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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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einfach toll. »Ich frage mich …«, setzte ich an, einfach nur, um noch ein wenig Ärger zu stiften. »Warum haben Sie einen Vektor entwickelt, mit dem Sie diese ganzen Zugriffsbeschränkungen umgehen können?«
    Seine Kiefermuskeln spannten sich. »Das geht Sie nichts an.«
    Ich nickte; innerlich war ich regelrecht fröhlich. Ich war für diese Cops hier wirklich wichtig; ich hatte einen Leibwächter und sogar Gefolge, und bald würde ich richtig stilvoll nach Paris reisen. Ich war auf einem Auge blind, von meinem eigenen Blut und meiner eigenen Kotze bedeckt, der leibhaftige Tod strömte mir aus allen Poren, aber allmählich hellte sich die Lage ein wenig auf.
    Auf diesen Marko konnte man sich wirklich verlassen: Als wir den Fahrstuhl erreichten, trat der Techie vor, zog aus seiner Tasche ein kleines Kästchen, vielleicht so groß wie seine Faust, und machte sich daran zu schaffen. Mit den Fingerspitzen vollführte er eine ganze Reihe Mikrogesten. Dann blickte er das Kästchen an und legte die Stirn in Falten.
    »Scheiße, für diese Scheiß-Fahrstühle braucht man Directov- Freigabe!«, sagte er und klang zutiefst erstaunt. Und ich spürte dieses vertraute Gefühl, wenn das Herz zu hämmern anfängt und man diesen Rostgeschmack auf der Zunge hat – dieses Gefühl, das immer dann kam, wenn etwas richtig Übles bevorstand. Immer noch wedelte Marko mit seinen langen Fingern vor diesem Technik-Ziegelstein hin und her. Ich blickte erst den schmächtigen Techie an, dann Happling mit seiner Gorilla-Figur- und stellte fest, dass er mich aus seinen fluoreszierenden Augen finster anblickte. Mein Blick ruhte gerade lange genug auf ihm, um ihm deutlich zu zeigen, dass ich immer noch Eier in der Hose hatte. Dann schaute ich auf die Anzeigetafel des Aufzugs.
    »Ganz ruhig, Mr Marko«, sagte ich, den Eisengeschmack auf der Zunge. Unwillkürlich verkrampften sich meine Hände. »Sieht ganz so aus, als hätten Sie die Hälfte schon geschafft. Irgendjemand kommt hier zu uns runter.«
    Sofort reagierte Hense. »Treten Sie zur Seite, Mr Marko!«, fauchte sie und zog die Waffe, während Happling seine Tasche fallen ließ und es seiner Vorgesetzten gleichtat. Ich wartete ab, bis die beiden sich den Fahrstuhltüren gegenüber aufgestellt hatten, schräg gegeneinander versetzt – sie hatten sich ihre Schussfelder genau überlegt.
    »Boss«, sagte Happling und klang dabei sehr drängend.
    »Nichtjetzt«, gab der Colonel zurück.
    Wieder spannten sich Happlings Kiefer an. »Aber jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt dafür, Ihnen etwas zu sagen«, stieß er krächzend hervor. »Ich werde keine Cops umbringen.«

XVI
    Tag sechs:
    ich wurde befördert
     
     
    Aus welchem unerfindlichen Sicherheitsgrund auch immer: Die Anzeige des Fahrstuhls war nicht beschriftet. Sie zeigte nur eine lange LED-Reihe, die von der Decke bis zum Boden reichte. Jetzt glommen die untersten drei auf, eine nach der anderen, als fiele die Kabine auf uns herab. Ich riss die Roon, die ich mir organisiert hatte, aus der Tasche und hielt sie schussbereit. Aber ich hatte nichts dagegen, dass die beiden Cops die Hauptwucht dessen abbekommen würden, was auch immer aus der Aufzugskabine kommen würde. Marko presste sich so dicht wie möglich an die Wand, umklammerte mit beiden Händen die Tasche mit dem Zauberwerkzeug und sah ganz so aus, als würde er sich jeden Moment in die Hose machen und losrennen – in genau dieser Reihenfolge.
    Warm glomm die unterste Diode auf, die Tür öffnete sich, und es fiel selbst mir schwer, ruhig zu bleiben – nachdem man mich in dem Verhörzimmer halbtot geprügelt hatte, lief mein Gehirn chemisch gesehen praktisch Amok: Ständig pumpte es Adrenalin und Müdigkeit gleichermaßen in meine Adern. Und dennoch gelang es mir, meine Nervosität zu beherrschen.
    Der Fahrstuhl war leer. Einen Moment lang standen wir alle nur reglos da und drehten Däumchen – natürlich ohne uns dabei zu bewegen. In meinem Innersten verwandelte sich das Adrenalin allmählich in Essig und sorgte dafür, dass sich mein Magen noch weiter zusammenkrampfte. Ich blickte zu Marko hinüber, doch der Techie hatte die Augen fest zusammengekniffen.
    »Du bist eines dieser Scheiß-Genies, von denen man in letzter Zeit immer wieder hört, oder?«
    Der junge Bursche öffnete die Augen – eines nach dem anderen – und sackte dann sichtlich in sich zusammen: als hätten sich sämtliche seiner Knochen spontan in Wackelpudding verwandelt. Er schloss die Augen wieder, und

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