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Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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Uniform der Brecher auf und ab – und dabei wandte sie mir den Rücken zu.
    Normalerweise musste man sich vor Brechern nur fürchten, wenn sie im Rudel auftraten; das waren schließlich keine Officers, keine System-Bullen – das waren bloß Streifenhörnchen mit Kanonen. Für mich waren sie eigenüich nichts anderes als ich selbst, einfach nur Bürger des Systems der Konföderierten Nationen, die nicht allzu oft die Wahl gehabt hatten und nun aus einer wahrlich nicht guten Lage das Beste zu machen versuchten. Mit Brechern legte ich mich nur an, wenn sie sich mit mir anlegen wollten.
    Diese Frau hier war offensichtlich abhängig von den Gen- Erweiterungen vom Schwarzmarkt. Ihre Beine waren sehr dünn, wirkten ansonsten aber völlig normal, ihr Gesicht war so hager, dass es fast wie ein Totenschädel wirkte. Das ließ vermuten, dass sie sich nicht allzu gut ernährte – und auch nicht allzu oft. Zwischen Kopf und Beinen erkannte ich einen breiten, geradezu unglaublich muskulösen Unterleib und einen ebensolchen Brustkorb, und an den Armen konnte man bei jeder Bewegung die Muskelpakete in Aktion beobachten. Die Schwarzmarkt-Chirurgen brachten heutzutage wirklich entsetzlich viel zustande – mit der Betonung auf entsetzlich. Sie konnten einem Nachtsichtaugen verpassen oder einem sämtliche Nervenenden veröden, so dass man gänzlich schmerzunempfindlich wurde. Aber diese Muskeln hier, eigens in Labors herangezüchtet, waren wirklich etwas ganz Besonderes. Sie waren nicht übermäßig kräftig, und sie hielten auch nicht ewig – wie alle Erweiterungen vom Schwarzmarkt basierten auch sie auf minderwertiger Technik und wurden von irgendwelchen halbdurchgeknallten Spinnern implantiert. Doch eine Zeitlang sahen die Dinger eben gut aus, und es gab armselige Gestalten, für die nur das zählte. Als ich mir erneut das Profil der Brecherin anschaute, kam ich zu dem Schluss, sie müsse schon seit geraumer Zeit ihr gesamtes Essensgeld für derartige Erweiterungen beiseitelegen.
    Ich erstarrte und beobachtete sie aus meinem Versteck im Schatten vor der Wand. Erneut blickte ich mich im Raum um. Niemand eröffnete eine dieser illegalen Kneipen, ohne sich einen Plan zur spontanen Evakuierung zurechtzulegen, deswegen verließ ich mich darauf, dass es hier irgendwo einen geheimen Ausgang gab. Die System-Bullen waren gut ausgebildet – wir alle hatten ja nicht ohne Grund Angst vor denen! -und auch gut ausgestattet, aber sie waren eben auch arrogante Mistkerle. Ich glaube nicht, dass dieses Blondchen da draußen überhaupt auf die Idee kommen würde, einer von uns Ratten könne es tatsächlich gelingen, irgendwo in einem Loch abzutauchen und zu verschwinden. Ich sah mir den Bereich hinter der Theke an, von dem aus die Eigentümer den ganzen Laden geführt hatten. Das wäre natürlich zu offensichtlich gewesen, denn selbst eine Dumpfbacke wie Lady Hulk da vorne käme auf die Idee, dort nach einem versteckten Ausgang zu suchen. Dennoch musste die Tür sich an einem Ort befinden, der von der Bar aus leicht erreichbar war, zu dem man innerhalb von Sekunden hinüberspringen konnte – bevor irgendwelche System-Bullen sich noch gut genug orientieren konnten, um überhaupt mitzubekommen, was lief. Mein Blick folgte den Schatten und den Rissen in den Wänden und auf dem Fußboden … und dann fiel mir ein sonderbares Muster aus Rissen am Fußboden auf, ganz in der Nähe der behelfsmäßigen Theke: Diese Risse bildeten fast ein Quadrat.
    Langsam holte ich tief Luft, spürte wieder einmal, wie verdreckt und verschwitzt ich war, und prägte mir die Stelle genau ein. Mein Herz hämmerte, mein Magen verkrampfte sich immer stärker; ich bedauerte jeden einzelnen Schluck, den ich von dem öligen Fusel in dieser Bar getrunken hatte. Ich blickte zu der Brecherin hinüber und durchquerte langsam den Raum; manchmal ist es wirklich erstaunlich, wie man sich mitten in einem Raum ›verstecken‹ kann, wenn man nur einen klaren Kopf behält. Natürlich war ich so gekleidet, dass ich mich gut in den Schatten verbergen konnte – ich war ja schließlich ein Revolverheld, und die Hälfte unseres Lebens verbrachten Leute wie wir in irgendeiner dunklen Ecke und warteten darauf, dass jemand durch die Tür kam, um sich umbringen zu lassen –, und die Brecherin war gelangweilt und ganz offensichtlich nicht allzu helle; ich ging davon aus, dass ich noch bis nächste Woche in dieser staubigen Ecke vor der Wand kauern konnte, ohne dass sie mich bemerken würde.

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