Something like love
die Nachricht, dass er so lange anrufen würde, bis ich mit ihm redete. Blake meinte, Jason hätte schon genug Kummer und warum ich mir nicht wenigstens anhören könnte, was er zu sagen hätte. Also nahm ich den Hörer ab, als Jason das nächste Mal anrief, und ging in mein Zimmer.
»Du bist drangegangen«, sagte Jason.
»Ich habe Erin versprochen, nicht mehr mit dir zu reden.«
»Das weiß ich. Trotzdem muss ich mit dir sprechen. Kann ich vorbeikommen?«
»Nein! Sie würde mir nie wieder vertrauen – ich habe ihr vorige Woche gesagt, ich würde dich nie wiedersehen.«
»Sie muss es ja nicht wissen.«
»Aber ich weiß es.«
»Ist sie wichtiger als ich?«
»Hey, das ist nicht fair!«
»Was soll es denn beweisen, dass du dich von mir fernhältst? Sie weiß doch, dass wir im Sommer zusammen gewesen sind.«
»Das ist kein Grund, es noch schlimmer zu machen.«
Schweigen.
»Du weißt doch, wie schrecklich das alles für mich ist«, sage ich. »Ich hasse, wie alles gekommen ist.«
»Warum lässt du es dann geschehen?«
»Weil sie meine beste Freundin ist! Deshalb!«
»Nein, du lässt es zu, dass es so ist. Du kannst es jederzeit ändern.«
»Du hältst es also für eine gute Idee, dass wir uns jetzt sehen? Dass man uns in der Schule zusammen sieht, auch Erin? Dass wir sie noch mehr quälen, als wir es schon getan haben? Sollen wir Händchen haltend durch die Gänge laufen und zusammen Mittag essen wie letztes Jahr und nach der Schule fährst du mich nach Hause?«
»Hm. Ja.«
»Bestimmt nicht! Das würde alles nur noch viel schlimmer machen!«
»Willst du nicht mit mir zusammen sein?«
»Natürlich würde ich gern mit dir zusammen sein! Das weißt du doch.«
»Ich wusste es mal. Aber jetzt bin ich nicht mehr so sicher.«
Die ganze Zeit über hatte ich mir ausschließlich Gedanken darum gemacht, wie sehr ich Erin wehgetan hatte, dass ich keine Sekunde lang daran gedacht habe, was ich Jason antat. Natürlich war mir klar, dass wir uns beide total mies fühlten. Aber als ich ihm verkündete, dass ich nicht länger mit ihm zusammen sein konnte, hatte er zugestimmt, obwohl er es nicht wollte. So viel bedeute ich ihm.
»Ich will nicht, dass die Dinge so sind, wie sie sind«, sagte Jason. »Aber vor allem will ich, dass du glücklich bist. Wenn es dich unglücklich macht, mit mir zusammen zu sein, dann halte ich mich von dir fern.«
»Das sage ich ja gar nicht.«
»Irgendwie schon.«
Das war das schrecklichste Gespräch, das wir je hatten. Ich tue nicht nur Erin weh, sondern auch Jason.
Bis zum heutigen Computerkurs hatte ich gedacht, schlimmer könnte es nicht mehr kommen. Das Gute an diesem Kurs ist, dass er im Computerraum stattfindet. Man kann sich völlig unbemerkt mit lauter Dingen beschäftigen, die eigentlich nicht erlaubt sind. Heute ist es noch besser: Wir haben eine Vertretung und bekommen freien Internetzugang.
Allerdings ist dieser Internetzugang nicht die erhoffte Flucht vor der Wirklichkeit. Ich würde so gern bis zum Schulschluss in einer Online-Blase davonschweben. Was aber schwerfällt, wenn die anderen dauernd lachen. Und mich anstarren. Dabei habe ich mich inzwischen an das Ausgelacht- und Angestarrtwerden gewöhnt. Aber jetzt scheinen sie aus einem ganz bestimmten Grund zu lachen und zu starren.
Ich werfe einen Blick auf einen der Computerbildschirme auf dem Tisch vor mir. Spinne ich oder sehe ich da ein Foto von mir? Online. Ein schreckliches Foto, das ich niemandem jemals zeigen würde.
Auf meinem Bildschirm erscheint eine Mail:
Willst du mal gucken?
Und ein Link. Ich klicke ihn an. Als die Seite erscheint, wird mir sofort schlecht. Ich hätte nie gedacht, dass Leute so obszön sein können.
Falsch gedacht.
Die Seite heißt Komitee Gegen Schlampen . Unter dem grässlichen Foto die Unterschrift LANI IST EINE SCHLAMPE.
Zwischen weiteren Fotos sind Kommentare, wie widerwärtig ich bin und weil ich selbst keinen Freund abbekomme, meiner besten Freundin ihren ausspannen muss. In einem Kommentar steht, wie selbstgerecht ich mich für die Rettung des Planeten einsetzen würde, dabei wüsste doch jeder, dass ich es nur täte, um in einem guten College angenommen zu werden. Dieses Mädchen (das kann nur ein Mädchen geschrieben haben, weil nur Mädchen so hinterhältig sein können) lästert über all die Dinge, die ich angeblich aus Eitelkeit getan habe – seit Anfang der Mittelstufe. Und aus manchem, was da steht, wird mir klar, dass dieses Mädchen Danielle gewesen sein
Weitere Kostenlose Bücher