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Sommer in Lesmona

Sommer in Lesmona

Titel: Sommer in Lesmona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalene Marga; Pauli Berck
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eingesehen, daß ich mit Rudi nicht
glücklich werden kann, und ich möchte ihm so bald wie möglich abschreiben.
    Es
quält mich schon seit langer Zeit. Bitte verzeiht es Eurer
    Marga.»
     
    Diesen Brief behielt ich in großer
Aufregung den Dienstag über in der Tasche und wollte ihn Mittwoch früh
einstecken, also gestern. Da kommt gestern ein Brief von Papa folgenden
Inhalts:
     
    «Vevey, Hotel du Lac
    Meine
liebe Marga!
    Mama
und ich danken sehr für Deine lieben Briefe und sind froh, daß Du Dich so rasch
eingelebt hast. Aber Onkel Christian schreibt mir heute, daß er und Tante Ellen
sich um Dich sorgen, weil Du keinen glücklichen Eindruck machtest. Ich möchte
Dir nun folgendes schreiben: Kurz nach Deiner Abreise hat Dr. Retberg mir
geschrieben, er hätte den Winter in Dresden gut überstanden und hielte jetzt
noch einmal um Dich an. Ich antwortete ihm, daß die Verlobung Mitte Juni
veröffentlicht werden könnte. Gleichzeitig machte ich dem alten Bürgermeister
Retberg meinen ersten Besuch, um ihm dieses mitzuteilen. Er war sehr glücklich
darüber. Auch Heinz und Rena und unserer ganzen nächsten Familie habe ich es
dann mitgeteilt. Alle freuten sich!! Die Anzeigen sind gedruckt. Sollte
Deine Verstimmung mit Deiner Verlobung zusammenhängen, was wir ja nicht wissen,
so bitte ich Dich, zu bedenken, daß Du selbst diese Verlobung gewünscht hast,
ausdrücklich gegen unseren Willen, weil wir Retbergs Lungenerkrankung beanstandeten.
Du hast Dich drei Mal ‹beinahe› verlobt. Mit Hans W. habe ich es inhibiert.
Martin und Egon P. haben den rechten Moment verpaßt, den Dr. Retberg nun gerade
erwischt hat. Auch mit Eugène war es sehr problematisch, und oft warst Du Dir
durchaus nicht klar darüber, ob Du ihm nicht doch Dein ‹Ja› geben solltest. Es
ist ja wohl nicht anzunehmen, daß ein Sechster dazwischengekommen ist! Es kann
doch nicht ewig so weitergehen. Aber wir kennen ja gar nicht den Grund Deiner
Verstimmung, den Du uns bisher vorenthalten hast. Früher wolltest Du durchaus
nach London, und als es nun soweit war, hattest Du keine Lust. Ich rede Dir nun
sehr ernst zu, Deine Launenhaftigkeit zu bekämpfen. Mama und ich glauben an
Deinen guten Kern, aber wir können die Kurven Deines Wankelmutes nicht
verstehen, meine liebe gute Marga.
    Dein Dich innig liebender
    Vater»
     
    Ich habe dann den in der Nacht an Papa
geschriebenen Brief nicht an ihn, sondern an Percy geschickt und gleichzeitig
den von Papa mit an ihn eingelegt. Nun warte ich, was er mir Sonntag sagt. Aber
Du kannst aus dieser Sache sehen, daß Rudi mein Schicksal ist. Auf Papas Brief
werde ich nicht antworten: er hat ja in allem recht, wenigstens soweit er es
übersehen kann.
    In großer Liebe Deine aufgeregte
    Matti
     
     
    London, Montag, den 8. April
    Liebe einzige Bertha!
    Da Ihr nun schon am 10. zurück sein
werdet, soll dieser Brief Euch in Hannover empfangen und soll Euch meine
liebevollen Grüße bringen. Ich kann es kaum abwarten, bis ich bei Euch bin. Nun
habe ich Dir, mein lieber Engel, solche Unruhe bereitet mit meinem Kummer, und
das grämt mich sehr.
    Gestern kam sonntags wieder Percy. Er
sah sehr elend aus, er drückte mir fest die Hand, als er hereinkam. Beim Essen
schlug er vor, wir sollten nach Tisch einen Spaziergang machen, es wäre so
schönes Wetter, aber nur Edith, Gustav Quentell und ich hatten Lust. So zogen
wir zu viert ab. Zuerst ging ich mit Gustav Quentell, und nachher kam der
Wechsel. Percy sagte ziemlich wörtlich folgendes: «Ich kann dich nicht
überreden, trotz dieses Briefes von deinem Vater jetzt Dr. Retberg
abzuschreiben. Es wäre für mich eine ungeheure Verantwortung, aber wenn du es
aus dir selbst tust, so gehe ich hier sofort zu unserem Rechtsanwalt und mache
meinem Schwager den Prozeß auf Herausgabe meines Erbteils, und eins will ich
dir sagen, Daisy, wenn es zum Klappen kommt, so kannst du jeden Tag ein ganz
süßes Zimmer, haben bei meinen nächsten englischen Freunden, die ganz nahe bei
mir wohnen. Was dein Leben dort kostet, kann ich leicht bezahlen. Ich habe sie schon
gefragt, und du kannst da bleiben, bis ich dich heiraten kann. Jede Stunde, die
du früher kommst, bedeutet für mich ein Glück. Am Tage bin ich ja im Geschäft,
aber meistens kann ich um 6 bei dir sein, und ich hätte dich dann endlich.» «Percy», sagte ich, «das wäre denn das, was man einen Skandal nennt, und
davor habe ich eine Todesangst, und wir dürfen den Kopf nicht verlieren.» Wir
verabredeten beide, bis zum

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