Something like love
»Ab in eure Klassen!«, brüllt er. »Sofort!«
Die Gruppe löst sich auf. Ein paar Schüler trödeln noch, in der Hoffnung, Blake zusammenbrechen zu sehen.
Blake macht die Spindtür zu. Er starrt auf die Schrift.
»Ich kann dir helfen, das wegzumachen«, sage ich.
»Das kriegt man nicht weg.«
»Oh doch! Ich kann mir den Industriereiniger ausleihen, mit dem die Hausmeister die Graffiti von den Schreibtischen entfernen.« Die Hausmeister mögen mich. Ich erleichtere ihnen ihre Arbeit mit all dem Recyclingkram von One World . Ich darf mir von ihnen ausleihen, was immer ich will.
»Und du glaubst, dass das funktioniert?«, fragt Blake.
»Auf jeden Fall. Ich geh es holen.«
»Warte.« Blake nimmt mich in den Arm. »Danke.«
Die Schüler, die noch gewartet haben, sind enttäuscht, dass der erhoffte emotionale Ausbruch nicht stattgefunden hat. Blake ist stärker, als sie ahnen. Er würde nie zeigen, wie verletzt er wirklich ist.
Ich hatte gehofft, dass Blake und ich uns wieder vertragen würden, nachdem wir seinen Spind sauber gemacht hatten. Während wir schrubbten, sprachen wir nicht miteinander. Und danach bedankte er sich nur noch einmal und ging zum Unterricht.
Connor ist so ungefähr der Einzige, der noch nett zu mir ist. Wenn wir zwischen den Unterrichtsstunden in dieselbe Richtung müssen, geht er mit mir mit. Und abends telefonieren wir oder mailen. Er macht sich echt Sorgen um mich. Was einerseits total süß von ihm ist, andererseits will ich ihn aber nicht auf falsche Ideen bringen. Sonst denkt er am Ende noch, er hätte eine Chance, mit mir auszugehen, da ja offensichtlich mit mir und Jason etwas schiefgelaufen ist. Ich hoffe, er merkt, dass ich auch weiterhin nur mit ihm befreundet sein möchte.
Als Connor sagte, er käme heute Abend bei mir vorbei, habe ich mich darauf gefreut, Gesellschaft zu haben. Ausgestoßen zu sein, macht ganz schön einsam.
Wir durchstöbern meinen Schrank auf der Suche nach einem Spiel. Ein bisschen anspruchsloser Zeitvertreib ist genau das, was ich jetzt brauche.
»Wie wär’s mit Karten?«, fragt Connor.
»Kennst du Five Hundred?«
»Das kann man nur mindestens zu viert spielen.«
»Stimmt nicht.«
»Stimmt doch. Wenn nur wir beide das Team sind, gegen wen sollen wir denn dann spielen?«
»Hä?«
»Du meinst doch das kanadische Five Hundred, oder nicht?«
»Nein, ich meine Rummy Five Hundred. Gibt es noch ein anderes Five Hundred?«
»Sieht so aus.«
»Wahnsinn.«
»Wir könnten es mit Kunsttherapie versuchen. Bei mir hilft das immer.«
»Heißt das, du hast keine Lust auf Cluedo?«
»Wir können entweder Cluedo spielen oder grünes Slimy machen.«
»Slimy!«
»Habt ihr Maisstärke?«
»Ich glaub schon…«
Die nächste Stunde werden wir zurückgesetzt in eine Zeit, in der die Dinge noch nicht so kompliziert waren wie heute.
»Geht’s dir jetzt besser?«, fragt Connor.
»Ja und nein. Ich meine, es hilft mir, an etwas anderes zu denken, aber dann fällt mir die ganze Sache plötzlich wieder ein und alles ist so beschissen wie vorher.«
»Es muss echt schwer sein für dich. Besonders nach dem Unfall.«
»Woher weißt du davon?«
»Hat mir jemand erzählt.«
»Wann?«
»Voriges Jahr.«
»Jemand hat dir einfach so davon erzählt?«
»Nicht ganz.« Connor drückt auf dem Slimy herum. »Das war nach einer Kunststunde, da hast du dich über ein Bild gebeugt und ich konnte unter deinem Pony ein Stückchen von der Narbe sehen. Da habe ich einen Freund gefragt, wie du daran gekommen bist.«
»Ach so.«
»Gehst du deshalb nicht im See schwimmen?«
»Ja.«
»Tut mir leid, wir müssen nicht darüber reden. Es ist nicht…«
»Nein, ist schon okay. Ich kann drüber reden.«
Ich erzähle Connor die ganze Geschichte. Es fühlt sich gut an, mit jemandem darüber zu sprechen, dem ich vertrauen kann und der nicht direkt was damit zu tun hat. Ich bin einfach nur dankbar, dass es überhaupt noch jemanden gibt, der mir zuhört.
37
»Danke, dass ihr alle gekommen seid«, begrüße ich die Runde. »Als Erstes sagt jeder, wer er ist und was er macht.«
Das erste Treffen von One World ist immer besonders aufregend. Unser Verein wird jedes Jahr größer. Man weiß nie, wer mitmachen wird.
Manche Leute können einen ganz schön in Erstaunen versetzen.
Und dann sind da natürlich diejenigen, die sich nie ändern werden.
Bianca und Marnie hören nicht auf zu lachen. Jedes Mal wenn ich etwas sage, fangen sie wieder an.
»Ist irgendwas komisch?«, frage ich
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