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Sommer in Lesmona

Sommer in Lesmona

Titel: Sommer in Lesmona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalene Marga; Pauli Berck
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Deinem verlassenen Bett
gesessen, auf dem das Brautkleid und der Schleier lag, und ich schickte Euch
beiden so innige Wünsche in die Ferne! Als ich dann sehr müde oben bei Linsche
ankam, sprangen Prinz und Pieter mir entgegen, und Du hattest es
gewollt, daß Prinz mit bei mir sein sollte! Wer hat nun solche liebevollen
Gedanken außer Dir! Ich danke Euch nochmals innigst für die Türkis-Brosche mit
Diamanten eingefaßt. — Ich werde sie nun immer in Gedanken an Euch tragen! —
    Nun muß ich Dir noch von einem
Nachspiel Deiner Hochzeit berichten: Ich ging ja mit Ernst zu Tisch, und das
war gut. Aber rechts neben mir saß der Mann von John seiner verstorbenen
Freundin. Er war mir gleich sehr unsympathisch, und den ganzen Abend stellte er
mir nach. Am anderen Morgen kam ein Riesenstrauß mit einem Billett folgenden
Inhalts:
     
    «Liebes
verehrtes Fräulein Berck!
    Darf
ich Sie heute
besuchen? Ich möchte Sie fragen, ob ich bei Ihrem Herrn Vater um Ihre Hand
anhalten darf. Seit ich meine Frau verlor, hat kein Mädchen mich so beeindruckt
wie gestern Sie.
    Ihr ergebener A.
B.»
     
    Wie findet Ihr das? Ich schrieb zurück:
     
    «Sehr
geehrter Herr B.!
    Hierdurch
teile ich Ihnen mit, daß ich verlobt bin.
    Mit bestem Dank für die schönen Blumen
    Marga Berck»
     
    Dieses Billett schickte ich durch
Wilhelm zu Hillmann. Schreib mir doch bitte mal, ob Johns Freundin mit diesem
Mann glücklich gewesen ist!? — Wie froh bin ich, daß Ihr das Kranzbinden bei
uns schön gefunden habt. Nun fahrt Ihr in die Schweiz, und ich bin in London.
    Der gute Herr Deetjen sorgte rührend
für mich. Er fragte, ob ich die Nacht auf dem Schiff lieber bei ihm in der
Kabine oder in der «ladies cabin» schlafen wollte. Ich dachte: «Besser viele
Frauen als ein alter Mann» und entschied mich für die ladies cabin. Er lieferte
mich früh 7¼ hier in Kensington Gardens ab. Der alte Diener und Kate, Tante
Ellens fabelhafte Jungfer, nahmen mich in Empfang. In der ersten Etage kamen
Onkel Christian und Tante Ellen in Schlafröcken aus ihren Zimmern und waren
beide bezaubernd. Mein Zimmer ist zweite Etage. Ich bekam sofort ein Bad und
zog mich danach um. Als ich vom Bad herauskam, standen fünf Cousinen in
Nachthemden um mich herum, es war wirklich zu himmlisch. Greta etwa 17, Edith
14, Mary 9, Margot 4 und Lotte 2 Jahre alt. Dann packte ich mit Greta aus, und
um ½ 9 saßen wir unten um den langen Frühstückstisch, der von den
verschiedensten Herrlichkeiten voll war. Zuerst gibt es immer ein warmes
Vorgericht, dann Auflage, Käse etc. etc.
    Nun sind meine Tage so eingerichtet,
daß ich jeden Morgen eine englische Stunde habe von 9-10, unten im
Arbeitszimmer der Kinder. Beim Frühstück wird besprochen, wer nachher mit mir
ausgeht, entweder Georgie oder Greta oder die Erzieherin oder Tante Ellen
selbst. Sie nimmt mich dann in ihrem eleganten Wagen zu den Besorgungen mit in
die Stadt, was ich gestern wirklich sehr genossen habe! Die Regent Street und
die Oxford Street sind ja ganz fabelhaft und die Läden ganz unbeschreiblich
elegant. Ich bin ja nun erst den vierten Tag hier. Als ich am ersten Morgen
hier erwachte — ich sollte ausschlafen nach der letzten Nacht auf dem Schiff
und wurde nicht geweckt — , ertönte unten auf der Straße Musik, und was wurde
gespielt? Der Walzer von Lanner. Es klang wie Eure Dorfmusik in Darneelen.
Greta kam herein und sagte, es sei die «German band», die käme jeden
Donnerstagmorgen um 9. Bei mir sind immer nur die Zufälle so sonderbar. Ich sah
sofort Percy am Klavier und hörte ihn singen: «Habe so lang meinen Schatz nicht
gesehn.» Übermorgen, Sonntag, den 24. März, kommt er hierher wie jeden Sonntag,
davor habe ich eine schreckliche Angst. Ich schreibe Dir dann bald.
    Dir und John liebevolle Grüße und Küsse
    von Eurer dankbaren Matti
     
     
    London, Montag, den 25. März 95
    Liebe einzige Bertha!
    Ja, gestern war er hier. Er kommt
verschieden, manchmal schon zum Lunch, und bleibt bis abends, er tut das seit
dem Tod seiner Eltern. Also gestern kam er vor 5 zum Tee mit Gustav Quentell,
Annas Bruder. Er gab mir kühl die Hand beim Kommen und Gehen. Oft fühlte ich diesen
inneren Zwang, ihn anzusehen, und jedesmal begegnete ich seinem Blick. Aber der
Blick war düster. So wird das hier nun die langen Wochen bleiben, und ich kann
den Gedanken kaum ertragen, mit ihm zerrüttet zu sein.
    Das Haus hier ist wunderbar, aber noch
mehr imponieren mir die sieben Dienstboten, die so fabelhaft eingelernt

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