Something like love
verputzt hat und nach dem dritten greift, sage ich: »Geht’s dir jetzt besser?«
Er zwinkert mir zu. »Viel besser.«
Ich strecke die Hand aus und wische ihm einen Krümel von der Lippe. Das passiert immer bei Blake. Er isst so schnell, dass ein Teil von dem, was er runterschlingt, unweigerlich in seinem Gesicht hängen bleibt.
Nach dem Essen stellt sich heraus, dass Jason und ich denselben Heimweg haben, während Blake und Erin genau in die umgekehrte Richtung müssen. Jason bietet an, mich mitzunehmen, damit Erin mich nicht fahren muss. Wir verabschieden uns und ich steige zu Jason ins Auto. Ich weiß, dass Erin deshalb fast umkommt vor Aufregung. Sie kann es sicher kaum erwarten, mich später anzurufen, um herauszufinden, was Jason über sie gesagt hat.
Ich finde es seltsam, wie wohl ich mich in Jasons Gesellschaft fühle. Als würde ich ihn schon ewig kennen. Als wären wir richtig gute Freunde.
»Machst du nicht immer zur selben Zeit Mittagspause wie ich?«, erkundigt sich Jason.
»Nach der fünften Stunde?«
»Genau.«
»Dann ja.«
»Cool.«
Jason spielt am Radio herum.
»Und wo sitzt du?«, frage ich.
»Bei den anderen Idioten und Versagern.«
Ich muss lachen. Jason ist der typische Goldene Junge: beliebt, freundlich und gut aussehend. »Ja, klar. Du bist das genaue Gegenteil.«
»Woher willst du das wissen? Wir kennen uns seit gerade mal einer Stunde.«
»Ich weiß es eben.«
»Du weißt es eben.«
»Korrekt. Ich bin eine große Menschenkennerin.«
»Wow.«
»Ich wette, das wusstest du nicht.«
»Wie könnte ich? Wir kennen uns doch seit…«
»… gerade mal einer Stunde. Ich weiß.«
Jason schaut zu mir rüber und lächelt. Irgendetwas sehr Intensives ist hier im Gange. Etwas, das so anders ist als alles, was ich je gefühlt habe, dass ich nicht mal weiß, was genau es eigentlich ist.
»Und wo wohnst du genau?«
»In der Lake End Road.«
»Ist das nicht direkt beim Echo Lake?«
»Stimmt. Der See ist praktisch unser Garten.«
»Wieso heißt er eigentlich so?«
»Mein Dad sagt, wenn man zum anderen Ufer hinüberruft, hört man ein Echo.«
»Hast du es probiert?«
»Ja, aber da war kein Echo.«
»Hm. Wahrscheinlich sah die ganze Gegend noch ganz anders aus, als der See seinen Namen bekam.«
»Das sagt mein Dad auch.«
Jason konzentriert sich aufs Fahren. Eine Zeit lang sagt keiner was.
»Erin ist wirklich super«, platze ich heraus.
»Sie ist lustig«, erwidert er.
Ich warte, ob er noch mehr über Erin sagt. Aber es kommt nichts mehr.
Ich verspüre den Drang, noch weiter über sie zu sprechen. Nicht, dass ich das Gefühl hätte, irgendwas falsch zu machen – Jason fährt mich ja nur nach Hause –, das ist es nicht, aber irgendwas stört mich.
»Wir sind schon lange beste Freundinnen«, sage ich.
»Ja, das hat sie mir erzählt. Hattet ihr nicht diesen Autounfall?«
Ich kann nicht fassen, dass sie ihm das erzählt hat. Sie kennen sich doch erst seit – wie lange? – weniger als zwei Wochen . Okay, jeder weiß von diesem Unfall. Große Neuigkeiten plus eine Kleinstadt bedeuten, dass innerhalb von Sekunden jeder über Dinge Bescheid weiß, die ihn nichts angehen. Aber der Unfall ist schon etliche Jahre her. Kaum einer meiner Mitschüler erinnert sich noch an die Einzelheiten. Bestimmt haben ihn einige sogar schon komplett vergessen. Auch Jason wird damals davon gehört haben und sich heute nicht mehr richtig daran erinnern. Auf keinen Fall kann er die ganze Geschichte kennen. Es sei denn, Erin hat ihm alles erzählt.
»Das ist schon ewig her«, entgegne ich. »Ich rede nicht gern darüber.«
»Tut mir leid, ich hätte nicht davon anfangen sollen.«
»Ist schon gut.«
»Danke fürs Bringen«, sage ich, als wir bei mir zu Hause ankommen.
»Nichts zu danken. Schönes Haus übrigens.«
»Danke.«
»Hast du schon immer hier gewohnt?«
»Ja. Es hat mal meinen Großeltern gehört, aber die sind nach Florida gezogen.«
»Meine auch. Ich glaube, da steckt eine Verschwörung dahinter, dass alle alten Leute nach Florida ziehen.«
»Und ich dachte, sie ziehen dorthin, weil es da so schön warm ist.«
»Oh, das kann nicht der einzige Grund sein – glaub mir.«
Ich mag es, dass Jason so schräg drauf ist, auch wenn ich oft gar nicht weiß, was ich antworten soll. Also erwidere ich: »Du hast sicher recht.«
Normalerweise merke ich es, wenn ein Junge mich mag. Einige wenige hat es schon gegeben. Aber dass ich noch nie einen Freund hatte, liegt daran, dass ich sie alle
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