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Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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ausgemacht, die es euch ermöglichen sollte, den eigentlichen Komplex zu betreten.« Ich deutete auf einen Punkt des Gebäudeplans.
    Mit zusammengekniffenen Augen schaute mich Tanner an. »Wenn wir einfach durch den Konferenzraum gehen können, warum machst du dir dann die Mühe, durch den Haupteingang zu gehen?«
    »Wir haben nur eine einzige Chance. Wenn wir uns ganz darauf verlassen, dass ich unbemerkt in das Gebäude komme, und ich werde entdeckt, dann war’s das – ich kann mir unmöglich jeden einzelnen Mönch in der ganzen Abtei vom Leib halten, ganz zu schweigen davon, dass die ja auch noch automatisierte Abwehrsysteme haben. Deswegen versuchen wir es ja gar nicht erst auf die heimliche Tour. Eure Rolle dient als Ablenkungsmanöver. Macht Rabatz! Sorgt dafür, dass Ihr denen auffallt! Während die dann mit euch beschäftigt sind, schleiche ich mich rein – hoffentlich wirklich unbemerkt. Dann erledige ich den Job von der anderen Seite her – wenn ich da zusammen mit den anderen Konvertiten reingehe und ihr da drüben ordentlich Krach schlagt, dann werden die kaum noch nach irgendetwas anderem suchen. Ihr macht Lärm, und sobald ihr mein Signal kriegt oder die Stellung nicht mehr länger halten könnt, zieht ihr euch sofort wieder zurück.«
    Das schien niemandem so recht zu behagen.
    Doch sie nahmen es hin. Mit ruhiger Miene betrachtete Kieth erneut den Mönch. Gatz starrte durch seine dunkle Sonnenbrille hindurch zu mir herüber, und das machte mich nervös. Milton und Tanner drängten sich eng aneinander und flüsterten. Canny Orel schaute mich nur an und lächelte mild, und als sich unsere Blicke trafen, hob er die Hände und deutete Applaus an.
    Marilyn Harper starrte weiterhin zu mir; ihre Nasenflügel bebten, und irgendwie gelang es dieser Frau, unendlichen Zorn auszudrücken, ohne dabei mehr als ihre Nase zu bewegen.
    »Jetzt warte aber mal«, rief Milton plötzlich und blickte wieder in meine Richtung. »Du gehst zusammen mit dem Blechkopf da ’rein – als Konvertit?«
    Ich nickte.
    »Sind nicht alle Konvertiten tot?«
    Wieder nickte ich. »Doch.«

XXVII
    Jetzt beeil dich, es ist Zeit
     
    00001
     
     
    Zum ersten Mal seit meinem Eintreffen in London war es draußen hell und trocken: ein herrlicher Tag voller Sonnenschein und einer milden Brise. Letzte Nacht hatte ich nicht geschlafen, und das lag an der Anspannung ebenso wie an den unzähligen brennenden Schnitten, die ich mir zugezogen hatte, als ich durch die Ruinen des alten London gekrochen war. Es wäre nicht gerade ratsam gewesen, ins Freie zu gehen, schließlich war ich vorübergehend der berühmteste Verbrecher im ganzen System, also war ich die ganze Nacht durch die riesige, verlassene Fabrik gestreift, hatte immer wieder versucht, doch noch ein wenig Schlaf zu bekommen, und jedes Mal, wenn mir klar geworden war, dass es wieder nicht gelingen würde, hatte ich meine Waffe gereinigt und dafür gesorgt, dass ich ganz genau wusste, wie es um ihre technischen Eigenheiten bestellt war. Als der Morgen dann anbrach, war ich kein bisschen müde. Im Laufe weniger Tage hatte sich mein ganzes Leben verändert, und alles lief auf diesen einen Abend hinaus.
    Ich wusste nun schon seit einiger Zeit, dass es mir irgendwie gelungen war, die mir vorherbestimmte Lebenszeit zu verlängern – dass ich einfach schon zu lange gelebt hatte. Ich gehörte einer ausgestorbenen Generation an: den Leuten, die vor der Vereinigung geboren waren. Für uns ergab nichts mehr Sinn, auch wenn wir uns kaum noch an die Welt erinnerten, die davor existiert hatte. Das war eine genetische Erinnerung, oder irgendetwas Unterbewusstes. Wir hatten uns die Vereinigung nicht ausgesucht, und viele von uns kämpften dagegen an. Wir wussten, dass einfach alles falsch war.
    Die Kids von heute, die wussten es nicht besser. Sie waren in dieser Scheiß-Welt aufgewachsen und hielten sie für völlig normal. Und sie hatten jetzt die Welt übernommen, weil die meisten Leute meines Alters schon längst tot waren.
    Kaffee gab es nicht, und auch kaum etwas zu essen, abgesehen von den Nährstoff-Tabletten, die Milton und Tanner irgendwelchen armen Schweinen geklaut hatten, die gerade von der Wohlfahrtsmeile zurückgekehrt waren. Diese Dinger hielten einen am Leben, aber im Schein der frühen Morgensonne machte es nun wirklich keinen Spaß, so eine Tablette herunterzuwürgen. Nachdenklich kaute ich auf meiner herum und versuchte, daraus eine Meditationsübung zu machen. Es klappte nicht. Ich

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