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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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einen Moment lang dachte ich schon, Marko werde sich hier und jetzt übergeben. Ich schob meine Waffe wieder zurück in die Tasche und machte rasch ein paar Schritte auf den Techie zu. Ich konnte ihn gerade noch unter den Achseln packen, als ihm die Beine ganz wegsackten.
    »Tief durchatmen«, sagte ich und versuchte dabei so freundlich wie möglich zu klingen. »Du hast ’ne ziemlich harte Stunde hinter dir.«
    Schwächlich stieß er mich von sich. »Leck mich!«, krächzte er heiser.
    Ich lachte und ließ ihn fallen. »Frag doch den Captain, ob der dich ein bisschen motiviert«, sagte ich und wandte mich ab. »Das wirkt wirklich Wunder.«
    »Klappe!«, sagte Hense geistesabwesend. »Gute Arbeit, Mr Marko. Aber wir müssen weiter.«
    »Das war zu einfach«, erklärte Marko schwächlich und wuchtete sich wieder auf die Beine. »Ich habe bloß einen Standard-Reset-Befehl eingespeist, und das Ding ist einfach gekommen. Das hätte nicht funktionieren dürfen.«
    »Und warum hast du das dann gemacht?«
    Er zuckte mit den Schultern, ohne mich anzusehen. »Das ist immer das Erste, was man versucht. Nur für den Fall, dass es eben doch klappt.«
    Diese Scheiß-Techies! Ich stand neben Happling und starrte in die leere Aufzugskabine; weiß und klinisch sauber stand sie vor uns. Keiner von uns rührte sich.
    »Das hier ist Ihr Gebäude, verdammt noch mal«, sagte ich.
    Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Hense sich zu mir herumdrehte, doch ich blickte sie nicht an.
    »Weiter«, fauchte sie und betrat den Aufzug. Happling folgte ihr, packte mich an der Schulter und stieß mich vor sich hinein.
    »Mr Marko!«, rief Hense.
    Der junge Techie erschien vor uns und kratzte sich am Bart. »Ich verlasse mich auf nichts, was ich nicht selbst herbeigeführt habe. So ein Scheiß passiert nicht einfach so!«
    Ich stand zwar hinter Happling, doch ich spürte sein Grinsen so deutlich, als hätte sich der Luftdruck plötzlich verändert. »Bürschchen, wenn du jetzt einfach weiter so nutzlos in der Gegend herumstehst, zeig ich dir noch was ganz anderes, was nicht einfach so passiert!«
    Ich stellte mir Happlings wildes Grinsen vor, sah vor meinem geistigen Auge seine gelben Zähne. Ich spürte es ganz deutlich. Er wollte diesen Techie zusammenschlagen. Auch Marko spürte es, eilte in die Aufzugskabine hinein und blickte sich gehetzt um, als rechne er jeden Moment damit, dass todbringende Dornen aus der Decke und den Wänden kommen würden und uns dann näher und näher kämen.
    Zögerlich vollführte Hense eine Handbewegung, doch der Aufzug reagierte sofort: Die Türen schlossen sich wieder. »Wir gehen hinten raus, durch die Ladedocks«, erklärte sie. »Die werden zwar nicht völlig verlassen sein, aber allzu viel los ist da jetzt bestimmt nicht.«
    »Boss«, sagte Happling leise, und es wirkte, als passe es ihm selbst nicht, diese Worte aussprechen zu müssen. »Was, wenn uns jemand aufhalten will? Ich bin nicht hier, um auf andere Cops zu schießen!«
    »Ach, und ich dachte, genau deswegen wären wir hier«, warf ich ein, doch es gelang mir nicht ganz, ebenso ungestüm zu grinsen wie dieser Riesen-Cop.
    Darauf wusste niemand etwas zu erwidern. Kurz hatte ich ein ganz mieses Gefühl in der Magengrube, und dann hörte ich in der Aufzugskabine ein leises ›Ping!‹.
    »Happ, Sie übernehmen die Vorhut. Marko und Gates folgen Ihnen.« Hense blickte mich mit diesen hübschen, aber völlig toten Augen an – das brachte mich dazu, meine spöttische Bemerkung ernstlich zu bedauern. Ich wollte nicht, dass diese Frau mich überhaupt noch einmal anstarrte. Nie wieder. Dieses Gefühl, sie irgendwo schon einmal gesehen zu haben, wurde geradezu übermächtig, loderte auf wie eine Flamme, doch genauso schnell erlosch es auch wieder. »Mr Gates, wenn Sie irgendwelchen Scheiß versuchen sollten, werde ich mich mit der Frage befassen, wie schwer man Sie verletzen kann, ohne Sie umzubringen.«
    Sie wandte sich ab, bevor ich etwas erwidern konnte. »Happ«, sagte sie, »ich werde Ihnen nicht befehlen, das Feuer auf Cops zu eröffnen. Aber wenn Sie mir irgendwie dabei im Wege sind, hier rauszukommen, dann werde ich Verschießen. Haben Sie mich verstanden?«
    Während sich die Türen zischend wieder öffneten, mahlte der Riesen-Cop schweigend mit den Zähnen. Dann führte er uns aus dem Aufzug heraus. Der Techie blieb ihm dicht auf den Fersen; erwirkte hochgradig verängstigt. Dahinter kam ich, das Gesicht zu einer Maske vorgetäuschter Gleichgültigkeit

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