählich wieder ein wenig klarer im Kopf wurde. »Verstanden.«
    Kieth wirkte sehr unglücklich. »Ty glaubt zwar nicht, dass es etwas nutzt, Ihnen das zu sagen, aber alle sind der Ansicht, Sie sollten wissen, dass Sie innerhalb von etwa vier Stunden aus der Stasis aufwachen sollten. Wenn Sie länger warten, kann es sein, dass Sie gar nicht mehr aufwachen. Man kann ja auch nicht ewig tot spielen, nicht wahr?«
    »Verstanden. Dann sollten wird jetzt endlich loslegen. Es ist wirklich Zeit.«
    Kieth hob die Spritze, schnippte einmal mit dem Finger dagegen und betrachtete sie konzentriert. Dann blickte er erst zu den anderen hinüber, dann wieder auf mich herab. Er verzog das Gesicht zu einer mitleiderregenden Parodie eines Lächelns. Es sah scheußlich aus. »Wir sehen uns drüben, Mr Cates.«
    Ich lehnte mich zurück, dann schnallten die anderen mich fest. Milton hielt meinen Arm bereit, die Handfläche nach oben gedreht; pflichtschuldigst ballte ich die Hand zur Faust. Noch einmal blickte ich zu meinem Team hinüber, als Tanner sich über mich beugte, um mir einen Lederstreifen zwischen die Zähne zu schieben. Ich war immer noch ruhig und spürte die Nachwirkungen des Lachanfalls, doch allmählich breitete sich der Eisengeschmack nackten Entsetzens in meinem Mund aus. Ich kämpfte dagegen an, versuchte diesen Geschmack herunterzuschlucken, er aber blieb mir in der Kehle stecken.
    »Baut keine Scheiße«, sagte ich mit rauer, angespannter Stimme; sie klang, als steckten ein paar Glassplitter in meinen Stimmbändern.
    »Du kannst mich mal«, fauchte Tanner und rammte mir unsanft das Lederstück zwischen die Zähne. »Wir bauen nie Scheiße!«
    Aus dem Augenwinkel sah ich eine Bewegung und drehte den Kopf zur Seite. Orel stieß sich von der Wand ab und zertrat seinen Zigarettenstummel. Kurz trafen sich unsere Blicke, und er blinzelte mir zu, als er aus dem Raum schlenderte. Diesen Blick kannte ich! Diese ruhige Entschlossenheit ging immer einem sorgsam geplanten Mord voraus. Er hatte abgewartet, bis ich auf diese Kiste geschnallt war, und jetzt würde er Marilyn Harper eine Kugel durch den Kopf jagen. Panik durchzuckte mich, heiß wie ein glühendes Eisen: Wie hatte ich das übersehen können? Die Antwort war scheußlich: So weltgewandt er sich auch geben mochte, in seinem Innersten war dieser Möchtegern-Orel eben doch nicht zivilisiert.
    Ich trat um mich, ich schrie, ich bäumte mich gegen die Seile auf. Doch Milton und Tanner hielten mich mit überraschender Kraft fest, und Kieth beugte sich über

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