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Sommer der Nacht

Titel: Sommer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Andeutung von Don Knotts' erbärmlicher Haltung und die geweiteten Augen, aber sonst hatte er wirklich nicht viel Ähn-lichkeit mit dem Hilfssheriff in der Andy Griffith Show. Aber alle nannten ihn Bamey.
    »Woher wissen Sie, daß es nicht Karl war?« fragte Barney den dicken Mann.
    Congden ließ die Zigarre wieder rollen und betrach-tete Duane und seinen Dad, als wären die beiden die Art von weißem Abschaum, mit dem ein Friedensrichter seine Zeit vergeuden sollte. »Ich weiß es, weil ich den ganzen Morgen mit Karl unterwegs war«, sagte er. Er nahm die Zigarre aus dem Mund, spie wieder aus und grinste. Seine Zähne hatten in etwa dieselbe Farbe wie der Stumpen. »Karl und ich waren unten am Spoon River und haben ein wenig unter der Highwaybrücke geangelt.«
    Barney nickte. »Van Syke fährt den Abdeckereilaster normalerweise«, sagte er mit tonloser Stimme. »Ich habe mich bei Billy Daysinger erkundigt, und der hat gesagt, er hätte ihn seit letzten Sommer nicht mehr gefahren.«
    Congden zuckte die Achseln und spie wieder aus. »Karl hat mir heute morgen gesagt, daß jemand den Laster, der in der Nähe der Talgfabrik geparkt war, in der Nacht gestohlen hat.«
    Mike O'Rourke sah die anderen Jungs an. Die Talgfabrik war ein altes, verfallenes Gebäude nördlich der aufgegebenen Getreidesilos auf dem Weg zur Müllhalde. Dorthin waren das tote Vieh und die überfahrenen Tiere von der Straße gebracht worden, bevor auch sie geschlossen worden war. Der Geruch hielt sich aber, und manchmal wehte er bis zu Harlens Haus am Nordwestrand der Stadt.
    Barney kratzte sich das spitze Kinn. »Warum haben Sie das nicht gemeldet, J. P.? Sie oder Karl?«
    Congden zuckte die Achseln; dies alles langweilte ihn offenbar.
    Das bißchen Haar, das er noch hat, steht hinter seinen Ohren ab wie nasses Wieselfell, dachte Dale, und seine Platte hat keinen Sonnenbrand, sie glänzt im Sonnenlicht wie der Bauch eines Karpfens.
    »Wie gesagt, wir waren beschäftigt«, sagte der Friedensrichter der Stadt. »Außerdem haben wir uns gedacht, ein paar der verdammten Bengel hätten sich einen Streich erlaubt und ihn mitgenommen. Woher sollen wir wissen, daß es nicht diese kleinen Scheißer da waren?« Er deutete zu der Gruppe Jungs auf den Rädern.
    Barney sah gleichgültig zu ihnen hinüber.
    Duanes Vater stieg über die zerrissenen Stacheldrahtstränge. Sein Gesicht war fleckig und inzwischen mehr purpurn als rot. »Hol Sie der Teufel, Congden, Sie verlogener Kapitalist und Drecksack. Sie wissen, mein Junge ... keiner der Jungs hier... hatte etwas damit zu tun. Jemand hat versucht, Duane zu töten, hat versucht, ihn genau hier zu überfahren, und ich habe den Eindruck, Sie decken dieses klägliche Abziehbild eines australo-pithezinen Untermenschen namens Van Syke, weil Sie beide den Lastwagen gestohlen haben. Das ist auch nicht schlimmer als Ihre Diebstähle bei den sogenannten >Ra-sern<, die Sie vor Gericht schleppen, damit Ihnen das Geld für Bier nicht ausgeht, Sie blöder ...«
    Barney trat zwischen die Männer und legte Mr. McBride eine Hand auf die Schulter. Der Griff mußte fester gewesen sein, als es den Anschein hatte, denn Duanes Dad wurde blaß, verstummte und wandte sich ab.
    »Ach, darauf geschissen«, sagte der Friedensrichter und ging zu seinem Auto zurück.
    »Sag Karl, er soll sich bei mir melden«, sagte Barney.
    Congden nickte nicht einmal, während er die Tür seines schwarzen Chevy zuschlug und den Zündschlüssel herumdrehte. Der speziell aufgemotzte Motor erwachte brüllend zum Leben, der Friedensrichter schleuderte Kies zwanzig Meter hinter sich, als er Richtung Stadt losbrau-ste. Die Jungs mußten die Räder hastig in den Straßengraben schieben, sonst hätte Congden sie überfahren, als er vorüberraste.
    Mr. McBride redete noch ein paar Minuten, deutete in das Feld, brüllte ab und zu und begnügte sich schließlich mit einem aufgeregten Murmeln, während sich Barney Notizen machte. Duane hatte die ganze Zeit ein paar Schritte entfernt im Feld gestanden, Arme verschränkt, die Augen hinter den dicken Brillengläsern gleichgültig. Als Duanes Dad und der Sheriff zurückgingen, um sich zu unterhalten, legten die Jungs die Räder ins staubige Unkraut und liefen durch die Lücke im Zaun. »Alles in Ordnung?« fragte Dale. Er wollte den größeren Jungen berühren, einen Arm um Duanes Schultern legen, aber das ließ das Protokoll nicht zu.
    Duane nickte.
    »Hat er Witt wirklich getötet?« fragte Lawrence. Die Stimme des

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