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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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Zeit lang wühlte er in der Tasche herum und zog schließlich ein schlankes silbriges Werkzeug hervor. Er stand wieder auf und fuhr mit den Fingern – langen schlanken Fingern – über die Wand, stieß einen Grunzlaut aus, als er endlich eine Fuge gefunden hatte, die mit bloßem Auge nicht zu sehen war. Dann trat er einen Schritt zurück und hob das Werkzeug, rammte es mit einem weiteren Grunzlaut in die Wand hinein. Ein blauer Blitz flammte auf, dann öffnete sich die Wand wie ein Blüte: Wie in Zeitlupe schwangen zwei Platten zur Seite. Dahinter kam ein erstaunlich tiefer Schrank zum Vorschein, der mit Waffen und Munition regelrecht vollgestopft war -Handfeuerwaffen, leichte Gewehre, Shredder-Gewehre und Granaten. Der Techie wandte sich wieder uns zu, warf das Werkzeug in die Luft und fing es wieder auf. Ich grinste ihn an. In Wahrheit waren es die Techies, die das System am Laufen hielten. Wir anderen wurden dort doch bloß geduldet.
    Happling griff in den Schrank hinein und holte zwei Shredder-Gewehre heraus. Eines davon warf er Hense zu. Diese Shredder-Gewehre waren ziemlich harter Tobak – sie waren groß und schwer, und sie feuerten riesige Geschosse ab, die sich in unzählige Fragmente aufteilten. Von diesen Geschossen verfeuerten die Gewehre Tausende in jeder Minute und machten dabei einen entsetzlichen Lärm: Das klagende Heulen, das man zu hören bekam, brachte einen unweigerlich dazu, sich nur noch die Ohren zuhalten und so lange den Kopf schütteln zu wollen, bis es endlich aufhörte. Mit diesen Waffen konnte man Menschen in winzige Stückchen zerschießen, aber es war verdammt schwer, damit zu zielen und sie zu beherrschen. Selbst die Sturmtruppen verwendeten sie nur selten. Kurz wog Hense das Gewehr in den Händen.
    »Verdammt«, sagte ich, »rechnen Sie mit Schwierigkeiten?« Ich erhielt keine Antwort. Mir bot man keinen Shredder an und auch keine zusätzliche Mun für die Roon, die ich mir organisiert hatte. Ich schaute zu, wie Happling und Hense sich die Taschen und einen beachtlich großen, robust wirkenden Beutel mit Magazinen vollstopften. Dann schwang sich Happling diesen Beutel über die Schulter, und auf einmal wirkte die große Tasche regelrecht winzig. Mit dem Kinn deutete Hense zur Seite. »Los geht’s.«
    »Wohin denn?«, erkundigte sich Happling und ließ eines der hochverdichteten Magazine in seinen Shredder einrasten. »Vom Dach aus werden wir keine Startfreigabe erhalten, Boss.«
    »Zum Straßen-Startfeld, First Ecke Forty-eighth. Moment noch!«
    Sie betrachtete mich von oben bis unten. Auch ich blickte an mir herab – mit meinem mehr oder weniger unverletzten Auge. Das andere verheilte langsam schon wieder. Ich bestand nur noch aus Blut, Spucke und Staub. Aber vor allem Blut.
    »Geben Sie ihm Ihren Mantel, Happ! Der Kerl wird sonst alle möglichen Blicke auf sich ziehen!«
    Ich lächelte freundlich. »Ja, ich bin sehr gut aussehend, ich weiß.«
    Happling fluchte und ließ seine Tasche fallen. »Soll ich ihn auch noch rasieren? Braucht er vielleicht eine Massage? Oder meine goldene Dienstmarke?« Er riss sich den schweren Mantel von den Schultern und warf ihn mir zu. Ich fing ihn auf und streifte ihn über meinen eigenen Mantel. Er reichte mir zwar bis zu den Fersen, aber nachdem ich die Ärmel ein wenig aufgerollt hatte, sah dieser Mantel gar nicht mal so schlecht aus.
    Ohne seinen Mantel wirkte Happling sogar noch kräftiger; die Muskelpakete seiner Arme zerquetschten fast sein Schulterholster. Mit zusammengekniffenen Augen blickte er mich an. »Was sein Gesicht angeht, da kann ich nichts tun, Boss. Eigentlich finde ich sogar, die paar Schläge haben ihm ganz gutgetan.«
    »Los«, sagte Hense nur. Ihre Stimme klang angespannt und konzentriert: Es war der Kommandotonfall, den nur wirklich gefährliche Cops draufhatten. Happling wirbelte herum, warf sich den Sack wieder über die Schulter, und schon stürmten wir los, eilten dem riesigen Kerl hinterher, der auf die Fahrstühle zustapfte. Ich musste wirklich rennen, um mit den anderen Schritt zu halten, und hatte das Gefühl, ich würde jede Zigarette, die ich jemals geraucht hatte, einzeln in meiner Lunge spüren.
    »Wenn die Waffenschränke nicht auf Ihre Marke angesprungen sind«, merkte Happling über die Schulter hinweg an, »werden die Fahrstühle wohl auch nicht funktionieren.«
    Marko ging jetzt neben mir. »Die werden schon laufen.«
    Ich drehte den Kopf zur Seite und sah den Burschen an. Diese Scheiß-Techies waren

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