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Sommer in Ephesos

Sommer in Ephesos

Titel: Sommer in Ephesos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Schmidauer
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Vater geliebt, sagt sie, wie hätte ich ihm das antun können. Und es hätte die Grabung gefährdet.
    Natürlich, sage ich, ich schiebe ihre Hand weg, die Grabung, natürlich.
    Ein Rotes flackert über Ilses Gesicht, ihre Finger bohren sich in meinen Arm. Sollte ich, sagt sie sehr scharf, mir auch noch meine Arbeit nehmen lassen?
    Nein, sage ich.
    Manchmal habe ich mir gewünscht, sagt Ilse, ich könnte dir antun, was du mir angetan hast.
    Verzeih mir, möchte ich sagen, ich habe es nicht gewollt. Als zählte es, was wir wollen.
    Es ist jetzt vorbei, sagt Ilse. Ich habe dich sehr gehasst, das ist jetzt vorbei.

    Du hast mit meiner Mutter geschlafen. Du bist bei uns ein- und ausgegangen und hast, sag, dass das nicht stimmt, das stimmt doch nicht.
    Weißt du es nicht?, hat der Vater gesagt, hat er dir das nicht erzählt? Ein Morgenfick, höre ich die Mutter sagen, ein Abendfick, Nachmittagsfick, für einen guten Fick, hat sie gesagt, du wirst es schon noch sehen. Was soll das heißen?, habe ich gefragt, dass er auch noch deine Tochter bekommt, was heißt das? Er hat mit deiner Mutter geschlafen, er ist bei uns ein- und ausgegangen und hat mit deiner Mutter geschlafen. Jetzt weißt du es, er hat sie gut gefickt, und ich weiß auf einmal wieder, was die Mutter zum Vater gesagt hat, was ein Fick ist, ein richtig guter Fick. Die Mutter hat gelacht, leise, sag, dass das nicht wahr ist.
    Er weiß das, stöhnt Hubert, er hat das immer gewusst?
    Hast du sie geliebt?, frage ich. Hast du sie geliebt oder nur gefickt? Ich lache. Schläfst du deswegen mit mir, oder fickst du mich?
    Hör auf, sagt Hubert.
    Er hat mit deiner Mutter geschlafen, hat der Vater gesagt, er hat sie gut gefickt. Tut er das auch mit dir?
    Du hast uns belogen. Du warst bei uns, weil, nein, sagt Hubert, und weil du die Mutter gehabt hast, wolltest du auch die Tochter haben. Nein, sagt Hubert, das ist nicht so gewesen, ich spucke ihn an.
    Willst du mich jetzt ficken, Hubert?, sage ich. Willst du das jetzt? Die Mutter und die Tochter, Hubert hält mir den Mund zu, nein, keucht er, das ist nicht so gewesen. Sein Gesicht ist an meinem Gesicht, ich beiße ihn in die Hand. Hör zu, keucht er, es ist nicht so gewesen, dann lässt er mich los.
    Wenn es nicht so gewesen ist, sage ich, wie ist es gewesen?
    Ich habe deinem Vater Bücher zurückgebracht, sagte Hubert. Wir wollten etwas besprechen, es muss ein Samstag gewesen sein. Der Professor ist nicht da, hat deine Mutter gesagt, er ist nach Hallstatt gefahren. Du hast es mir später erzählt, ihr wart bei den Gräberfeldern, ja, sagte ich.
    Der Professor kommt heute nicht mehr, hat deine Mutter gesagt, also habe ich ihr die Bücher gegeben. Wollen Sie nicht ein Glas Wein mit mir trinken?, hat sie gesagt, ich wusste nicht, wie ich Nein sagen sollte. Wir haben ein Glas Wein getrunken, ich muss jetzt gehen, habe ich gesagt, Sie müssen nicht gehen. Sie hat mir das Glas aus der Hand genommen, wir haben miteinander geschlafen, ein einziges Mal. Ich wusste nicht, wie ich Nein sagen sollte.
    Wo?, fragte ich.
    Ana, sagte Hubert, nicht.
    Ich will es wissen, wo?
    Da wo wir waren, sagte Hubert, im Wohnzimmer.
    Ich war sieben. Als du mit meiner Mutter geschlafen hast, war ich sieben.
    Ana, sagte Hubert.
    Hast du immer, wenn der Vater nicht da war, wenn wir nicht da waren, der Vater und ich. Wenn ich in der Schule war und der Vater war am Institut oder weg, er war so oft weg.
    Ich schwöre es dir, sagte Hubert, es war einmal, dieses eine einzige Mal, es ist nie wieder passiert.
    Wieso soll ich dir das glauben, sagte ich. Und was macht es für einen Unterschied?
    Hubert stand auf. Du hast recht, es macht keinen Unterschied. Er drehte sich im Zimmer, als wäre da noch ein anderer Raum oder jemand, an den er sich wenden könnte. Ich habe eine panische Angst gehabt, sagte er ins Zimmer hinein, eine panische Angst, dein Vater könnte es erfahren. Das ist nicht sehr schmeichelhaft für mich, hat deine Mutter gesagt. Dass es nie hätte passieren dürfen, habe ich gesagt, dass es nie wieder sein darf. Hätten Sie denn gedacht, ich wollte mehr von Ihnen, hat deine Mutter gesagt. Manchmal, sagte Hubert ins Zimmer hinein, manchmal hat sie mich angesehen, spöttisch, als würde sie es Richard sagen wollen.
    Das Fuchslächeln der Mutter. Haben Sie denn eine Freundin?, hatte sie Hubert gefragt. Frauen, hatte sie gesagt und ihr langes Haar auf ihre Finger gewickelt, das wenigstens interessiert Sie doch hoffentlich, neben den Steinen.
    Hubert

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