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Something like love

Something like love

Titel: Something like love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susane Colasanti
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Onkel«, werfe ich ein, »und der wohnt eine Stunde weit weg.«
    »Tja, vielleicht muss Blake dann zu ihm ziehen.«
    »Unmöglich! Dann müsste er ja auf eine andere Schule gehen.«
    Mom schüttelt nur den Kopf.
    »Das ist doch ätzend«, sage ich.
    »Lass uns erst mal sehen, wie sein Dad reagiert. Solche Dinge relativieren sich meist nach ein paar Tagen.«
    »Es ist nicht fair, dass er nicht hierbleiben kann.«
    »Wir müssen das tun, was das Beste ist für Blake.«
    Ich funkle sie an. »Wirklich? Es klingt eher so, als wolltest du das Beste für dich tun.«
    Oben rolle ich den Schlafsack zusammen. Blake kommt aus der Dusche und rubbelt mit einem Handtuch seine Haare trocken.
    »Wie fühlst du dich?«, erkundige ich mich.
    »Gut.«
    »Gut?«
    »Ja.«
    »Auch wenn es eine blöde Frage ist: Warum?«
    »Verstehst du das nicht? Ich muss keine Angst mehr haben. Ich muss mich nicht mehr davor fürchten, was passiert, wenn mein Dad es herausfindet. Wenn nichts Schlimmeres mehr passiert, bin ich gut dabei weggekommen.«
    »Und was ist mit den Leuten in der Schule?«
    »Das sind Arschlöcher. Mit Ignoranten gebe ich mich nicht ab.«
    Blake geht viel besser damit um, als ich dachte. Entweder ist das eine Art von Nervenzusammenbruch oder er ist superschnell mit allem fertig geworden.
    »Hast du mit deiner Mom gesprochen?«, will er wissen.
    Ich konzentriere mich darauf, den Schlafsack zusammenzubinden. »Hm-hm.«
    »Und was hat sie gesagt?«
    »Sie hat…« Ich lasse den Schlafsack in Ruhe. »Sie hat Nein gesagt.«
    »Was? Wieso?«
    »Weil sie blöd ist.« Ich bin total sauer auf Mom, dass sie Blake nicht hierbleiben lässt. Ich räche mich, indem ich besonders lange dusche und danach im Bad das Licht brennen lasse.
    »Darf ich wenigstens noch eine Nacht bleiben?«, fragt Blake.
    »Ich kann sie fragen, aber…«
    »Verdammt«, sagt Blake. »Was soll ich denn jetzt machen?«

38
    Mein schönstes One-World- Plakat war in Fetzen gerissen.
    Ich hatte zwei Stunden lang daran gearbeitet. Die Schrift war makellos. Ich hatte acht verschiedene Glitzerfarben verwendet. Ich hatte mir sogar die Mühe gemacht, coole Tabellen zu gestalten und sie aufzukleben.
    Jemand hatte das Plakat von der Wand gerissen. Und es zerfetzt. Und die Papierschnipsel auf dem Boden verstreut.
    Ich hebe einen Schnipsel auf. Darauf ist der Erdball zu sehen, den Jason an unserem Bastelabend gemacht hat. Ich hatte den Erdball für das d in Erde benutzt und es mit grüner und blauer Glitzerfarbe versehen. Unsere Glitzer-Welt war einfach perfekt.
    Was man von der richtigen Welt leider nicht behaupten kann.
    Ich will nicht in die Cafeteria. Nur weil wir das Schulgelände zum Mittagessen nicht verlassen dürfen, bedeutet das noch lange nicht, dass ich in der Cafeteria essen muss. Stattdessen habe ich mir vorgenommen, Vereinskram zu erledigen oder in die Bibliothek zu gehen. Hauptsache, ich bin beschäftigt.
    Heute nehme ich mein Mittagessen mit unter die Treppe. Ich muss wirklich eine Zeit lang allein sein. Was macht es schon aus, ob mich jemand sieht oder nicht? Man kann mich nicht noch mehr demütigen, als ich sowieso schon beschimpft worden bin.
    Blake würde mir bestimmt Gesellschaft leisten, aber er ist heute nicht da. Meine Mom hat gestern doch noch nachgegeben und er durfte eine weitere Nacht bei uns bleiben. Heute Morgen ist Onkel Rick gekommen und hat ihn abgeholt.
    Mom hatte sich mit Dad beraten und dann anonym beim Jugendamt angerufen. Dort sagte man ihr, ein verbaler Missbrauch könne genauso schlimm sein wie physischer Missbrauch. Alle Arten von Missbrauch verursachen bleibende emotionale Schäden. Blakes Vater hat ihn verbal missbraucht, so lange ich denken kann. Ein solches Leben hat niemand verdient.
    Deshalb hat Onkel Rick sich bereit erklärt, Blake bei sich aufzunehmen, bis er aufs College geht. Keine Ahnung, was mit seinem Dad passiert. Ich bin nur total erleichtert, dass Blake nicht länger mit ihm zusammenleben muss. Onkel Rick wohnt eine Dreiviertelstunde weit weg und sein Arbeitsplatz ist genau in entgegengesetzter Richtung von unserer Schule. Deshalb muss Blake mit dem Zug fahren. Heute wollen sie Blakes Sachen abholen, während sein Dad bei der Arbeit ist.
    Während Blake und ich gestern Abend einen Film anschauten, hat Jason immer wieder angerufen. Zuerst bin ich nicht drangegangen. Ich wusste, wenn ich mit ihm sprach, würde es mir noch schwerer fallen, mein Versprechen, das ich Erin gegeben hatte, zu halten. Aber er hinterließ immer wieder

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