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Sommer in Ephesos

Sommer in Ephesos

Titel: Sommer in Ephesos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Schmidauer
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alle hier kennenlernen darf. Schön, habe ich ihr gesagt, der Vater hat das so gewollt, dass sich alle amüsieren. Die Studentin hat mich groß angesehen, doch doch, habe ich gesagt, amüsieren Sie sich nur.
    Die Mutter sitzt zwischen ihrem Amerikaner und einem der Cousins. Es hat ja ein Mann keine Vorstellung, sagt sie, wie es ist, so ein Kind auszutragen.
    Mama, sage ich, Eva, sagt sie, wann wirst du es dir merken, dass ich Eva heiße. Man ist ja kein Mensch mehr, sagt sie, du wärst zu früh gekommen und ich musste liegen, stillhalten, über Wochen, Monate, die Qual, nicht tanzen zu können. Can you imagine, sagt sie zu dem Amerikaner, it was like dying. Dann will das heraus, sagt die Mutter, reißt dich auf in Blut und Schleim, Mama, sage ich. Das zerreißt dir den Körper und saugt das Leben aus dir, Eva, sage ich, hör auf damit. Tierleben, Pflanzenleben, fährt die Mutter unbeirrt fort, ich musste stillhalten, ich konnte nicht mehr tanzen. Mein Körper hat sich mir verweigert, my body let me down, vier Jahre lang mehr Pflanze als Mensch.
    Wovon Pflanzen träumen, sagt die Mutter, das war mein erstes eigenes Tanzprogramm, Jahre später, what vegetables dream of, sagt sie. Can you imagine, darling, sagt sie zu dem Amerikaner, being a vegetable. Darling, sagt sie und meint mich, nicht böse sein, du hast mich fast umgebracht.
    Ich will gehen, die Mutter hält mich fest. Vielleicht, sagt sie, war ich nicht immer die beste Mutter, aber weißt du denn, was du aus mir gemacht hast?
    Und dann weint das, sagt sie zum Cousin, der starrt sie fasziniert an, die verrückte Ehefrau, die exzentrische Professorengattin, das weint und weint. Die Mutter legt ihre Hand auf den Unterarm des Cousins, always crying, sagt sie zu dem Amerikaner, und zu mir, vorwurfsvoll wieder, du hast geweint und geschrien, du warst ein schreckliches Kind. Nimm sie, habe ich zu deinem Vater gesagt, ich werfe sie aus dem Fenster, wenn du sie nicht nimmst. Nicht böse sein, sagt sie, was warst du für ein schreckliches Kind.
    Und der Vater?, frage ich.
    Die Mutter lässt mich los, sie macht die Augen schmal. Richard hat dich genommen, sagt sie, und du warst still. Sobald er dich in den Armen gehabt hat, hast du aufgehört zu weinen. Du hast ihn angelächelt, mit deinem süßesten Lächeln, Mädchen, sagt die Mutter zum Cousin, Verführerin, noch in den Windeln und wickelt schon jeden Mann um den Finger. Tränennass, sagt die Mutter, ein tränennasses, süßes Lächeln, das hat deinen Vater ganz wehrlos gemacht. Er war hilflos und wehrlos in seiner Liebe zu dir. Helpless, sagt sie zu dem Amerikaner, quite helpless in his love.
    Warum durfte ich nicht bei ihm sein?, frage ich.
    Er hat sie schrecklich verwöhnt, sagt die Mutter, und du, sagt sie, du hast ihn vergöttert. Sie hat mich aufgerissen, sagt die Mutter zum Cousin hin, und später, eine Beschwernis ist so ein Kind.
    Dann wolltest du mich gar nicht, als du dich getrennt hast vom Vater?
    Natürlich nicht, sagt die Mutter, ich wollte endlich mein eigenes Leben haben.
    Aber warum, sage ich, warum hat mich der Vater nicht gewollt?
    Was redest du, sagt die Mutter ungeduldig, was soll das heißen, er hat dich nicht gewollt?
    Sie wendet sich aufgebracht zum Cousin. Das Kind bleibt bei mir, hat er gesagt, dass das klar ist. Wenn ich zurück bin, hat er gesagt, gehst du, das Kind bleibt, und das war mir nur recht. Ich bin, weil ich es nicht ertragen habe, sein Haus, seine Villa, seine Möbel, als wäre es noch nicht einmal meine Luft, die ich atmete, die Mutter fächelt sich erregt Luft zu, not even the air I was breathing was mine, sagt sie zu dem Amerikaner, im Sommer noch bin ich ausgezogen. Ich habe dich mitgenommen, eine kurze Zeit noch, dann würde ich frei sein.
    Du wolltest den Vater quälen, sage ich.
    Die Mutter legt den Kopf schief, aber warum hätte ich das tun sollen?
    Du wolltest ihm wehtun.
    Die Mutter lächelt ein trauriges Mädchenlächeln.
    Ich war dein Pfand. Was wolltest du von ihm, Geld? Wolltest du mich austauschen, gegen eine ordentliche Abfindung, als Absicherung, falls er sich doch nicht scheiden lassen wollte? Du bist mit mir weggegangen und hast ihm nicht gesagt, wo wir sind, das war doch so.
    Die Mutter zuckt die Schultern, darling, sagt sie, was regst du dich jetzt so auf?
    Niemand hat gewusst, wo wir sind, sage ich. Nicht die Vroni, auch die Omi nicht. Wir waren doch immer bei irgendwelchen Leuten, ein paar Tage da, ein paar Tage dort, oder in Pensionen, bis du dann endlich

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