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Sommer der Nacht

Titel: Sommer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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seines Freundes. »Es sind Bäume vorne und der Hain hinten, aber könnten wir uns beizeiten einrichten? Wie kommen wir hin... die Schienen entlang? Wir müssen eine Menge Plunder schleppen. Außerdem sind die Ruinen gleich am Stadtrand, nur etwa einen Block vom Feuerwehrhaus entfernt. Und da sind immer ein paar Freiwillige und drehen Däumchen.«
    »Na gut, wo dann?« sagte Dale. »Wir müssen auch an die Lockvögel denken.«
    Mike kaute einen Moment auf dem Daumennagel. »Ja. Es muß so eine abgelegene Stelle sein, daß Van Syke zuschlägt. Aber nahe genug bei der Stadt, daß wir leicht zurück können, wenn es schiefgeht.«
    »Das Black Tree?« sagte Kevin.
    Dale und Mike schüttelten beide gleichzeitig und nachdrücklich den Kopf.
    »Zu weit«, sagte Mike. Die Erinnerung an das knappe Entkommen am Morgen nach dem Camping war ihm offensichtlich noch frisch im Gedächtnis.
    Lawrence verlängerte mit dem Finger die Linie der First Avenue nach Norden. Er riß einen Punkt an der Westseite der Straße an, wo die Jubilee College Road abzweigte. »Was ist mit dem Wasserturm?« sagte er. »Wir könnten über das Spielfeld gehen und durch diese Baumreihe hier. Und wir könnten leicht wieder zurück.«
    Mike nickte, dachte eine Weile nach, dann schüttelte er den Kopf. »Nicht genügend Deckung«, sagte er. »Wir müßten beim Rückzug über das ungeschützte Spielfeld, und das könnte der Laster auch mühelos überqueren -und viel schneller.«
    Die Jungs betrachteten stirnrunzelnd die Krakel im Sand. Die Wolken hingen tief über ihnen, die Luftfeuchtigkeit war schlimmer denn je.
    »Was ist mit dem Westen der Stadt«, sagte Harlen. »Richtung Grange Hall?«
    »Nn-nnn«, sagte Mike. »Die Lockvögel müßten auf der Hard Road dorthin, und die hat nicht einmal eine Böschung. Dort würde der Laster sie todsicher erwischen. Außerdem könnten wir nicht mit den Rädern zurück, wir müßten hinter dem Protestantenfriedhof über die Felder.«
    »Ich will nichts mit Friedhöfen zu tun haben«, sagte Dale.
    Harlen seufzte und strich sich übers Gesicht. »Nun, verdammt, dann bleibt nur noch mein Vorschlag, es gleich auf dem Anwesen zu machen. Es scheint die einzige Möglichkeit zu sein.«
    »Moment«, sagte Mike. Er zeichnete die Broad Avenue weiter bis zur Catton Road, dann riß er diese Straße zwei Blocks nach Westen an und kreuzte die Schienen. »Was ist mit den Getreidesilos? Die sind nicht zu sehen... aber so nahe, daß die Lockvögel es schaffen könnten.«
    »Das ist ihr Gebiet«, sagte Dale, den der Gedanke entsetzte, wieder dorthin zu müssen.
    Mike nickte. Seine grauen Augen leuchteten jetzt fast, wie öfter, wenn er einen Einfall hatte, der ihm gefiel. »Klar, aber deshalb werden sie uns nur um so zuversichtlicher nachjagen... den Lockvögeln. Außerdem haben wir mehrere Rückzugsmöglichkeiten... « Er kritzelte hastig mit dem kurzen Zweig. »Den Feldweg an der Ostseite der Schienen hier... Cotton Road hier... die alte Straße zur Müllkippe hier... sogar der Wald oder die Bahngleise, wenn wir die Räder zurücklassen müssen.«
    »Der Laster könnte auf den Schienen fahren«, sagte Kevin nüchtern. »Seine Reifen sind so weit auseinander, daß er die Schienen schaffen würde...«
    »Mit den Schwellen würde das eine holprige Fahrt werden«, sagte Harlen.
    Kevin zuckte die Achseln. »Er hat Duane durch einen Zaun und in ein Maisfeld verfolgt.«
    Mike sah die Karte an, als könnte der schiere Wahnsinn des Unterfangens einen besseren Plan herbeizaubern. »Hat jemand einen besseren Vorschlag?«
    Niemand.
    Mike wischte die Karte weg. »Okay, vier von uns richten uns dort ein, einer spielt den Lockvogel. Das bin ich.«
    Lawrence schüttelte den Kopf. »Nn-nnn«, sagte der Achtjährige trotzig. »Ich hab' ihn gefunden. Ich muß der Lockvogel sein.«
    »Sei nicht albern«, fauchte Mike. »Du mit deinem kleinen Sieb-zehn-Zoll-Rad. Du könntest keinem Opa im Rollstuhl davonfahren.«
    Lawrence ballte die Hände zu Fäusten. »Deiner alten Rostbeule könnte ich jederzeit davonfahren, O'Rourke. Ich kann Hochstarts.«
    Mike seufzte und schüttelte den Kopf.
    »Er hat recht«, sagte Dale und setzte sich damit selbst in Erstaunen. »Dein Rad ist nicht schnell genug, Mike. Aber er sollte es nicht sein...« Er stupste seinen Bruder mit einem Finger an. »Ich müßte es sein. Mein Rad ist das neueste, außerdem mußt du dort warten. Dein Wurfarm ist tausendmal besser als meiner.«
    Mike dachte lange nach. »Na gut«, sagte er

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