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Sommer der Nacht

Titel: Sommer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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schließlich. »Aber wenn niemand da ist, wenn du zum Anwesen kommst, sag es uns über Walkie-talkie, dann kommen wir dorthin. Kapiert? Wir machen es dort und kümmern uns nicht darum, daß das Feuerwehrhaus so nahe ist.«
    Harlen hielt die Hand hoch wie im Unterricht. »Ich glaube, ich sollte es machen.« Seine Stimme klang fest, aber nicht ganz gelassen, seine Lippen waren blaß. »Ihr habt alle zwei Arme zum Werfen. Ich wäre in dem Fall vielleicht der beste Lockvogel.«
    Kevin gab einen abfälligen Laut von sich. »Der Lockvogel braucht auf jeden Fall beide Hände«, sagte er. »Du bist besser aufgehoben, wenn du mit uns anderen wartest.«
    Mike sah amüsiert drein. »Möchtest du dich nicht freiwillig melden, den Helden zu spielen, Kev?«
    Kevin Grumbacher schüttelte den Kopf ohne zu lächeln. »Ich muß am Sonntag noch genug tun.«
    »Wenn wir bis Sonntag überstehen«, murmelte Dale.
    »Moment«, sagte Harlen. »Nehmen wir die Schußwaffen mit?«
    Mike dachte nach. »Ja. Aber wir benützen sie nur, wenn es sein muß. Das Silo ist nicht so weit von der Stadt entfernt. Jemand könnte die Schüsse hören und Barney anrufen.«
    »Die Leute in der Fifth Avenue oder der Catton Road werden denken, daß nur jemand Ratten bei der Müllkippe geschossen hat«, meinte Dale.
    »Was ja gar nicht so unrichtig ist«, sagte Mike. Er sah in die Runde. »Sollen wir es machen?«
    Lawrence meldete sich zu Wort. »Klar, aber ich bin der Lockvogel. Dale kann mitkommen, wenn er will, aber ich hab' den Laster gefunden und werde ihn anlocken. Keine Widerrede.«
    Harlen stöhnte. »Was willste denn machen, du halbe Portion? Es deiner Mama sagen, wenn wir dich nicht lassen? Die Luft anhalten, bis du blau wirst?«
    Lawrence verschränkte die Arme vor der Brust, sah sie alle blinzelnd an und lächelte ein breites, träges Lächeln.

33 
    Dale und Lawrence radelten über die Main Street und kamen auf dem Schotter des Parkstreifens an der Westseite des Parks schlitternd zum Stillstand. Dale zog den Gurt des Walkie-talkie über den Kopf und drückte den Sendeknopf; sie hatten Mike und Kev und Harlen fünfzehn Minuten Zeit gelassen, sich in Position zu bringen.
    »Red Rover an Basis Dresden. Wir sind beim Park. Ende.« Es war Kevs Idee gewesen, das andere Team >Basis Dresden< zu nennen - Kevs Dad hatte im Zweiten Weltkrieg als Navigator bei der Air Force gedient.
    »Verstanden, Red Rover.« Mikes Stimme war fern und von Statik überlagert. »Hier ist alles bereit.«
    Lawrence war einsatzbereit, er hatte sich über die Lenkstange gebeugt und grinste wie ein Idiot, aber Dale wollte noch nicht los. »Mike«, sagte er und ließ den Funkcode bereits sein, »sie werden die Funkgeräte sehen.«
    »Ja, aber dagegen können wir nichts machen. Seht nur zu, daß Chuck Sperling oder Digger sie nicht sehen.«
    Dale blickte über die Schulter, bis ihm klar wurde, daß Mike einen Witz gemacht hatte. Haha.
    »Red Rover?«
    »Ja?«
    »Versucht einfach, nur über Funk zu sprechen, wenn der Laster euch nicht sehen kann. Sonst haltet sie über die Schultern geschnallt. Vielleicht bemerken sie sie nicht.«
    »Verstanden«, sagte Dale. Er wünschte sich, er hätte eine der Pistolen. Sie hatten beschlossen, Dales Savage-Pump-Flinte zurückzulassen, aber Basis Dresden hatte Harlens .38er, die große .45er von Kevs Dad und die Eichhornbüchse von Mikes Großmutter in einem Leinenrucksack bei sich. Dale und Lawrence hatten die Funkgeräte und ihre Räder.
    »Wir starten«, sagte Dale. Er schlang das Funkgerät über die Schultern und strampelte die Broad entlang; Lawrence mit seinem kleineren Rad dicht an seiner Seite. Als sie sich der Kreuzung mit der Straße näherten, wo Sperling lebte, sah Dale Lawrence an. »Hättest du es Mom wirklich gesagt?«
    Lawrence grinste. »Klar... ich hab' ihn gefunden. Es ist mein Laster, sozusagen. Ich hätte mich auf gar keinen Fall abschieben lassen.«
    »Wenn du nicht genau machst, was ich dir sage, wirst du selber bei den anderen Leichen auf dem Abdeckereilaster landen. Kapiert?«
    Sein Bruder zuckte die Achseln.
    Am Anfang der halbkreisförmigen Einfahrt des alten Ashley-Hauses hielten sie an. »Von hier kann man ihn nicht sehen«, flüsterte Lawrence. »Man muß um das Haus herum.«
    »Einen Augenblick.« Dale zog das Walkie-talkie vor. Seine Blase sandte dringende Signale aus, und er wünschte sich, er wäre vor dem Aufbruch noch einmal ins Haus gegangen. »Basis Dresden, kommen. Ende.« Nach dreimaligem Rufen antwortete

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