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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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kommt der Zauberstab!«, sagte er, schwang sich das Gewehr und die Tasche über die Schulter und ging auf die Luke zu. Kurz schaute er noch zu Hense hinüber und wartete ihr Nicken ab, dann betätigte er die Entriegelung. Zischend öffnete sich die Luke, mattes Tageslicht strömte herein. Happling ging in die Knie, das Gewehr im Anschlag, und sicherte mit wachsamem Blick rasch in beide Richtungen, die Augen weit aufgerissen. Ohne das Gewehr sinken zu lassen oder den Blick von der Umgebung abzuwenden, sagte er über die Schulter hinweg »Frei!« und sprang dann aus der Luke hinaus.
    Von draußen hörte ich ihn noch rufen: »Aber wirklich verdammt komisch!«
    Hense folgte ihm aus der Luke. Ich blickte zu Marko hinüber, der immer noch auf dem Boden kauerte. Dann drängte ich mich an dem Techie vorbei und versuchte meinen Körper mit reiner Willenskraft dazu zu bringen, sich ruhig und gleichmäßig zu bewegen. Trotzdem wäre ich beinahe geradewegs aus dem gottverdammten Schweber gestürzt und landete recht unsanft im feuchten Gras. Hense und Happling waren nur wenige Schritte weit gekommen und dann wie angewurzelt stehen geblieben. Auch ich hielt sofort inne.
    Wir waren von Mönchen umgeben.
    Seit Jahren hatte ich nicht mehr so viele Blechköpfe gesehen. Hin und wieder schlurfte zwar immer noch ein Einzelner von denen als Bettler oder einfach nur Durchgeknallter durch die Gegend und belästigte die Leute. Doch seit den Mönchs-Ausschreitungen hatten die System-Bullen (in einem jener seltenen Momente, in denen sie wirklich mal nützlich waren) diese Cyberborg-Typen fast alle zerstört. Daher waren diese Dinger abgesehen von kleineren Banden in der Wildnis heutzutage kaum noch zu finden und stellten auch kein Problem mehr dar. Nicht so hier: Da standen mindestens fünfzig von denen auf dieser Lichtung, und sie alle schienen tot zu sein. Sie waren in den verschiedensten sonderbaren Positionen einfach erstarrt.
    Der Schweber musste durch ein kleineres Waldgebiet geschrammt sein und hatte einige Bäume entwurzelt. Dann war er aus dem Waldgebiet herausgerutscht und auf dem breiten grasbewachsenen Streifen, der daran grenzte, zum Stillstand gekommen. Vielleicht war dieser Streifen Gras ja früher einmal eine Straße gewesen. Wir befanden uns auf einer kreisförmigen Lichtung, umgeben von konzentrischen Ringen aus Bäumen. Die Mönche waren allesamt verstümmelt – ihnen fehlten Gliedmaßen, bei vielen quollen Drähte und Steuerchips aus klaffenden Löchern in ihrem Gehäuse. Einige waren angesengt, angeschmolzen oder angerostet. Es gab Körper ohne Köpfe und Köpfe ohne Körper. W i e düstere Mahnmale standen sie überall, angeordnet zu kleinen Tableaus, gezielt in bestimmte Positionen gebracht, teilweise sogar fixiert. Manche der Gestalten waren offensichtlich bereits umgestürzt. In den Bauchhöhlen von einigen hatten sich Vögel eingenistet.
    Wir drei blickten uns um. Es war warm; die Sonne stieg gerade über den Horizont, die Luftfeuchtigkeit war beachtlich. In der Ferne waren jede Menge Tierlaute zu vernehmen -Vogelstimmen, und irgendetwas bahnte sich seinen Weg zwischen den Bäumen hindurch. Doch wir schwiegen, starrten nur wortlos die Szenerie an, bis auch Marko aus dem Schweber herauszuklettern versuchte und mit einem Grunzlaut zu Boden stürzte.
    »Na ja«, sagte Happling und ließ die Waffe sinken. »Willkommen in Paris, dem absolut letzten Drecksloch im ganzen Universum.«

XIX
    Tag acht:
    Leute wie ich halten in der Zwischenzeit
    die Zivilisation aufrecht
     
     
    »Verdammt, die sind ja alle funktionsunfähig«, stellte Marko fest und drehte sich langsam um die eigene Achse, den Blick unablässig auf eines seiner Handmessgeräte gerichtet. »Die stehen schon richtig lange hier.«
    »Du bist ja wirklich ein echtes Genie!«, meinte Happling, der sich mittlerweile auf den Sack mit den Waffen gesetzt hatte. »Du brauchst einen Scheiß-Computer, um das sagen zu können?« Er rollte die sorgsam gestärkten weißen Hemdsärmel hoch. Seine Muskelpakete schienen noch größer zu werden, als er nach dem Shredder griff. Der Riesen-Cop sah wirklich aus wie ein lebendig gewordenes Rekrutierungsplakat.
    Ich konzentrierte mich ganz darauf, nicht umzufallen, als ich zwischen dieser bizarren Gruppierung toter Mönche umherschlenderte. Hense hatte sich an ihren Langstrecken-Scanner gesetzt und versuchte aus irgendeinem unerfindlichen Grund das Hauptquartier des SSD zu erreichen. Ich selbst war ja der Ansicht, das Letzte, was wir

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