Something like love
die Tür. Er setzt sich auf.
»Was machst du denn hier?«, flüstere ich.
»Kann ich diese Nacht hierbleiben?«, fragt Blake.
»Warum bist du…«
»Kann ich?«
»Ja. Ja, natürlich.«
Ich setze mich neben ihn. Es dauert lange, bis er etwas sagt.
»Ich kann nicht nach Hause. Mein Dad hat mich rausgeschmissen. Wir hatten den fiesesten Streit aller Zeiten.«
»Worüber?«
»Er hat die Geschichte mit meinem Spind herausgefunden.«
»Wie denn?«
»Mr Bradley hat ihn angerufen. Leider hat er sich vorher nicht klargemacht, dass nicht alle Eltern verständnisvoll sind.«
»Es tut mir so leid.«
»Muss es nicht. Jetzt muss ich mir wenigstens keinen Kopf mehr machen, wie ich es meinem Dad beibringe.«
Blake war immer schon davon überzeugt, dass sein Dad ihn umbringen würde, wenn er von seinem Schwulsein erführe. Ich dachte auch, dass sein Dad sauer sein würde, aber so schlimm hatte ich es mir nicht vorgestellt. Wie kann man denn sein eigenes Kind aus dem Haus werfen?
»Ich geh nie wieder zurück«, sagt Blake. »Glaubst du, ich könnte eine Zeit lang bei euch bleiben? Ich würde auch für mein Essen und so bezahlen.«
»Ich bin sicher, dass das geht. Morgen früh frage ich meine Mom.«
Blake streckt sich wieder auf der Schaukel aus und legt den Kopf auf die zusammengefaltete Decke, die er sich aus der Truhe geholt hat. »Tut mir leid, dass ich so sauer auf dich war.«
»Echt? Aber es war doch alles meine Schuld. Ich fasse es nicht, wie blöd ich war.«
»Du wusstest ja nicht, dass Ryan dich hören konnte.«
»Ich wollte es Jason gar nicht sagen. Es tut mir echt leid!«
»Genau, wie es letzte Woche in meinem Horoskop stand. Wie war das noch mal? Sinngemäß so was wie ›Eine einmal preisgegebene Information wird auf Dauer nicht geheim bleiben. Es wird Zeit für eine Veränderung‹.«
»Siehst du, wie es immer wieder zutrifft?«
»Tja, ich denke, ich bin jetzt endgültig überzeugt.«
Ich stehe auf und halte Blake die Hand hin. »Du kannst nicht hier draußen bleiben. Komm mit in mein Zimmer.«
»Wird Jason da nicht eifersüchtig?«
»Ich wusste gar nicht, dass du nach Mitternacht so witzig sein kannst.«
Es würde zu viel Krach machen, die Luftmatratze aufzublasen, deshalb krame ich meinen Schlafsack hervor. Und überziehe eins meiner Kopfkissen für Blake.
»Nimm du das Bett«, schlage ich vor.
»Nein, ich schlafe auf dem Boden.«
»Nimm das Bett!«
»Du hast ja einen echten Befehlston drauf!«
Blake legt sich in mein Bett und schläft auf der Stelle ein. Ich bin immer noch ganz aufgelöst, ihn mitten in der Nacht auf unserer Veranda entdeckt zu haben. Wie kann er nur einfach so einschlafen?
Am nächsten Morgen steht Mom in der Küche und wäscht Gemüse.
»Mom?«
»Oh!« Sie lässt die Rote-Bete-Knolle in die Spüle fallen. »Du hast mich aber erschreckt!«
»Entschuldigung.«
»Willst du ein Sandwich oder lieber was vom Abendessen mitnehmen?«, erkundigt sich Mom. Ich habe ihr erzählt, dass ich, statt in der Cafeteria zu essen, mein Mittagessen lieber von zu Hause mitbringen würde. Sie wollte wissen, warum, und ich meinte, der eklige Schulfraß würde meine Gesundheit ruinieren. Was ja auch stimmt.
»Ein Sandwich ist okay.«
Sie fährt fort, das Gemüse zu waschen.
»Mom?«
»Was ist denn, mein Schatz?«
»Wir müssen reden.«
Wir setzen uns an den Küchentisch. Ich erzähle ihr von dem Gerücht um Blake. Und von der Sache mit dem Spind und dass sein Dad ihn rausgeschmissen hat. Den Teil, wie ich Jason über Blakes Schwulsein informiert hatte, lasse ich aus.
»Blake darf doch hierbleiben, oder?«, frage ich.
»Der arme Junge.«
»Ich habe ihm schon gesagt, du wärst bestimmt einverstanden.«
»Ich halte das für keine besonders gute Idee.«
»Warum das denn nicht?«
»Blakes Dad kann ihn nicht einfach aus dem Haus werfen. Das ist illegal. Wir sollten besser die Polizei informieren. Oder das Jugendamt – ich muss mich da mal erkundigen.«
»Warum kann er denn nicht einfach eine Zeit lang hierbleiben?«
»Wenn sein Dad sich weigert, ihn wieder aufzunehmen, möchten die Behörden ihn vielleicht lieber bei einem Verwandten unterbringen.«
Bei einem Verwandten unterzukommen, ist nicht unbedingt die beste Lösung, wenn es nur eine einzige gibt. Außer einem Onkel hat Blake weiter keine Familie. Er hat mir von Onkel Rick erzählt. Er ist Bauarbeiter. Im Herbst hackt er Holz und pflanzt Weihnachtsbäume an, beides verkauft er in der Stadt.
»Aber er hat nur den einen
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