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Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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saßen. Ich sah die nervösen Sicherheitsdienstler mit ihren Implantaten – illegale Muskelerweiterungen mit eigener, fremdartiger Intelligenz, die in Schichten ihre ganzen Körper umgaben -; sie achteten darauf, dass niemand durchdrehte. Ich sah die Bettler mit ihren blutunterlaufenen Augen, die es kaum erwarten konnten, sich den letzten Schluck aus dem herrenlosen Becher zu holen, den irgendjemand hatte stehen lassen. Ich sah alles und prägte es mir genau ein – selbst die Mönche. Die Mönche mit ihren unheimlichen Plastik-Gesichtern und diesen verspiegelten Brillen, die sie immer und überall trugen. Es hieß, sie seien unsterblich – Menschen, die sich dafür entschieden hatten, ihre Gehirne in hochentwickelte Cyborg-Körper verpflanzen zu lassen, um für die Ewigkeit zu beten, oder für irgendeinen anderen Scheiß. Und so wie sie alle aussahen, schienen sie das wirklich zu glauben. Drei von ihnen arbeiteten an den Tischen, musterten die Gesichter ihrer Gäste und redeten mit den Leuten über den Tod, die Sünde und die Ewigkeit.
    Um die kümmerte ich mich nicht weiter; ich hatte schon von Leuten gehört, die sich mit den Blechköpfen angelegt und dabei herausgefunden hatten, dass die wirklich gefährlich waren: Geschichten über irgendeinen Typen, der jemanden kannte, der mal versucht hatte, in irgendeiner dunklen Gasse einen Mönch auszurauben und dabei dann einen Arm verloren hatte, oder Geschichten über Leute, die sich nach einer ausgedehnten Sauftour ins Bett gelegt hatten und am nächsten Morgen gegen ihren Willen als Mönche aufgewacht waren. Es wurde so viel Schwachsinn erzählt, von dem man wirklich nicht wusste, was man nun glauben sollte und was nicht, und ich hatte jetzt wirklich nicht die Zeit, mir darüber Gedanken zu machen. Und ich wusste auch nicht, ob ich denen ihre Masche mit ›Erlösung durch Ewigkeit‹ abkaufen sollte. Ich hielt es für das Beste, ihnen so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen und darauf zu hoffen, dass die mich nie besonders aufmerksam anschauen würden.
    Innerhalb eines Sekundenbruchteils hatte ich die ganze Szenerie erfasst: dreizehn Tische, ungefähr dreihundert Personen, die sich in diese Kaschemme gezwängt hatten, ein schmaler, alles andere als gut erreichbarer Ausgang, den die Sicherheitsdienstler ständig im Blick hatten. Wahrscheinlich gab es auch irgendwo noch einen verborgenen Notausgang für die Eigentümer. Was ihre Fähigkeiten anging, waren die Leute vom Sicherheitsdienst auch nicht viel besser als die Gäste hier. Im Kampf Mann gegen Mann hätte ich wohl kaum Schwierigkeiten mit denen, aber bei einer solchen Menschenmenge und so schmalen Türen würden sie mir genug Ärger machen können.
    Deswegen lebte ich ja auch noch. Die meisten Leute in meiner Branche eröffneten immer gleich das Feuer – die schienen wirklich nur aus Muskeln und Munition zu bestehen. Nachforschungen und Recherchen stellten die nie an. Geduld hatten sie auch nicht – alleine ihre Reflexe sicherten ihr Überleben, und oft genug rissen diese Reflexe die Leute auch in den Tod. Vor allem, wenn die Reflexe durch Genspleiß-Material vom Schwarzmarkt aufgepolstert waren.
    Ich hingegen? Ich war einfach nur müde. Ich gehörte noch zur alten Schule. Mir gefiel es, hin und wieder auch mal mein Hirn zu benutzen.
    Ich glitt eine Winzigkeit weit nach links, wirklich nur ein Stückchen, griff nach meinem Becher und schüttete dem Riesenkerl meinen Gin genau in die Augen – und als ich den überraschten Aufschrei hörte, wusste ich, dass ich mein Ziel getroffen hatte. Ich wirbelte nach links, und das Messer zuckte vor, genau an die Stelle, an der ich eben noch gesessen hatte. Sofort griff ich nach dem Handgelenk des Kerls und umklammerte es, so fest ich konnte. Dann stand ich auf, drehte ihm in gleitender Bewegung den Arm auf den Rücken und hörte irgendetwas in seiner Schulter laut knacken. Er ließ das Messer fallen; klappernd fiel es zu Boden. Ich trat es fort, und sofort war die Waffe verschwunden – wahrscheinlich hatte sie irgendein wagemutigerer Krimineller aufgehoben. Die Kleidung meines ungebetenen Verehrers wirkte kostspielig, also war er entweder selbst reich, arbeitete für jemanden, der über reichlich Geld verfügte, oder er war ein Officer vom System-Sicherheitsdienst. Aber die System-Bullen hatten es nicht nötig, irgendjemanden anzuheuern, der Leute aus dem Weg räumte; die tauchten einfach irgendwo auf, schnappten einen und jagten einem dann in irgendeiner dunklen Gasse

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