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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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hinüberzuschwimmen und über diese Mauer zu klettern, ohne zu wissen, was uns dort erwartete.
    »Mr Marko?«, fragte Hense, die in die Hocke gegangen war und tatsächlich ein wenig außer Atem klang. »Sehen Sie irgendetwas?«
    Marko streifte bereits durch die Trümmer am Flussufer, den Blick fest auf seinen kleinen Bildschirm gerichtet. »Abgesehen von dem Digital-Signalverkehr, habe ich hier eine Thermosignatur, die ziemlich deutlich nach einem Menschen aussieht. Mönche würde ich auf diese Weise nicht orten können.«
    »Scheiß auf die Blechköpfe«, grollte Happling, zerdrückte eine Zigarette zwischen den Händen und stopfte sich den Tabak in die Wange. »Die Dinger, die hier rübergeschwommen sind, werden uns keine Schwierigkeiten machen. Deswegen sind die ja auch immer noch hier, in diesem absoluten Drecksloch von einer Stadt.«
    Hense wippte auf den Fußballen auf und ab und starrte über das Wasser hinweg. »Niemand weiß, dass wir hier sind. Es ist also völlig unmöglich, dass dort jemand auf uns wartet.«
    »Klar«, gab Happling gedehnt zurück und spie den braunen Tabakbrei auf den Boden. »Weil es natürlich niemandem auffällt, wenn in einer Entfernung von nur wenigen Meilen ein Schweber runterkracht.«
    Sie drehte sich zu ihm herum und neigte den Kopf ein wenig zur Seite, doch sie sagte nichts. Einen Moment lang starrte sie nur in die Ferne. Die Sonne war hinter den trüben Wolken verschwunden. »Wir warten den Einbruch der Nacht ab.« Dann stand sie auf und wandle sich uns zu: Sie war anderthalb Meter groß und wog vielleicht hundert Pfund, und ich war mir sicher, dass sie mir reichlich Schmerzen zufügen konnte, sollte ich jemals versuchen, sie anzurühren. »Mr Marko, schauen Sie, ob Sie irgendetwas erkennen können, und finden Sie über das Gebäude heraus, was Sie nur können! Niemand entfernt sich mehr als nur ein paar Schritte von Mr Cates.«
    Marko setzte sich dort auf den Boden, wo er gerade stand, starrte auf den Bildschirm und ließ seine schlanken Finger hin und her zucken. »Da gibt es gar nichts, Colonel. Eine unbedeutende Thermosignatur, der ganze Funkverkehr zwischen der Quelle und den Nanos, die wir schon die ganze Zeit über nachverfolgen, und sonst nichts. Keine stromführenden Leitungen, keine Hohlräume – nur altes Gestein und Luft.« Er klappte sein kleines Gerät zu und blickte uns mit Augen geblendet vom hellen Display an. »Wenn sich dort drüben wirklich jemand aufhält, Colonel, dann reden wir hier von einer einzelnen Person.«
    Ich bückte mich und hob einen Stein auf, warf ihn ins Wasser, einfach nur um zuzuschauen, wie er versank. Das Wasser war träge wie schweres Öl, der Stein erzeugte kaum Wellen. »Also gut«, sagte ich, und mein Herz hämmerte. »Dann sollten wir loslegen.«
    »Wir warten den Einbruch der Nacht ab«, wiederholte Hense hinter mir. Ich konnte mir richtig vorstellen, wie sie kaum merklich den Kopf schüttelte.
    »Nein«, widersprach ich. »W 7 as denn, glauben Sie etwa, das macht irgendeinen Unterschied? Wenn da drüben jemand auf uns wartet, dann wartet er eben auf uns. Wenn Marko dort niemanden orten kann, dann kann man die entweder eben nicht orten oder es ist wirklich niemand dort. Ganz egal was es nun ist, zu warten bringt überhaupt nichts.« Ich streifte mir den Mantel von den Schultern und machte mich daran, dessen Taschen zu durchwühlen und mir alles, was mir irgendwie nützlich erschien, in die Hosentaschen zu stopfen. »Ich werde in drei Minuten losschwimmen, Colonel. Was wollen Sie dann machen? Mich erschießen?«
    Ich ließ den Mantel zu Boden fallen und schob mir meine Waffe in eine meiner Hosentaschen. Meine Arme waren von blauen Flecken regelrecht übersät. Aber ich hatte mich seit Tagen nicht mehr so gut gefühlt. Adrenalin überflutete mich, allmählich legten sich die Schmerzen. Ich rechnete damit, hier vielleicht jemanden umbringen zu können, der für das alles verantwortlich war: für Glees Tod, für das Chaos in New York, für den Tod von jedem anderen, den ich umgebracht hatte, ohne das zu wollen. Ich war beinahe schon fröhlich, als ich mir einen Weg zum Wasser suchte und dann versuchsweise mehrmals tief durchatmete. Meine gebrochenen Rippen schmerzten bei jedem Atemzug.
    »Scheiß drauf«, sagte Hense hinter mir. »Sie gehen vor, Gates.« Sie klang ernstlich belustigt.
    Aber darauf achtete ich schon nicht mehr. Noch dreimal atmete ich unter Schmerzen tief durch, dann stürzte ich mich ins Wasser. Es war kalt –

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