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Sommer in Lesmona

Sommer in Lesmona

Titel: Sommer in Lesmona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalene Marga; Pauli Berck
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genau vis-à-vis. Sooft meine Blicke ihn
trafen, so oft sah er mich an. Wenn ich doch nur ein Wort mit ihm sprechen
könnte, aber nun will er es ja nicht mehr!!! Nach dem Essen sagte ich, ich
hätte Kopfweh, und sie möchten mich für heute abend entlassen.
    Da sitze ich nun oben und schreibe Dir.
    Und nun gute Nacht, mein lieber Engel!
    In inniger Liebe
    Deine Matti
     
     
    London, den 1. April 95
    Meine liebe liebste Bertha!
    Gestern, Sonntag, den 31. März, war
Percy wieder hier. Er kam zum Lunch. Nach Tisch kam eine große Verlosung am
langen Tisch im Eßzimmer für die Jugend. Es regnete in Strömen. Georgie, Dick,
Edith, Greta, Mary, Percy, Gustav Quentell und ich spielten diese Lotterie mit
Rennpferden, nachher kamen Pfänderspiele. Da sollte Percy mich etwas fragen und
wollte es nicht. Da sagt Mary: «Warum bist du so unfreundlich zu Margalein? Sie
hat dir doch bestimmt nichts Böses getan?» Er: «Doch, sie hat mir etwas Böses
getan!» Greta: «Ihr wart doch zusammen in Lesmona, mochtet ihr euch da nicht?»
Ich: «Nein, wir konnten uns da nicht leiden.» Nun kamen auf Mary drei Wünsche
hinter der Tür. Ihr erster Wunsch war: «Percy soll sich mit Margalein vertragen
und ihr die Hand geben.» Er sagte: «You beastly little thing, couldn’t you ask
for something else?» Ich fand es entsetzlich und sagte: «Komm, Percy, laß uns
vertragen und gib mir die Hand, weil Mary es will.» Es war eine frostige
Versöhnung. Nachher wurde weiter gespielt, und ich paßte nicht auf. Da rief
Percy: «Daisy, du mußt jetzt setzen.» Mary, furchtbar aufgeregt: «You call her
Daisy, but why? Shall I call her Daisy too?» Percy: «That was her nickname in
Lesmona.» Ich: «Bitte, nennt ihr mich aber nicht so.»
    Nachher liefen die Kinder weg, und als
wir zum Tee herübergingen, sagte Percy leise zu mir: «How awful it all is.» Wir
waren einen Augenblick allein im Zimmer, ich stand am Fenster und hatte die
Hand auf die Fensterbank gelegt. Er legte sofort seine Hand drauf, und ich
sagte: «Percy, denke nicht, daß ich hierher gewollt habe, ich habe meinen Vater
angefleht, mich mit in die Schweiz zu nehmen, aber er wollte es nicht, weil ich
mir doch früher immer so gewünscht hatte, hierherzukommen. Es ist schrecklich,
daß ich jetzt durch mein Hiersein unsere Qual verlängere.» Er: «Unsere? Du meinst wohl meine?» Ich: «Nein, meine genau so.» Dann sagte
ich rasch: «Ich glaube, daß Onkel Herbert irgend etwas über uns an Tante Ellen
und Onkel Christian geschrieben hat.» Er: «Ich habe auch den Eindruck. Wenn du
willst, daß ich ganz wegbleibe, kannst du es mir sagen.» Ich: «Das mußt du
machen, wie du willst.» Er: «Ich habe immer Sehnsucht, dich zu sehen.» Ich:
«Ich auch nach dir, es ist solche Erlösung, ein Wort mit dir zu sprechen.»
Percy: «Bist du noch so unglücklich?» Ich: «Das siehst du doch wohl, ich wäre
am liebsten tot.» Dann kam Greta herein. Aber so kurz unser Gespräch gewesen
war, es war doch eine Erlösung.
    Ihr wollt also vor Ostern wieder in
Hannover sein, und ich kann mir denken, wie sehr Ihr Euch auf die süße Etage
freut. Eure Einladung, gleich nach London zu Euch zu kommen, nehme ich mit
tausend Dank an.
    In inniger Liebe
    Deine Matti
     
     
    London, Donnerstag, den 4. April 95
    Liebe einzige Bertha!
    Tausend Dank für Eure Karten und zwei
liebe Briefe, die Gottseidank nur Glück und Freude atmen. Bei mir ist es aber
gerade umgekehrt, und ich will es Euch nun erzählen. Du hast es neulich schon
geschrieben, wie sehr Du Dich darüber sorgtest, daß ich hier wieder mit Percy
zusammenkäme und daß nun alles von vorne wieder anfangen würde. Ich hatte die
zwei Briefe von Rudi aus Italien in meinem letzten Brief an Dich mit eingelegt,
damit Ihr selbst einmal lesen könnt, wie er mir schreibt. Er könnte alle diese
Briefe genau so gut an ein fremdes Fräulein Meyer schreiben. Alles dieses und
das Wiedersehen mit Percy hatte mich so verrückt gemacht, daß ich mir plötzlich
sagte: «Nein, ich kann es nicht mehr — ich will jetzt an Papa schreiben.» Also
wartete ich in der Nacht auf Dienstag, bis Onkel Christian mit seinem
Kontrollgang vorbei war, machte Licht und schrieb in der Stille der Nacht an
Papa. Erst zerriß ich drei Briefe, und den vierten kurzen, den ich folgen
lasse, couvertierte ich und frankierte ihn. Er lautete:
     
    «Mein
lieber lieber Papa!
    Verzeihe
es mir, daß ich Dir und der geliebten Mutter heute einen sehr großen Kummer
mache, aber ich kann nicht anders. Ich habe

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