Something like love
Bianca.
»Und wie«, erwidert sie.
Und schon wieder platzen sie vor Lachen.
Ich mache weiter mit der Einführung. »Ich bin seit der neunten Klasse Mitglied bei One World . Als Präsidentin ist es meine Aufgabe, euch über regionale Veranstaltungen zu informieren, zum Beispiel die Säuberung von Parks oder Weiterbildungsmaßnahmen.«
Marnie meldet sich.
»Marnie?«, sage ich.
»Also, ich wüsste gern, ob du uns auch über geplante Workshops informierst?«
»Was für Workshops?«
»Tja, keine Ahnung… vielleicht zum Thema, wie man der besten Freundin den Freund wegnimmt?«
Ein paar Mädchen kichern und fangen an zu tuscheln. Keine von ihnen ergreift Partei für mich, außer Sophie, die gerade erst gekommen ist. Danielle sieht mich nicht mal an. Die Jungen (es sind nur zwei) scharren verlegen mit den Füßen auf dem Boden.
»Ja, vielleicht«, antworte ich, »aber warum solltest du dich dazu anmelden wollen? Welcher Junge würde dich schon haben wollen, auch wenn du noch so viele Workshops besuchst.«
Die Jungs kichern. Alle starren Marnie an und warten auf ihre Reaktion.
»Wenigstens bin ich kein blödes Miststück«, sagt sie.
»Halt die Klappe, Marnie«, mischt Sophie sich ein.
Ich fahre mit meinen Erläuterungen zum Verein fort und spreche von unseren Zielen für das kommende Jahr. Wenigstens Sophie ist nicht gemein. Schade, dass ihre Mittagspause nicht mit meiner zusammenfällt. Wobei ich sowieso keinen Appetit habe. Am besten mache ich einfach einen Bogen um die Cafeteria. Vielleicht sollte ich meine Mittagspause von jetzt an unter der Treppe verbringen.
Am Abend, als Mom mich zum Essen ruft, habe ich immer noch keinen Hunger, aber ihr kann ich nicht entkommen. Wenn ich nicht zum Essen erscheine, muss ich ein endloses Verhör über mich ergehen lassen, was ich vermeiden will. Also gehe ich nach unten, nachdem ich Wallace und Gromit gefüttert habe.
Meine Eltern merken, dass etwas nicht stimmt. Sie flüchten sich in ein nervöses Geplapper um Nichtigkeiten.
»Sehen diese Tomaten nicht einfach unglaublich aus?«, erkundigt sich Mom.
»Unglaublich«, bestätigt Dad.
»Frisch gepflückt.«
»Der Garten scheint sich zu erholen.«
Sie schauen mich an. Dann werfen sie sich über den Tisch Blicke zu. Sie glauben, ich merke es nicht, aber ich spüre es.
Ich starre auf meinen Teller, kratze mit der Gabel darüber und schiebe die Kartoffeln von einer Seite auf die andere.
»Liebling, du hast dein Essen nicht angerührt«, sagt Mom.
»Ich rühre es an«, antworte ich. »Ich esse es nur nicht.«
»Geht es dir gut?«
»Es geht mir gut.«
»Du musst was essen«, sagt Dad.
»Ich habe keinen Hunger. Ich hab echt viel zu Mittag gegessen.«
Wieder tauschen sie einen Blick. Sicher ist ihnen klar, dass ich lüge. Wenn man so klein ist wie ich, dann fallen schon zwei Pfund weniger auf. Seit die Schule wieder angefangen hat, habe ich bestimmt schon mehr als nur zwei Pfund abgenommen.
Mom sagt: »Du weißt, dass du mit uns sprechen kannst. Über alles.«
»Ich weiß.«
»Oder… ich kann dich auch ins Ärztecenter fahren, wenn du möchtest… da kannst du mit einem Spezialisten reden.«
»Was für ein Spezialist?«
Wieder sehen sie sich an.
»Würdet ihr beide mal aufhören, euch gegenseitig anzusehen, und mir sagen, was los ist?«, erkundige ich mich.
Dad geht nicht darauf ein. Er spießt ein Stück Tomate auf.
»Du isst nicht«, sagt Mom. »Wir machen uns Sorgen.«
»Ist es das… haltet ihr mich für magersüchtig oder so was?«
»Du bist zu dünn.«
»Ich habe aber keine Essstörungen.«
»Aber du isst nichts…«
»Aber das hat doch damit nichts zu tun!« Ich kann es ihnen unmöglich erzählen. Ich würde mich viel zu sehr schämen. »Ich bin… es sind einfach nur ein paar Sachen passiert. Ich komm schon wieder in Ordnung.«
Ich darf aufstehen. Den Rest des Abends bleibe ich in meinem Zimmer. Als ich ins Bett gehe, kann ich nicht einschlafen. Ich bin unruhig und zappelig. Ein warmes Lüftchen kommt durchs Fenster hereingeweht. Vielleicht macht mich ein Spaziergang müde genug, um einzuschlafen.
Ich ziehe ein T-Shirt und Shorts an und schnappe mir meine Flip-Flops. Dann schleiche ich mich die Treppe hinunter und passe auf, nicht auf die knarrende Stufe zu treten.
Als ich die Tür aufmachen will, höre ich die Ketten der Schaukel rasseln. Erschreckt lasse ich den Türknauf los und spähe aus dem Fenster.
Auf der Schaukel liegt Blake.
Um ihn nicht zu erschrecken, öffne ich ganz langsam
Weitere Kostenlose Bücher