Something like love
nicht zugeben. Schließlich hat sie euch beide zusammen erlebt.«
»Und was hat sie geantwortet?«
»Nichts. Sie war auf dem Weg nach Hause und ich musste mit dir zum Zug.«
Das ist schlecht. Richtig schlecht. Jetzt glaubt Erin wahrscheinlich, ich hätte Blake dazu gebracht, mit ihr zu reden. Als würde ich mich nicht trauen, selbst mit ihr zu sprechen.
»Mach dir keine Sorgen«, sagt Blake. »Alles wird so kommen, wie es kommen muss. Wenn Jason und du füreinander bestimmt seid, was ganz offensichtlich der Fall ist, dann wird es auch passieren.«
Ich wünschte, es wäre so einfach.
Die gute Nachricht dieses Tages ist, dass Onkel Rick eine Riesenauswahl an Filmen besitzt. Blake und ich streiten darüber, welchen wir sehen wollen.
»Und warum nicht The Puffy Chair?«, will ich wissen.
»Weil er langweilig ist.«
»Ist er nicht! Was kann man an diesem Film nicht gut finden?«
»Hm… vielleicht, dass er langweilig ist?«
»Hast du einen besseren Vorschlag?«
»Wie wär’s mit Juno?«
»Den hab ich vor Kurzem erst wieder gesehen, weißt du nicht mehr?«
»Oh ja, stimmt. Wie wär’s dann mit The Safety of Objects?«
»Den hab ich bestimmt schon fünfmal gesehen.«
»Na und? Ist doch immer noch super, oder?«
»Na gut.«
Ich mache Popcorn, während Blake den Film einlegt. Wir setzen uns aufs Sofa.
»Echt cool«, sage ich und zeige auf eine zierliche Glasvase auf dem Sofatisch.
»Danke«, erwidert Blake. »Die hab ich gemacht.«
»Wahnsinn, du hast echt ein unglaubliches Talent.«
»Nicht wirklich. Ich habe eine Ewigkeit daran gesessen.«
Wir gucken The Safety of Objects und haben die Lautstärke voll aufgedreht, weil niemand da ist, der uns sagt, es leiser zu stellen. Rick kommt frühestens in einer Stunde von der Arbeit nach Hause.
Deshalb hören wir nicht mal, als die Tür aufgeht.
Als ich irgendwas aus dem Augenwinkel wahrnehme, packe ich Blakes Arm.
Da steht Blakes Dad.
Und sieht uns an.
In dieser Gegend schließt kein Mensch tagsüber die Tür ab. Erst recht nicht hier, wo es noch abgeschiedener ist als bei uns zu Hause.
»Was willst du denn hier?«, fragt Blake.
»Ich wollte dich sehen.«
»Warum? Damit du mich noch weiter anschreien kannst? Und dich darüber auslassen kannst, wie wertlos ich bin?«
Sein Dad wirft mir einen Blick zu. Ich denke nicht daran zu gehen.
Blake geht auf seinen Dad zu. Ich weiß nicht, seit wann, aber Blake ist mittlerweile größer als er.
»Du wirst mir nie wieder wehtun«, verkündet Blake.
»Du hast mich belogen«, sagt sein Dad.
»Wann?«
»Seit Jahren. Du hast gesagt… du hast die ganze Zeit gelogen.«
»Worüber?«
Sein Dad gibt keine Antwort.
»Worüber, Dad?«
»Das weißt du genau.«
»Du kannst es nicht mal aussprechen, stimmt’s? Dass ich schwul bin?«
Keine Antwort.
»Weil ich schwul bin, Dad? Ist das dein Problem? Dass ich es dir nicht gesagt habe? Warum habe ich es wohl verschwiegen?«
»Hey!« Sein Dad packt ihn am Arm.
Blake stößt seinen Vater heftig von sich.
»Was glaubst du wohl?«, schreit Blake. »Weil du mich gehasst hättest, wenn du es gewusst hättest! Weil du mir derartig widerwärtige Dinge an den Kopf geschmissen hättest, bis ich mir gewünscht hätte, ich wäre tot!«
Sein Dad schweigt.
»Hast du auch nur die geringste Ahnung, wie es ist, wenn dein eigener Vater dich hasst?«, schreit Blake noch lauter. »Dabei müsstest du mich lieben! Das ist deine Aufgabe! Ich bin schwul und du kannst es nicht mal aussprechen! Du kannst dir nicht eingestehen, wer ich wirklich bin.«
Ich möchte am liebsten hinlaufen und Blake in den Arm nehmen und ihn nie wieder loslassen. Ich bin unglaublich stolz auf ihn. Endlich spricht er all die Dinge aus, die er schon so lange sagen wollte. Er hat seine Furcht überwunden.
Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt für Blakes Dad, um ihm zu sagen, dass er ihn liebt und dass er unter allen Umständen für ihn da ist. Dass er Blake so akzeptiert, wie er ist, weil er sein Sohn ist. Dass Blake nach Hause kommen soll.
Aber Blakes Dad sagt nichts von alldem.
Stattdessen geht er. Geht einfach zur Tür hinaus.
»Wie gut, dass ich Rick habe«, sagt Blake. Dann setzt er sich auf den Boden und fängt an zu weinen.
Ich gehe zu ihm und nehme ihn in den Arm. Er zittert am ganzen Körper.
»Ich bin für dich da«, versichere ich ihm. »Immer, wenn du mich brauchst.«
Ich bin so froh, dass Rick sich um Blake kümmert. Er akzeptiert Blake ohne jeden Vorbehalt, wie er ist, so wie das in einer Familie
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