Sommer der Sehnsucht
Jesse, um Dave endlich loszuwerden.
„Bellas Verkaufszahlen steigen ständig, und ich glaube, sie wäre ein wirklicher Gewinn für King Beach .“
„Gewinn.“ Als Jesse dieses Wort aussprach, musste er an Bellas drohenden Blick denken, mit dem sie ihn am Morgen bedacht hatte. Ihn wunderte kaum, dass sie die Angebote anderer Firmen ablehnte. Wie viel freudiger würde sie ihm erst um den Hals fallen, wenn sie sein Angebot bekäme! Wahrscheinlich würde sie mich auf offener Straße überfahren, dachte Jesse.
Dave holte tief Luft. „ Pipeline hat ein Auge auf Bella’s Beachwear geworfen.“
„ Pipeline ?“ Die Firma gehörte Jesses größtem Konkurrenten Nick Acona. Die Tatsache, dass beide nicht mehr aktiv surften, machte das Verhältnis nicht besser. Wenn Pipeline tatsächlich Interesse an Bella hatte – dann war das für Jesse Grund genug, auf den Zug aufzuspringen.
Er sah Dave scharf an. Sein Chefeinkäufer war schlau genug, um den richtigen Nerv bei ihm zu treffen. Und es funktionierte. „Ich werde es in Erwägung ziehen.“
„Aber …“
„Dave“, fiel Jesse ihm ins Wort, „mögen Sie Ihren Job?“
Dave grinste. „Ja, Boss.“
„Gut. Dann belassen wir es an dieser Stelle dabei.“
„In Ordnung.“ Dave nahm seine Unterlagen zusammen und ging zur Tür. „Aber Sie haben gesagt, Sie werden es sich durch den Kopf gehen lassen.“
„Das werde ich.“ Natürlich war Jesse längst klar, dass er in Damenmode investieren sollte. Und auch wenn er bis vor Kurzem genau das hatte vermeiden wollen, lagen die Dinge jetzt anders. Er musste Bella ins Boot holen – bevor Pipeline zuschnappen konnte.
Nachdem Dave gegangen war, entdeckte Jesse ein Foto, das auf dem Boden lag. Dave musste es übersehen haben. Darauf war ein seegrasgrüner Bikini abgebildet, dessen Oberteil am Hals mit Riemchen zusammengehalten wurden. Das Höschen wurde durch silberne Ringe gehalten.
Jesse versuchte sich vorzustellen, wie Bella in diesem Outfit aussehen würde, doch es gelang ihm nicht recht. Sie trug diese viel zu weiten Oberteile und formlosen Röcke, die im Prinzip alles von ihrem Körper verdeckten. Ob sie das womöglich bewusst tat, um einen Mann verrückt nach ihr zu machen?
Lächelnd legte Jesse das Foto auf seinen Schreibtisch, drehte sich zum Fenster und blickte in die Richtung von Bellas Boutique. Er wusste einfach nicht, was er dagegen unternehmen sollte. Immer wieder sah er sie im Geiste vor sich, wie sie ihn kampfeslustig angefunkelt hatte. Obwohl sie aussah, als käme sie gerade von einer Shoppingtour im Altkleiderladen, hatte sie irgendetwas …
Unsinn. Er hatte kein Interesse an Bella Cruz. Außerdem gab es eine Frau in Morgan Beach, die ihn in seinen Träumen verfolgte. Seine geheimnisvolle Unbekannte.
Während er aufs Meer hinaussah, dachte er an eine Nacht, die drei Jahre zurücklag. Seine Erinnerungen waren nur schemenhaft … Es war der Tag gewesen, an dem er einen wichtigen Wettbewerb gewonnen hatte. Bevor sie ihm über den Weg gelaufen war, hatte er schon ausgiebig gefeiert. Die Feier ging weiter, und dann war da der Sex am Strand gewesen. Außergewöhnlich und absolut leidenschaftlich.
Seitdem musste er immer an sie denken. Er konnte sich kaum an ihr Gesicht erinnern. Doch das Verlangen, das ihre Berührung in ihm entfacht hatte, spürte er heute noch. Genau wie den Geschmack ihrer Küsse …
Nein, es waren nicht nur die Wellen, die ihn nach Morgan Beach verschlagen hatten. Irgendwo hier lebte seine geheimnisvolle Unbekannte. Zumindest hoffte er das. Natürlich war es möglich, dass sie damals nur wegen des Wettbewerbs angereist war. Doch ihm gefiel die Vorstellung besser, dass sie hier wohnte und dass er sie früher oder später wiedertreffen würde. Und sobald dieser Tag kam, würde Jesse sie nicht mehr loslassen.
Als sein Telefon klingelte und ihn aus den Tagträumen riss, nahm er das Gespräch sofort entgegen. „King.“
„Jesse, hier ist Tom Herold. Ich wollte mit dir noch mal das Fotoshooting für morgen absprechen.“
„Stimmt.“ Noch mehr Fotos. Diesmal ging es um eine Schlussverkaufskampagne von King Beachwear . „Ist alles so weit vorbereitet, Tom.“ Jesse ging wieder zum Fenster und starrte aufs Meer. „Die Models sind für morgen früh gebucht, damit du die Bilder am Strand schießen kannst. Der Bürgermeister wird einen Teil für uns absperren lassen.“
„Perfekt, ich werde pünktlich da sein.“
Nachdem Jesse sich von Tom verabschiedet hatte, setzte er sich an
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