Sommer des Schweigens: Ich war in der Gewalt dreier Männer. Und ein ganzes Dorf sah zu (German Edition)
feucht, und die Knie drücken sich in die Erde.
Ich verkralle mich mit den Fingern in den Boden, aber das genügt nicht. Der kann mich nicht halten.
»Steh auf. Gehen wir.« Domenico zieht mich hoch.
Wir gehen hinein.
Ich will gleich wieder raus.
Sie sind dort drinnen. Die vom letzten Mal. Ich kenne sie. Aber bevor ich ihre Stimmen höre, spüre ich ihre Hände. All ihre Hände auf meinem Körper.
Ich schreie.
Schreie.
Mein Magen ist in Aufruhr. Mir ist kalt. Ich möchte nur weg.
Maria, wo bist du, hilf mir bitte, denke ich. Ich will ihre Aufmerksamkeit nicht auf mich lenken, suche nur nach einem Spalt, einem Fenster, einem Weg hinaus. Die Tür schließt sich.
Jetzt bin ich verloren.
»Ihr Mistkerle, hört auf, das sag ich meinem Vater, der wird euch alle umbringen. Ihr Mistkerle, ich werd es meinem Vater sagen«, stoße ich spuckend hervor.
Ich kämpfe.
Beiße.
Schreie.
Meine Augen gewöhnen sich allmählich an die Dunkelheit. Ich erkenne einen Tisch. Sie sagen nichts. Ich höre nur Gemurmel. Gelächter. Die Hände hören auf, mich zu berühren. Eine kleine Lampe wird angezündet. Die Worte, die jetzt kommen, sind wie dunkle Schatten.
Sie schleppen mich in die Mitte des Raumes. Ich sehe zur Tür hin. Drehe mich schnell um, weil sie mich hochheben. Jetzt sehe ich wieder nach vorn. Was passiert mit mir? Wo bringen die mich hin?
Sie legen mich auf einen Tisch. Mit gespreizten Beinen. Halten mich an Hand- und Fußgelenken fest. Ich kann mich nicht mehr bewegen. Bin ein starrer Block. Kann keinen Muskel mehr bewegen. Außer den Augen. Ich reiße die Augen weit auf.
Zwei Hände ziehen mir das schwarze Röckchen aus. Es fällt zu Boden.
Ich schreie.
Zwei Hände ziehen mir den grünen Pullover aus. Er landet im Hintergrund des Raums.
Ich schreie.
Ich fühle, wie sich zehn Finger ganz langsam meiner Unterhose nähern, sie packen und herunterziehen.
Ich weine, weine und kann gar nicht aufhören.
Meine Unterhose rutscht an den Schenkeln herunter, am Knie, an den Knöcheln. Ein Fuß. Dann der andere Fuß.
Ich schreie.
Ich ersticke fast an meinem eigenen Speichel. Ich versuche zu beißen, aber zwischen meinen Zähnen spüre ich nichts als Luft und Tränen. Ich sehe meine Unterhose auf dem Boden liegen. Jetzt haben die mir auch das weiße Baumwollunterhemd ausgezogen. Das mit dem Spitzenrand.
Rock.
Pullover.
Unterhose.
Unterhemd.
Jetzt bin ich …
Nackt.
Nur die Schuhe an den Füßen. Ich auf dem Tisch. Ich liege auf einem Tisch. Und kann nur noch weinen, weil ich mich nicht bewegen kann. Weil die mir den Mund verschlossen haben. Und meine Schreie hallen in meiner Brust wider, ohne einen Weg nach draußen zu finden. Die Augen suchen nach einem Fluchtweg.
Der Rock. Schwarz. Der Pullover. Grün. Die Unterhose. Weiß. Meine Augen suchen, forschen, weichen aus. Das Einzige von meinem Körper, was ich noch bewegen kann.
Ich spüre etwas Warmes, das in mich eindringt, und schließe die Augen. Kneife sie fest zusammen. Nun sehe ich nichts mehr. Das da ist warm und schmierig. Etwas schiebt sich in meinen Bauch, drängt sich in mich und explodiert dort. Und zerreißt mich. Dehnt mich aus. Schlägt mich. Von innen. Drückt. Drückt. Drückt. Zerstört.
Ich schreie.
Wieder legt sich eine Hand über meinen Mund. Ich kann nicht atmen. Das da in meinem Bauch ist hart. Und heiß.
Es tut weh, mein Gott, wie weh das tut.
»Neeeiiin …«
Ich reiße die Augen weit auf.
Domenico Cutrupi ist der Erste. Ich öffne die Augen und sehe ihn an. Er ist ein Freund meines Domenico und von Domenico Iannello. Der und sein Bruder Michele sind auch im Raum. Sie sind zu viert. Erst jetzt erkenne ich sie genau. Obwohl sich in meinem Kopf alles dreht. Und ich mich am liebsten übergeben möchte.
Plötzlich lösen sich die Hände, die mich niedergedrückt haben. Geben meine Handgelenke frei. Ich versuche aufzustehen. Aber mir fehlt die Kraft dazu. Ich bleibe auf dem Tisch sitzen. Starre den Rock auf dem Boden an. Plötzlich ist alles schwarz.
Ich werde ohnmächtig. Die ohrfeigen mich, und da bekomme ich wieder Luft, würge Speichel aus.
»Wenn du deinem Vater was erzählst, bringen wir dich und ihn um und deine ganze Familie dazu.« Cutrupi löst sich aus mir. Er redet laut. Alle reden jetzt gleichzeitig. Aber ich verstehe sie nicht. In meiner Angst kann ich die Worte nicht unterscheiden.
Jetzt lässt Domenico die Hosen herunter. Ich schaue mich nicht mehr um. Suche keinen Fluchtweg mehr. Ich sehe ihn an. Suche seine
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