Sommer der Sehnsucht
Sei fünf Jahren lebte sie nun hier, und sie liebte es. Von einem kleinen Küstenstädtchen wie diesem hatte sie immer geträumt. Morgan Beach war klein, freundlich, aber groß genug, um sich einer ausgiebigen Shoppingtour hinzugeben, wann immer man Lust dazu hatte. Vor allem aber schätzte Bella es, dass die Bewohner hier zusammenhielten und füreinander da waren. Die Menschen hier waren für sie fast wie eine Familie.
Nun, da Jesse hier war, bekam sie in ihrer geliebten Kleinstadt jedoch plötzlich so etwas wie Platzangst.
„Erzähl’ mir doch nichts, Bella. Jedes Mal, wenn du den Namen dieses Typen nennst, fangen deine Augen an zu glänzen.“
„Das tun sie nicht.“ Oder doch? Das wäre natürlich sehr peinlich.
„Und ob. Ich werde es dir beweisen. Sieh aus dem Fenster.“
Sie drehte ihren Kopf, um aus dem Fenster auf die Main Street zu sehen. Genau in diesem Moment kam Jesse King vorbeigeschlendert. Sein dunkelblondes sonnengebleichtes Haar war eine Spur zu lang. Er trug eine weite ausgewaschene Jeans und ein weißes T-Shirt, das seine gebräunte Haut betonte.
Sie seufzte.
„Erwischt“, sagte Kevin.
„Du bist gemein“, erwiderte Bella, konnte den Blick aber nicht von diesem Mann abwenden, an den sie viel zu oft denken musste.
3. KAPITEL
Am nächsten Morgen kam Bella auf dem Weg zu ihrer Boutique zu dem Schluss, dass Kevin recht hatte. Eigentlich war es ganz einfach. Sie musste zu Jesse gehen und ihm ins Gesicht sagen, was sie von einem Mann hielt, der mit einer Frau schlief, an die er sich am nächsten Tag nicht mehr erinnerte.
Sie würde sich ihren Ärger von der Seele reden, und dann wäre alles wieder gut. Dadurch würde sie garantiert über ihn hinwegkommen.
Als Bella ihren Laden erreicht hatte, blieb sie einen Moment lang stehen und lächelte zufrieden. Sogar Jesse King konnte ihr dieses Glücksgefühl nicht nehmen, das sie erfüllte, wenn sie dieses kleine Reich betrat, das sie sich aufgebaut hatte.
Sosehr sie den Anblick auch genoss, sosehr würde das Haus allerdings durch Jesses „Verschönerungsmaßnahmen“ seinen Charakter einbüßen. Die Eingangstür würde vielleicht nicht mehr knarren, die unebenen Wände würden wieder glatt, der Boden repariert und die Dielen ausgebessert sein. Auch Bella’s Beachwear würde es dann noch geben, aber es wäre nicht mehr wie früher. Der Mann hatte nicht annähernd so viel Fantasie, wenn es ums Geschäft ging, wie bei Frauen. In der Hinsicht unterschied er sich nicht von anderen Playboys.
Hinter sich hörte sie plötzlich Stimmen und drehte sich um. Am Strand versammelten sich gerade mehrere Leute. Es waren etwa ein Dutzend Menschen, Schaulustige und Kameraleute. Scheinwerfer und Wagen, die auf dem Sandstreifen parkten, vollendeten die bunte Szenerie. Und mittendrin stand Jesse King.
Bella konnte die Neugierde nicht bezwingen und lief auf die andere Straßenseite. Sie versteckte sich in der Menge der Zuschauer, um in aller Ruhe das Schauspiel zu verfolgen.
Gut aussehende männliche Models, die alle Jesse Kings Mode trugen, posierten zwischen Surfbrettern am Strand. Bella musste zugeben, dass die Männer sehr attraktiv waren. Doch ihre eigentliche Aufmerksamkeit galt den weiblichen Models im Hintergrund.
„Ob er sich irgendwann auch nur ein bisschen dafür interessieren wird, was Frauen tragen?“, murmelte Bella gedankenverloren.
„Warum überrascht mich nicht, dass ausgerechnet Sie diesen Kommentar abgeben?“
Sie wirbelte herum und blickte direkt in Jesses dunkelblaue Augen, mit denen er sie amüsiert musterte. Er hatte es tatsächlich geschafft, sich unbemerkt hinter sie zu stellen. Verdammt.
„Lassen Sie hören“, sagte er, verschränkte die Arme und zog einen Mundwinkel spöttisch nach oben. Mit einer Kopfbewegung wies er zum Set, wo es hektisch zuging. „Was gefällt Ihnen nicht?“
Bella biss sich auf die Lippe. Eigentlich hatte sie es nicht nötig, ihm eine Antwort zu geben. Doch dann sah sie wieder zu der sehr hübschen und sehr dünnen Frau hinüber, die einen ganz normalen Badeanzug trug. Schließlich hielt Bella es nicht länger aus. „Wenn Sie so einen Riesenaufwand für eine große Kampagne veranstalten, warum sorgen Sie dann nicht dafür, dass alle Models gut aussehen?“
Skeptisch musterte Jesse sie. „Das tun sie doch.“
„Was rege ich mich eigentlich auf“, murmelte Bella kopfschüttelnd. „Sehen Sie das blonde Model dahinten?“
Grinsend sah er in die Richtung.
Bella ignorierte seinen anzüglichen
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