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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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hier gebrauchen könnten, wären noch mehr Cops. Aber ich musste auch zugeben, dass ich in dieser Hinsicht vermutlich ein wenig voreingenommen war. Schließlich neigten die meisten Cops dazu, sofort nach mir zu schlagen und zu treten, wenn ich ihnen begegnete. Es war durchaus möglich, dass Hense, die ja schließlich selbst zu den Cops gehörte, ihre Kollegen eher als angenehme, freundliche Zeitgenossen empfand. Ich stellte mir vor, dass sie diesen Kontakt herzustellen versuchte, um ihr Handeln zu erklären oder vielleicht mit einem Informanten zu sprechen, der ihr sagen könnte, ob jemand vom SSD sie verfolge: Schließlich hatte sie einen Schweber gestohlen, hatte zugelassen, dass zwei weitere Cops getötet worden waren, und war mit einem Gefangenen geflohen, der zuvor nicht einmal ordnungsgemäß in die Datenbank aufgenommen worden war.
    Die frisch aufgegangene Sonne tauchte die Welt in ein wunderbar goldenes Licht. Es war fast, als wäre alles in einen sanften Heiligenschein eingehüllt. Trotz des Rostes, der zerrissenen Plastikhaut, der herausgerissenen Drähte und der blicklosen toten Kamera-Augen sahen sogar die Mönche beinahe schön aus. Ich starrte den Cyborg an, der so aufgestellt worden war, als hebe er triumphierend die Arme, und setzte mich auf den feuchten Boden. Dann zog ich meine Waffe hervor und holte das Magazin heraus. Kurzes Durchzählen verriet mir, dass ich noch vierzehn Schuss hatte. Ich hatte schon mit deutlich weniger eine ganze Menge ausrichten können. Aber eben noch nie mitten im Nichts, wo das Einzige, was man zu Fuß erreichen konnte, eine gottverdammte Geisterstadt war.
    Ich ließ das Magazin wieder einrasten und verstaute die Waffe in meiner Tasche. Mit zusammengekniffenen Augen schaute ich zu Hense hinüber und beobachtete sie einen Moment lang.
    »Zeitverschwendung«, sagte ich dann.
    Sie blickte nicht einmal auf. »Ich werde darüber nachdenken.«
    »Das ist Zeitverschwendung, Colonel«, wiederholte ich. »New York stand doch kurz vor dem Zusammenbruch, als wir aufgebrochen sind. Glauben Sie vielleicht, die Lage dort habe sich gebessert? Glauben Sie, irgendjemand würde jetzt nach Ihnen suchen?« Ich schüttelte den Kopf. »Wir sollten aufbrechen. Wir wissen nicht einmal, ob dieses nette kleine Eindämmungsfeld, in das uns meine Nanobot-Haustierchen einhüllen, noch lange anhält.«
    »Sie sind nicht der Leiter dieser Expedition, Gates«, gab sie zurück, ohne mich anzuschauen.
    Ich erhob mich, verkniff mir eine Grimasse und kämpfte mich durch die unzähligen verschiedenen Schmerzen, die sich in meinem Inneren allmählich zu einem einzigen gewaltigen Leiden zusammenballten. »Wenn Sie alle anfangen, Blut zu husten«, sagte ich atemlos und tastete instinktiv nach meinem Holster, »dann können Sie ja versuchen, mich wieder einzuholen.«
    Ich ging zwei Schritte weit und zwang mich dazu, mich ruhig, gleichmäßig und selbstbewusst zu bewegen. Dann versperrte mir Happling bereits den Weg; meine Nasenspitze zeigte genau auf seinen Brustkorb. Der Rote Riese hatte sich den Shredder in die Armbeuge gelegt. Die Mündung wies zum Himmel. Sein Gesicht war wieder einmal puterrot, und nun tippte er mir mit seinem riesigen Zeigefinger kräftig gegen die Brust.
    »Der Colonel hat gesagt, Sie sollen sich verdammt noch mal hinsetzen, Cates.«
    Ich blickte zuerst zu Hense, dann zu diesem Ungetüm. »Schauen wir uns doch mal die Tagesordnung an, Boss. Sie hat gesagt, ich sei nicht der Leiter dieser Expedition. Ist mir nur recht so, Roter Riese!« Nun stieß ich ihm meinen Zeigefinger gegen die Brust – die sich verstörend fest anfühlte und erschreckend hart war: Vor mir stand wirklich ein gottverdammtes Alpha-Männchen. »Ich bin wirklich nicht der Leiter dieser Expedition. Ich gehöre noch nicht einmal dazu!«
    Happling ballte die Hand zur Faust und stieß mich zurück. »Setz dich endlich hin, du Dreckskerl!«
    Ich rang meinen steifen Gesichtszügen ein Lächeln ab. Die Cops unterschieden sich kein bisschen von allen anderen im System: Wenn man klein beigab, wenn man auch nur ein Stückchen weit nachgab, dann stürzten sie sich auf einen wie die Feuerameisen und nagten einem das Fleisch von den Knochen. »Was denn, willst du mich einfach bis in alle Ewigkeit alle fünf Minuten zusammenschlagen, Happling? Was anderes könnt ihr Bullenschweine wohl überhaupt nicht, oder was?«
    Happlings Gesicht schien in sich zusammenzufallen; seine hellen Augenbrauen berührten fast seinen struppigen roten

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