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Sommer der Nacht

Titel: Sommer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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sehen.
    Die Jungs legten sich ins Gras. »Stützpunkt an Red Rover«, sagte Mike ins Mikro. »Wo bist du? Ende.«
    Lawrences Stimme war blechern und von Statik überlagert, aber deutlich zu verstehen. »Ich fahr' gerade am A & P vorbei. Ich kann deine Mom arbeiten sehen, Mike.«
    Harlen nahm das Walkie-talkie. »Sag >Ende<. Ende.«
    »Ende-Ende?« sagte Lawrences Stimme.
    »Nein«, knurrte Harlen. »Nur Ende.«
    »Warum?«
    »Sag es einfach, wenn du zu Ende gesprochen hast, damit wir auch wissen, daß du fertig bist. Ende.«
    »Ende«, sagte Lawrence keuchend. Er strampelte offenbar heftig.
    »Nein, du Depp«, sagte Harlen. »Sag etwas anderes und dann sag >Ende<.«
    »He, fall tot um, Harlen! Ende.«
    Mike nahm das Mikro wieder. »Wo bist du?«
    Lawrences Stimme wurde leiser. »Bin gerade am Park vorbeigefahren und auf der Broad Richtung Süden.« Nach einem Augenblick des Schweigens: »Ende.«
    »Das ist fast eine Meile«, sagte Mike. »Ziemlich gut. Du kannst jetzt heimkommen, Red Rover.« Er sah Harlen an. »Zehn-vier.«
    »Gottverdammtl« sagte die leise Stimme des Jungen.
    Dale riß das Walkie-talkie an sich. »Fluch nicht, verdammt. Was ist los?«
    Lawrences Stimme klang sehr leise, aber nicht wegen der Entfernung, sondern als würde er flüstern. »He... ich hab' gerade herausgefunden, wo der Abdeckereilaster ist...«
    Sie brauchten keine dreißig Minuten, bis sie die Colaflaschen mit Benzin gefüllt hatten. Dale hatte die Stoffetzen mitgebracht.
    »Was ist mit dem Zähler an der Pumpe?« fragte Mike. »Führt dein Dad nicht Buch über die verbrauchten Liter?«
    Kevin nickte. »Schon, aber da ich meistens für ihn tanke, führe ich das Buch. Die paar Liter werden ihm nicht auffallen.« Kevin sah nicht glücklich über das Täuschungsmanöver aus.
    »Gut«, sagte Mike. Er bückte sich und zeichnete etwas in den Sand hinter dem Schuppen der Grumbachers, während Dale und Lawrence die Cqlaflaschen vorsichtig in eine unterteilte Milchkiste stellten, die Kevin geholt hatte. »So ist die Lage«, sagte Mike. Er zeichnete die Main Street, dann die Broad, die nach Süden am Park vorbei verlief. Mit seinem Zweig zeichnete er die halbkreisförmige Einfahrt des alten Hauses der Ashley- Montagues ein. »Bist du sicher, daß der Laster da hinten war?« fragte er Lawrence. »Und daß es der Abdeckereilaster gewesen ist?«
    Lawrence sah ihn beleidigt an. »Klar bin ich sicher.«
    »Er steht unter den Bäumen? Im alten Hain hinter den Ruinen?«
    »Ja, und er ist ganz mit Zweigen und einem Netz und Zeug zugedeckt. Wie die Dinger, die die Soldaten benützen.«
    »Tarnnetze«, half Dale aus.
    Lawrence nickte heftig.
    »Okay«, sagte Mike. »Jetzt wissen wir, wo er gewesen ist. Auf eine unheimliche Weise ist das sogar logisch. Die Frage ist, sind wir uns alle einig, daß wir heute noch etwas dagegen unternehmen wollen?«
    »Wir haben schon abgestimmt«, erwiderte Harlen.
    »Ja«, sagte Mike. »Aber ihr wißt, wie riskant es ist.«
    Kevin hockte sich nieder, hob eine Handvoll Kies und Erde auf und ließ den Staub zwischen den Fingern durchrieseln. »Ich finde, es wäre riskanter, den Laster bis Sonntag in Ruhe zu lassen. Wenn wir mit unseren Plänen weitermachen, kann sich der Laster immer wieder einmischen.«
    »Das können die unterirdischen Wesen auch«, sagte Mike. »Was sie auch sein mögen.«
    Kevin sah ihn nachdenklich an. »Stimmt, aber gegen die können wir nichts unternehmen. Wenn der Laster nicht mehr da ist, haben wir eine entscheidende Variable eliminiert.«
    »Außerdem«, flüsterte Dale mit einer kalten Stimme wie Feuerstein auf Stahl, »haben Van Syke und der verfluchte Laster versucht, Duane umzubringen. Wahrscheinlich waren sie dabei, als er gestorben ist.«
    Mike kratzte sich mit dem Zweig, mit dem er gezeichnet hatte, an der Stirn. »Also gut. Wir haben abgestimmt. Wir waren uns einig. Jetzt machen wir es. Die Frage ist, wo und wer. Wo wartet der Rest von uns und wer sind die Lockvögel?«
    Die vier Jungs beugten sich dichter über die grobe Karte der Stadt, die Mike gezeichnet hatte.
    Harlens unversehrte Hand deutete auf den Punkt, der das Anwesen der Ashley-Montagues darstellte. »Und wenn wir ihn einfach dort packen, wo er gerade ist? Das Haus ist sowieso schon abgebrannt.«
    Mike bohrte mit dem Zweig das Loch im Boden tiefer. »Klar, ginge, wenn der Laster leer ist. Wenn er aber macht, was wir vermuten?«
    »Wir können ihn dorthin bringen«, sagte Dale.
    »Wirklich?« Mikes graue Augen sahen fest in die

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