Something like love
überlege, wie man ihm das begreiflich machen könnte. Es ist doch geradezu traurig, sich vorzustellen, dass er sein ganzes Leben lang so weitermachen könnte.
Sophie bestaunt Connors Vase. »Die ist echt riesig!«
»Danke.«
»Wie hast du das hingekriegt?«
»Mit Geduld«, erkläre ich ihr, »und Übung.«
»Mensch, Lani«, sagt Connor. »Stimmt genau. Woher weißt du das?«
»Ach, ich hab nur geraten.«
Er grinst mich an, ich grinse zurück.
»Danke, dass ich mich zu euch setzen durfte«, sagt Sophie.
»Du brauchst keine extra Einladung«, erwidert Connor. »Du kannst jederzeit bei uns sitzen.«
Über Connors Karma muss ich mir keine Sorgen machen. Ich kann nur hoffen, dass mein Karma genauso gut ist wie seins. Falls mein Schicksal überhaupt irgendwas Großartiges in meinem Leben bereithält, dann will ich es nicht aufs Spiel setzen.
7
Ich kann nicht schwimmen.
Ich weiß genau, was du jetzt denkst. Nämlich: Wie kann es sein, dass jemand mit fast siebzehn Jahren nicht schwimmen kann? Ganz einfach: Niemand hat es mir je beigebracht. Als ich klein war, war ich nie in einem Ferienlager oder im Sommer an einem Pool oder an sonst einem Ort, wo man normalerweise schwimmen lernt. Meine Eltern haben mich nicht dazu gezwungen und es ist mir nie in den Sinn gekommen, es lernen zu wollen.
Bis jetzt. Nach dem Schulabschluss im Sommer ist ein Familientreffen auf Hawaii geplant (mütterlicherseits bin ich zu einem Viertel hawaiianisch). Und wenn wir schon dort sind, möchte ich natürlich im Meer baden. Ich liebe tropische Fische. In meinem Zimmer steht ein großes Aquarium mit Neon- und Regenbogenfischen und zwei Kaiserfischen. Der Franzosen-Kaiserfisch heißt Wallace und der König-Kaiserfisch heißt Gromit. Er ist der hübscheste König aller Zeiten. Und er ist mein Liebling. Ich weiß schon, man sollte keines seiner Haustiere bevorzugen, aber ich glaube, die anderen Fische merken es gar nicht.
Es wäre der reinste Wahnsinn, mit tropischen Fischen zusammen im Ozean zu schwimmen. Ich finde es schrecklich, etwas so Grundlegendes, was jeder andere beherrscht, nicht zu können. Also nehme ich Schwimmunterricht.
In vielerlei Hinsicht bin ich ein Wasserwesen. Wasser ist ein irdisches Element und passt also zu meinem Sternzeichen Stier. Wenn ich richtig müde bin, aber eigentlich hellwach sein will, hat Duschen eine echt erfrischende, therapeutische Wirkung. Mein Badezimmer ist ausgestattet wie ein Wellness-Spa. Ich habe haufenweise Duschgels und Badeschaum und ich stehe auf Aromatherapieprodukte, allen voran Ylang-Ylang und Lavendel und Maiglöckchen. Und ich liebe es, nach dem Duschen mit nassen Haaren rumzulaufen, ganz besonders im Sommer natürlich.
Insofern bin ich eigentlich ganz verrückt nach Wasser. Nur dass ich Angst davor habe, wenn es sich dabei um einen See oder ums Meer handelt. Oder um einen Teich. Oder um einen Pool.
Ich habe Panik vorm Ertrinken.
Ertrinken muss die schrecklichste aller Todesarten sein. Seit dem Unfall habe ich diese Albträume, in denen ich immer tiefer im Wasser versinke und meine Lungen wie verrückt nach Luft ringen. Ich hoffe, dass diese Albträume verschwinden, sobald ich schwimmen gelernt habe.
Mein Schwimmkurs findet jeden Mittwoch nach der Schule im Freizeitcenter statt. Das Einzige, was ich bislang gelernt habe, ist Wassertreten und Hundepaddeln. Ein schiefes, krummes Hundepaddeln.
Ich bin die Älteste in meinem Kurs. Mit Abstand. Sogar die Erstklässler können besser Hundepaddeln als ich.
Wir sollen die Übungen immer zu zweit machen. Mein Schwimmpartner ist der Assistent des Schwimmlehrers, er kann also bereits schwimmen. Alle anderen haben gleichaltrige Partner. Bei dieser einen Übung soll ich die Arme nach vorne strecken und mit geraden Beinen strampeln. Aber ich kann es nicht. Sobald meine Füße nicht mehr auf dem Boden des Beckens stehen, habe ich das Gefühl unterzugehen und gerate in Panik.
Ich hasse dieses Gefühl. Ich möchte erleben, wie wunderbar es ist, durch das sanfte Wasser zu gleiten, wie ich es bei anderen Leuten beobachte. Aber ich fürchte, so weit werde ich nie kommen.
Mein Schwimmpartner streitet das ab.
»Du kannst es«, sagt er. »Es ist in dir drin.«
Er hält mir auffordernd seine Hände hin. Ich lege mich mit dem Bauch darauf und strecke die Arme vor. Dann hebe ich die Füße hoch.
Ich. Kann. Es. Nicht.
Meine Füße versuchen verzweifelt, festen Boden zu erreichen. Mein Herz klopft zum Zerspringen. Ich kann mein Gegenüber nicht mal
Weitere Kostenlose Bücher