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Sommer der Nacht

Titel: Sommer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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nicht mit offenem Mund zu gaffen, während er ihre runden Hüften und die vollen, weißen Schenkel studierte, die schlanken Knöchel und die kurzen weißen Söckchen, die sie noch trug ...
    Michelle kam näher, und jetzt konnte er ihre geröteten Wangen und die Rötung am Hals erkennen. Ihr Flüstern war kaum zu hören. »Mikey... ich habe gedacht, wir könnten nur ... du weißt schon ... einander ansehen.« Sie kam noch näher, so nahe, daß er sie hätte umarmen können, wenn seine Arme funktioniert hätten. Sie berührte seine Wange mit einer kühlen Hand.
    Ihr warmes Gesicht schien noch näher zu sein, und Mike stellte fest, daß sie ihm etwas zugeflüstert hatte.
    »Was?« Seine Stimme war zu laut.
    »Ich habe gerade gesagt«, flüsterte sie, »wenn du dein Hemd ausziehst, zieh' ich auch noch was aus.«
    Mike war zumute, als wäre er irgendwo anders, als würde er sich im Fernsehen oder auf einer Kinoleinwand sehen, als er das Hemd über den Kopf zog und es auf das Sofa hinter sich fallen ließ. Jetzt legte er die Arme um Michelle, während sie sich ein wenig drehten, so daß das Licht hinter ihm war, die Scheiben des rückwärtigen Fensters zwei Meter von seinem Gesicht entfernt. Draußen auf dem Rasen sangen Menschen.
    »Jetzt bin ich dran«, flüsterte Michelle. Er war sicher, sie würde die Socken ausziehen, aber statt dessen griff sie mit einer Hand hinter den Rücken und hakte mit einer Geste, deren weibliche Fremdartigkeit Mike völlig aus der Fassung brachte, irgendwie den Büstenhalter auf. Er fiel zwischen ihnen auf den Boden.
    Mike konnte nicht anders, er mußte nach unten sehen, und dabei fiel ihm auf, daß Michelle die Augen geschlossen hatte, jedenfalls fast, und die langen, kupferfarbenen Wimpern zuckten auf den Wangen. Ihre Brüste waren weiß, die Warzen standen kaum aus dem rosigen Hof hervor.
    Michelle legte einen Arm vor die Brüste, als wäre sie plötzlich schüchtern geworden, beugte sich näher und hielt Mike das Gesicht entgegen. Mit einer so heftigen Ge-fühlsaufwallung, daß ihm schwindlig wurde, sah Mike ein, daß sie ihn küssen würde, daß er sie ebenfalls küssen mußte und daß sein Mund und seine Lippen so trocken wie Holz geworden waren.
    Sie drückte die Lippen auf seine, zog das Gesicht ein wenig zurück, als wollte sie ihn fragend ansehen, dann küßte sie ihn wieder und teilte ihre Feuchtigkeit mit ihm.
    Mike legte die Arme um sie, spürte seine wachsende Erregung, wußte, daß sie das auch spüren mußte, wich aber nicht zurück. Er dachte an die Beichte, an die Dunkelheit im Beichtstuhl und die leise, fragende Stimme des Priesters. Es war dieselbe Erregung, die er allein verspürt hatte, als Sünde eines einzelnen, und doch war es nicht dieselbe - diese Wärme zwischen ihnen, während sie einander in den Armen hielten, der Kuß, der dauerte und dauerte - die Erregung, die er verspürte, seine Erektion, die an den Boxershorts und Jeans rieb, die Erregung, die Michelle ihm durch die leichteste Berührung ihrer Hüften und der Bewegung des Unterleibs vermittelte - das alles gehörte einem anderen Universum an als seine einsamen Fantasien und Sünden, die Mike in der Dunkelheit gebeichtet hatte. Dies war eine neue Welt der Erfahrungen, und einem Teil von Mikes Gewissen war das auch bewußt, noch während dieses Gewissen von Empfindungen ertränkt wurde, während sie sich einen Moment aus dem Kuß lösten, um unromatisch nach Luft zu schnappen, und dann wieder die Lippen aufeinander preßten, und Michelle ihm die Hand an die Brust legte, mit der Handfläche über seinen Körper glitt und Mikes Finger auf die perfekte Rundung ihres verlängerten Rückens drückten und nach oben glitten, bis sie die winzigen Schulterblätter spürten.
    Sie ließen sich auf die Knie sinken, glitten irgendwie nach rechts auf die Sofakissen und unterbrachen den Kontakt dabei nicht ein einziges Mal. Als der Kuß doch eine Sekunde unterbrochen wurde, spürte Mike Michelles leichtes Stöhnen im rechten Ohr und staunte für einen Augenblick, wie perfekt die Krümmung ihrer Wangen in die Linie zwischen seinem Kiefer und dem Hals paßte. Er spürte, wie sie sich an ihn drückte, und stellte fest, daß nichts in seinem Leben ihn auf den rauschenden Kitzel dieses Augenblicks vorbereitet hatte.
    Mike schmeckte ihr Haar auf den Lippen, strich es mit einer zärtlichen Handbewegung beiseite und machte einen Moment die Augen auf.
    Knappe anderthalb Meter von ihm entfernt hinter den kleinen Scheiben des

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