Sommer der Entscheidung
er es verkaufen kann. Aber da fällt mir noch ein anderes Thema ein.“ Nancys Augen sprühten. „Dad wird vorzeitig in Pension gehen. Er gibt das Geschäft an seine Partner ab.“
Das Haus wird verkauft. Dad geht früher in Rente . Tessa hatte das Gefühl, sie stände wieder auf Treibsand. „Was in aller Welt hat er dann vor?“
„Na, zuerst einmal wird er das machen, was er schon immer gern getan hat: reisen. Wandern. Paddeln. Vögel beobachtenund seine Liste der beobachteten Spezies vervollständigen. Wir werden nach Costa Rica fahren und unsere Flitterwochen nachholen. Wir werden dort zwei Wochen lang in einem Projekt mitarbeiten, das sich für die Rettung von Meeresschildkröten einsetzt. Dann fahren wir noch einen Monat lang auf eigene Faust herum. Glaubst du, Mama, dass wir dich so lange alleine lassen können?“
„Ich möchte nicht, dass ihr die ganze Zeit um mich herum seid, Nancy. Ich habe nie darum gebeten. Falls es etwas gibt, kann Tessa sich darum kümmern.“
„Dad geht in Rente, aber ich werde anfangen zu arbeiten. Mir wurde ein Job in der Kunstgalerie in Carytown angeboten, von der ich dir schon einmal erzählt habe. Unter anderem werde ich dafür zuständig sein, neue Ausstellungen zu konzipieren, etwa alle vier Wochen oder so. Wir sind schon eine Weile im Gespräch miteinander. Nur habe ich das definitive Angebot erst am Mittwoch bekommen. Ich wollte erst mit deinem Dad reden, bevor ich es euch erzähle. Es ist nur eine Teilzeitbeschäftigung, und ich kann dann Urlaub nehmen, wenn ich es möchte.“
„Dad fand es wahrscheinlich toll“, riet Tessa.
„Ja, er war sehr erfreut. Er möchte, dass ich ihn finanziell unterstütze.“ Nancy lachte laut. Sie war sichtlich mit sich zufrieden.
„Das sind eine Menge Veränderungen“, stellte Helen fest. „Ziemlich viele Veränderungen auf einen Schlag.“
„Mama, wir werden ein Haus kaufen, in dem es ein großes Gästezimmer mit eigenem Bad und einer kleinen Küche gibt, nur für dich allein.“ Nancy hob abwehrend die Hand. „Aber nur für Besuche, für sonst nichts. Ich weiß, dass du nicht gern bei uns wohnen möchtest, aber ich möchte, dass du uns so häufig besuchen kommst, wie es geht. Wir können das Zimmer so einrichten, wie es dir gefällt.“
Helen kaute auf ihrer Unterlippe. „Nichts Schickes also?“
„Etwas Schlichtes und Einfaches, vielleicht mit einem zweiten Zimmer, in das ein Quilt-Rahmen passt. Für dich lasse ich sogar die Klimaanlage ausbauen.“
„Wehe!“
„Ich freue mich“, sagte Nancy. „Es fühlt sich einfach so gut an, glücklich zu sein.“
„Ich weiß, wie du dich fühlst“, sagte Helen, „obwohl ich mich darauf nicht festnageln lasse, wenn du verstehst, was ich meine.“
Je dunkler es wurde, desto mehr Sterne kamen zum Vorschein. Schließlich saßen sie alle nach dem Essen still auf der Veranda und bewunderten den Nachthimmel. Als Helen schließlich ankündigte, sie würde nun ins Bett gehen, gingen auch Billy und Nancy in ihr Zimmer. Sie waren alle müde. Mack sah es Tessa ebenfalls an ihren Augen an. Auch er spürte die Müdigkeit. Obgleich er vorgehabt hatte, eine weitere Nacht dort zu verbringen, musste er früh am nächsten Morgen nach Hause, um dafür zu sorgen, dass ein Klient nicht auf die Straße gesetzt werden würde, obwohl seine Kanzlei ihn vertreten hatte.
„Das war ein bemerkenswerter Tag“, stellte er fest.
Neben ihm auf der Hollywoodschaukel wandte sich Tessa um, um ihn besser sehen zu können. „Ja, in jeder Hinsicht.“
„Wer hätte gedacht, dass der Sommer so enden würde?“
„Ich sicherlich nicht.“
Er wollte nicht die friedliche Stimmung zerstören, hatte sogar daran gedacht, seinem ursprünglichen Impuls nicht nachzugeben. Aber er wusste, er würde es bereuen, wenn er Tessa nicht die Wahrheit sagte. Er rutschte auf seinem Platz hin und her. Schließlich sah er sie geradeheraus an. „Ich möchte nicht den wunderbaren Abend mit etwas Ernstemverderben, aber ich muss mit dir sprechen.“
Sie war einen Moment lang still, als überlege sie, Einspruch zu erheben. „Es geht um Robert, nicht wahr?“
„Barry, der Privatdetektiv, schlägt vor, dass wir ihn nur zwei Mal in der Woche observieren lassen. Zum Teil liegt es daran, dass er glaubt, das reiche aus, zum Teil aber auch daran, dass er einen Monat lang nicht einsatzbereit ist. Seine Leute werden Schwierigkeiten haben, die Arbeit untereinander aufzuteilen. Aber ein anderer Grund dafür ist auch, dass er in den
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