Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
Vom Netzwerk:
sehen, wie er wohl reagieren würde. Aber ich war einfach zu alt und zu müde für so einen Scheiß. Außerdem lautete die erste Regel für solche Scheißsituationen nun einmal: Immer schön dafür sorgen, dass der Techie auf deiner Seite ist. Happling war derjenige, hinter dem man sich verkriechen sollte, wenn es hart auf hart käme. Aber viel häufiger wurde es haarig, wenn man auf der falschen Seite einer Tür stand, die man zum Verrecken nicht aufbekam, oder wenn das System einen ortete. Es waren die Techies, die einem dann stets den Arsch retten konnten.
    Ich blickte Marko hinterher. Wenn die das wollen, setzte ich in Gedanken hinzu und spielte mit der Zungenspitze an einem wackeligen Backenzahn.
    Der Colonel starrte mich an. »Ich war dann so weit, Mr Cates.«
    Ich atmete aus; der Rauch war fast blau und so dicht, dass es schien, als bliebe er unverändert mitten in der Luft stehen – als würde er sich wie ein Film über die Atemluft selbst legen. Ich fragte mich, ob das meinen kleinen Nanobots wohl gefiele oder ob es sie störte – ob sie vielleicht gerade ein Signal nach Hause schickten, ihren Wirtskörper bitte umbringen zu dürfen.
    Hense steuerte die Tür an. Ich folgte ihr, betrachtete erneut ihren zierlichen Körper, rauchte meine Zigarette so schnell ich konnte, sog das Gift tief in meine Lungenflügel und lächelte dabei. Alles schmerzte, aber es war ein guter Schmerz – es schmerzte, weil ich mich wieder bewegte.
    Der Korridor vor dem Labor war völlig verlassen. Mit perfektem Rhythmus flammten verborgene Stroboskoplampen auf. Happling kam vom anderen Ende des Ganges auf uns zugestapft. »Die Scheiß-Schränke sind alle versiegelt. Mit meiner Sicherheitsstufe kriege ich die nicht auf.«
    Hense rauschte einfach an ihm vorbei, und wir folgten ihr. Happlings riesiger Körper strahlte Frustration und Elend gleichermaßen ab. Sämtliche der Türen hier waren perfekt verborgen, verschwanden nahtlos in den Wänden und erzeugten so die Illusion, dieser Korridor mit seinen makellos weißen Wänden würde bis in alle Ewigkeit nur geradeaus weitergehen. Nach dem ganzen Krach, den die Cops auf dem Weg zu diesem Labor geschlagen hatten, erschien mir die Stille hier regelrecht unheimlich.
    Hense führte uns um eine Ecke, an eine Stelle der Wand, die mit roter Farbe markiert war, ohne dass es irgendeine Beschriftung oder ein anderes Zeichen gab, das verraten hätte, worum es hier überhaupt ging. Die Frau trat näher an die Wand heran und wartete ab.
    »Scheiße«, zischte sie. »Ich mit meiner auch nicht.«
    Einen Moment lang standen wir nur da. »Ich will gar nicht wissen«, sagte Happling gedehnt, »was für Notfallmaßnahmen den Zugriff auf gottverdammte Majors oder noch Höherrangige beschränken. Wie viele Majors gibt es im ganzen Scheiß-System? Dreihundert?«
    »Mr Marko«, sagte ich und verbrannte mir die Finger, als ich auch noch den letzten Tabakrest dieser Zigarette aufrauchen wollte. »Jetzt können Sie mit Ihrem Fachwissen glänzen.«
    Hense drehte den Kopf zu mir, doch sie schaute mich nicht an. »Mr Marko«, sagte sie mit fester Stimme, »können Sie das hier öffnen?«
    Marko blickte erst sie an, dann Happling, und dann, in einem Moment schierer Verzweiflung, sogar mich. Ich schnippte nur die Kippe auf den Boden und zuckte mit den Schultern. »Colonel!«, fragte er, »habe ich Sie richtig verstanden? Sie wünschen, dass ich mich an SSD-Eigentum zu schaffen mache?«
    Ich rechnete mit einer Explosion. Happling ging es offensichtlich ebenso, sonst hätte er nicht so unruhig auf den Fußballen auf und ab gewippt. »Mr Marko, wir müssen dieses Gebäude hier verlassen. Je länger wir hier bleiben, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass man von Mr Gates’ Aufenthalt hier erfährt. Sobald das geschieht, wird man ihn unserem Einflussbereich entziehen. Und sobald das geschieht, werden Sie, Captain Happling und ich sterben. Haben sie das verstanden?«
    Marko schluckte und blickte erneut zu mir herüber. »Ja«, bestätigte er.
    Träge streckte Happling die Hand aus und versetzte dem Techie einen Schlag gegen den Hinterkopf. »Dann mach endlich diesen verdammten Waffenschrank auf, du Arschloch, und hör auf, hier Zeit zu verschwenden!«
    Marko blickte Happling an und rieb sich den Hinterkopf. Doch gleichzeitig schleppte er seinen schwarzen Sack zur Wand hinüber. »Das war unnötig, Captain«, beklagte er sich, ließ die Tasche fallen, kniete sich davor und öffnete den Reißverschluss. Einige

Weitere Kostenlose Bücher