Sommer der Sehnsucht
Gesichtsausdruck. „Ihr Badeanzug sitzt nicht richtig. Er ist an der Hüfte viel zu eng und über der Brust viel zu weit.“
„Ich finde, sie sieht gut aus“, erwiderte Jesse schulterzuckend.
Während Bella sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich, deutete sie auf eine Brünette, die sich gerade mit einem der männlichen Models unterhielt. „Und was ist mit ihr? Der Schnitt ihres Bikinis ist grauenhaft, und der Stoff ist viel zu durchsichtig. Was haben Sie da bloß gemacht? Einfach einen Stapel Badeanzüge aus dem Billigregal des Kaufhauses gezogen?“
Jesse runzelte die Stirn. „Für mich sehen die Mädels alle in Ordnung aus. Außerdem geht es hier um die Präsentation einer Herrenkollektion. Es geht um King Beach . Die Mädchen bleiben sowieso im Hintergrund.“
„Müssen sie deswegen aussehen, als kämen ihre Badeanzüge aus der Altkleidersammlung?“
Jesse seufzte leise. „Wir haben eine Abmachung mit dem Kaufhaus …“
„Ha!“, rief sie triumphierend. Sie hatte es gewusst, es war billige Mode von der Stange.
„Der Name des Kaufhauses wird auf der Anzeige erscheinen“, fügte Jesse unwillig hinzu.
„Aha. Dann nehmen Sie einen oder zwei von denen. Aber wenn Sie wollen, dass die Werbung später funktioniert, sollten ausnahmslos alle Models gut aussehen.“
Er zog eine Augenbraue hoch. „Das heißt …“
Sie wunderte sich selbst darüber, dass sie sich derart ereiferte. Es konnte ihr doch egal sein, ob seine Hochglanzwerbung am Ende gut war! Aber als Bella wieder die Badeanzüge der weiblichen Models betrachtete, schlug ihr Designerherz laut. Diese unvorteilhafte Mode war eine Schande! Außerdem litt Jesse King an krankhafter Selbstzufriedenheit. Das würde sie ihm beweisen. „Das heißt, die Modelle, die Ihre Models tragen, sind dermaßen einheitlich und knapp, dass mit One Size sicherlich nur Größe Null gemeint sein kann. Meine Mode hingegen schmeichelt Frauenkörpern. Und zwar allen.“
Grinsend musterte er sie von oben bis unten. Dann sah er sie provozierend an. „Auch Ihrem?“
Wütend funkelte Bella ihn an. Er hatte es nicht anders gewollt, sie würde ihm eine Lektion erteilen.
„Ich bin gleich wieder zurück“, sagte sie entschlossen und ging schnurstracks auf die weiblichen Models zu. Sie nahm deren Maße, sprach kurz mit ihnen und eilte dann in ihren Laden. Wenige Minuten später war Bella wieder bei ihnen, eine Auswahl ihrer Designerstücke in Händen.
„Was um Himmels willen soll das werden?“, rief Jesse, während sie mit den Frauen in eines der Wohnmobile stieg.
„Das werden Sie schon sehen.“ Mehr sagte sie nicht, bevor sie Tür hinter sich schloss.
Minuten vergingen, und Jesse starrte auf das Wohnmobil. Er wusste nicht, warum er Bella das durchgehen ließ. Genauso gut hätte er hinter ihr herrennen und ihr erklären können, dass er ihre Hilfe nicht brauchte, um seine Modelinie zu verkaufen. Aber dazu war er, verdammt noch mal, einfach zu sprachlos.
„Jesse, wie lange sollen wir noch warten?“
Er schaute zu Tom, dem Fotografen, und warf schnell einen Blick auf seine Armbanduhr. „Gib ihr noch ein paar Minuten, Tom. Wahrscheinlich stellt sie gerade fest, dass es falsch war, ihre Nase in Angelegenheiten zu stecken, von denen sie keine Ahnung hat. Es geht gleich weiter.“
„Okay“, entgegnete Tom und schaute zum kobaltblauen Himmel. „Aber wir haben nur heute Morgen, um das Shooting über die Bühne zu bringen.“
„Du hast recht.“ Die Absperrung des Strandes sollte gegen Mittag wieder aufgehoben werden. Es gab also keinen Grund, sich noch länger von Bella aufhalten zu lassen, nur um ihr zu beweisen, dass sie im Unrecht war.
Jesse marschierte zum Wohnmobil und klopfte ungeduldig an die Tür. „Bella!“, rief er. „Die Zeit läuft. Wir müssen uns mit dem Shooting beeilen.“
Die Tür des Wohnmobils schwang auf, und ein Model nach dem anderen kam vergnügt hinaus. Jesse besah sich jede von ihnen genau, als sie an ihm vorbeigingen. Sogar die Magerste wirkte jetzt viel kurviger. Der Stoff schmiegte sich an ihre Körper und betonte die weiblichen Rundungen sehr vorteilhaft. Jesse gab es ungern zu, aber Bella hatte recht.
Tom pfiff anerkennend durch die Zähne und begann sofort, die Frauen in vorteilhaftere Posen zu stellen. Jesse betrachtete das Ganze kopfschüttelnd. Er gab es ungern zu, aber er hatte sich geirrt. Wo zum Teufel blieb Bella nun?
Er steckte den Kopf zum Wohnmobil hinein und rief: „Na, schon die Nerven verloren? Kommen Sie,
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