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Sommer in Lesmona

Sommer in Lesmona

Titel: Sommer in Lesmona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalene Marga; Pauli Berck
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mir gar nicht
ausmalen, und er würde es nie erlauben, denn Percy kann dir doch noch
gar keine Existenz bieten, und es würde eine Ewigkeit dauern, bis es soweit
wäre.» Ich: «Deshalb geschieht es ja auch nicht und bleibt alles, wie es ist — ich
bin so furchtbaren Kämpfen gar nicht gewachsen.» Tante Ellen: «Außerdem hast du
ja selbst deine Verlobung mit Dr. Retberg gewollt.» «Ja», sagte ich, «es war
die Schwäche einer Minute, aber versprich mir fest, daß du meinen Eltern nichts
von Percy sagst.» Sie antwortete: «Ich verspreche es dir fest» und blieb lange
bei mir sitzen und streichelte mich. Und sie wird ihr Wort halten.
    Und nun kann ich nicht mehr und bin in
Kummer
    und Liebe
    Deine Matti
     
     
    Bremen
    29. Mai 1895
    Liebe einzige Bertha!
    Wenn es auch nur zwei so kurze Tage
waren, die ich bei Euch sein konnte, so hat mir die Aussprache doch so gut
getan, und ich danke Euch für alle Liebe und alles Verstehen. Es war auch gut,
daß mich bei Euch die Nachricht von der früheren Veröffentlichung meiner
Verlobung erreichte. Ich seh auch die Gründe ein, aus denen es geschehen muß,
und etwas früher oder später ist ja gleichgültig. Am 2ten ist der Empfang und
am 3ten die Brautgesellschaft in Lesmona, vor der ich so schreckliche Angst
habe! Rudi kommt morgen abend. — Ich komme gar nicht mehr zum Nachdenken. Mein
ganzer Trost ist Euer festes Versprechen, vom 9.-11. incl. hier bei mir zu
sein. Die Einladungen von Rudis Vater etc. gehen morgen an Euch ab.
    Bertha, bete für
    Deine Matti
     
     
    Bremen, den 3. Juni 95
    abends spät
    Meine liebe Einzige!
    Es ist jetzt spät, aber ich muß Dir
noch schreiben. Es war ja so furchtbar! Denke Dir, 24 Personen und mein
Brautfest in Lesmona, wo ich seit einem Jahr nicht gewesen war!! Beim Nachtisch
kam der süße kleine Tuli Berck als Amor mit goldenen Flügeln, sagte ein Gedicht
und brachte ein Geschenk. Nach dem Essen ging ich oben mit Rudi zur Linde. Da
sagte er auf dem Rückweg: «Erst habe ich mir überlegt, ob ich lieber mit dir
oder mit Cata eine Hochzeitsreise machen möchte, aber du hast doch gesiegt.»
Ich brauchte nicht zu antworten, denn Onkel Herbert rief Rudi zu den
Ausgrabungen, die Dausch geschickt hatte. Ich stand da am Weg und hatte
plötzlich eine richtige Vision: Vor mir stand Percy und sagte: «Just one girl
in the world for me, there may be others, you know, but they’re not my pearl.»
Dann hatte ich nur den einen Gedanken, nach Nizza zu kommen. Die anderen waren
nicht in der Nähe, und ich rannte den hinteren Weg außen herum nach Nizza, — da
brach ich vollständig zusammen und weinte herzbrechend. Ich schob die Bank ab,
um den Stein zu suchen, hinter dem der Kasten mit dem Armband gestanden hatte.
Der Stein war noch da, aber er war festgewachsen. Dann küßte ich die Platane in
meiner schrecklichen Verlassenheit, an die er sich so oft angelehnt und die
alles mit uns erlebt hatte, und ich dachte ganz wirklich, ob es nicht
besser wäre, jetzt in die Lesum zu gehen. Ich nahm das Armband und hatte es
noch in der Hand, als ich plötzlich laufende Schritte hörte. Zuerst war ich
furchtbar erschrocken, aber es war nur Max Georgi, der hereingesaust kam, er
sagte: «Ich habe dich weglaufen sehen und wußte, daß du hierher gingst. Aber
Marga, du mußt doch jetzt nicht weinen, nimm dich doch zusammen, bitte beruhige
dich doch und denke doch, wie schrecklich es ist, wenn uns jetzt jemand hier
sieht. Percy ist doch wirklich zu jung für dich, es wäre ein Elend ohne Ende
geworden. Du kannst dich jetzt hier nicht verstecken, und denke doch mal, wenn
Rudi dich jetzt sucht und dich ruft.» Ich: «Er sucht mich nicht, es merkt
überhaupt keiner, daß ich weg bin.» Max sagte, er führe in vier Wochen nach
London, und er wollte es Percy alles erzählen. «Ja», sagte ich schluchzend,
«grüße ihn von mir, und ich trüge immer sein Armband.» «So», sagte Max, «jetzt
will ich sehen, wo die anderen sind, und du wartest hier rechts auf dem Weg,
bis ich wiederkomme.» Er kam bald zurück und sagte, sie gingen alle ins
Vorland. So warteten wir, bis sie den breiten Weg hinunter waren, und gingen
dann ein großes Stück hinterher. Unten an der Lesum packte es mich wieder — da
lag das .liebe Boot, und die tausend Erinnerungen stiegen wieder auf. Max
sagte, um mich abzulenken, daß das Badehaus dort wegkäme, und statt dessen
sollte am Ufer ein Teehaus gebaut werden. Onkel Herbert wollte später eine
Motoryacht kaufen, und es sollte alles anders

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