Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
Vom Netzwerk:
der ich eben noch gehangen hatte.
    »Dreckskerl!«, hörte ich den SSD-Officer zischen. Ich blickte mich nicht um, sondern kletterte um mein Leben. Schlimmer als von einem System-Bullen eine Kugel in den Rücken gejagt zu bekommen, wäre nur noch, diese Kugel in den Arsch zu kriegen.
    Keuchend und schwitzend kam ich oben an und befand mich nun in einem Raum, der sich ein wenig feucht anfühlte -das Untergeschoss eines benachbarten Häuserblocks, knapp außerhalb des Sperrkreises, den die Cops gezogen hatten. Es war dunkel, so finster, dass ich einen Moment lang nicht das Geringste erkennen konnte, bis meine Augen sich ein wenig an die Dunkelheit gewöhnt hatten und ich die ersten Schatten ausmachte. Ich blieb nicht stehen, um den Ausblick zu genießen, sondern kroch aus dem Loch heraus, kam sofort wieder auf die Beine und wirbelte herum, um mich umzublicken. Ich hatte keine Ahnung, wo ich eigentlich war, doch der Cop war dicht hinter mir, und ich hatte nicht die Zeit, mir irgendetwas besonders Originelles einfallen zu lassen. Ich orientierte mich, kniff die Augen zusammen und feuerte zweimal in die Öffnung im Fußboden – einfach nur, um den Officer ein bisschen einzuschüchtern. Dann wirbelte ich erneut herum, blinzelte heftig, um den Staub und die Dunkelheit aus meinen Augen zu vertreiben. Dort waren Fenster, hoch oben, unmöglich zu erreichen, und undeutlich konnte ich eine Treppe erkennen, die in die Höhe führte. Alles andere lag in unergründlicher Finsternis. Ich lief schon auf die Treppe zu, doch vor der ersten Stufe blieb ich stehen – wohin sollte ich denn rennen? Was lag dort oben? Ich hatte so lange überlebt, weil ich eben kein blöder Arsch war, der einfach nur wild um sich schießend durch die Gegend lief und sich dämlich anstellte. Wenn ich noch einen weiteren Tag erleben wollte, musste ich mich auch weiterhin daran halten.
    Der Schweiß strömte mir über das Gesicht, während ich auf die erste Stufe sprang und ein tröstlich-lautes Knarren hörte. Ich tat so, als liefe ich die Stufen hinauf, trat auf dem uralten Holz jedoch immer weiter auf der Stelle. Dann tat ich leise wieder einen Schritt zurück und schlich wieder in die Schatten, bis ich hinter mir eine kalte Wand spürte. Sie fühlte sich schleimig an. Meine Augen hatten sich jetzt ganz an das Halbdunkel gewöhnt, und ich konnte den Ausstieg in der Mitte des Raumes gut erkennen. Gerade als ich reglos stehen blieb, die Waffe in der Hand, dabei aber dicht an den Körper gepresst, tauchte eine Sekunde lang der Kopf des System-Bullen auf und verschwand sofort wieder in der Öffnung. Ganz offensichtlich versuchte er, mich dazu zu bringen, in meiner Panik das Feuer zu eröffnen. Einige endlose Sekunden lang blieb ich stocksteif stehen. Ich war ein Revolverheld, ein Profi, und dieser gottverdammte System-Bulle würde mich nicht fertig machen!
    Wieder tauchte sein Kopf auf. Ich fühlte mich gänzlich schutzlos, und mein Herz klopfte mir bis an den Hals. Der Cop blickte genau in meine Richtung … doch er konnte mich nicht sehen. Er war genauso blind, wie es noch vor wenigen Augenblicken mir selbst ergangen war. Aber ich konnte ihn sehr gut erkennen. Es war der blonde Bulle, den ich vorhin auf der Straße gesehen hatte – der, dessen Blick ständig in alle Richtungen schweifte. Ein eisiger Schauer lief mir über den Rücken.
    Mit blicklosen Augen schaute er sich im ganzen Raum um, dann war er mit raschen Bewegungen auch schon aus dem Loch herausgeklettert. Die Waffe in der Hand wirbelte er herum – ruhig, aber doch rasch. Ich hatte ihn genau im Visier, ich wusste, ich könnte ihn jetzt erledigen … aber System-Bullen waren viel schwerer umzubringen als erwartet. Die hatten immer viel mehr Glück, als sie eigentlich hätten haben dürfen. Und wenn man versuchte, sich auf den Straßen von Old New York durchzuschlagen, lebte man nach einer einzigen, unumstößlichen Regel: Leg dich nicht mit den System-Bullen an. Mit den Brechern? Klar, warum nicht. Aber nicht mit Officers – es waren schon zu viele heißblütige Idioten mit wehenden Fahnen untergegangen, weil sie gedacht hatten, sie könnten einen System-Bullen erledigen und damit durchkommen.
    Weisere Menschen, ältere Menschen, Leute wie ich, wir nahmen uns Zeit. Außerdem … mir erschien es einfach unfair, sich im Dunkeln zu verstecken und jemanden hinterrücks zu erschießen. Das war unehrenhaft.
    Der Cop sah die Treppe und stapfte darauf zu, ging im letzten Augenblick in die Hocke und

Weitere Kostenlose Bücher